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Internetkommunikation
Was Facebook mit WhatsApp vorhat

Mit der Kurznachrichten-Anwendung WhatsApp will Facebook seinen Kundenkreis erweitern. Für Unternehmenschef Mark Zuckerberg ergänzt WhatsApp den bisherigen Austausch von Nachrichten bei Facebook. Er zahlt für die Firma 19 Milliarden US-Dollar.

Von Wolfgang Stuflesser | 20.02.2014
    Auf einem Smartphone werden nebeneinander die beiden Apps von WhatsApp und Facebook angezeigt.
    Facebook kauft WhatsApp für 19 Milliarden Dollar (dpa / Michael Kappeler)
    Wer uns gefährlich wird, den kaufen wir einfach auf. Diese Strategie verfolgt das weltgrößte Online-Netzwerk Facebook schon eine Weile: 2012 zahlte der Gründer und Chef Mark Zuckerberg eine Milliarde Dollar für den Bilder-Austauschdienst Instagram, und jetzt ist ihm WhatsApp sogar 19 Milliarden Dollar wert - allerdings größtenteils in Facebook-Aktien.
    Weitere drei Milliarden in Aktien gehen über die nächsten Jahre verteilt an die Gründer und Mitarbeiter von WhatsApp. Ihnen zollte Zuckerberg in der Konferenzschalte zum Ankauf eine Menge Lob:
    "Mit 50 Leuten in der Firma haben sie über fünf Jahre ein Netzwerk aufgebaut, das fast eine halbe Milliarde Nutzer hat. Niemand in der Geschichte der Welt hat vorher so was geschafft."
    Täglich 19 Milliarden Nachrichten
    Tatsächlich ist WhatsApp in den ersten Unternehmensjahren weit schneller gewachsen als etwa Twitter, Skype und sogar Facebook. Vor fünf Jahren starteten die beiden ehemaligen Yahoo-Mitarbeiter Jan Koum und Brian Acton einen Dienst, der, wie die "Financial Times" schreibt, für die SMS so etwas wurde wie Skype fürs Telefonieren: Der leistungsfähigere Ersatz im Internet. WhatsApp-Nachrichten können länger sein als eine SMS, die Nutzer können ähnlich wie bei E-Mails auch Fotos, Audios, Videos oder ihre Standortdaten anhängen und mit mehreren Freunden gleichzeitig kommunizieren.
    Täglich schicken die WhatsApp-Nutzer etwa 19 Milliarden Nachrichten - das ist annähernd so viel wie der gesamte weltweite SMS-Verkehr. Damit schlägt WhatsApp sogar Facebook, sagt Mark Zuckerberg:
    "Unsere Kommunikationsprodukte wie Messenger und Chat werden für die Unterhaltung innerhalb des Facebook-Freundeskreises benutzt und oft für Nachrichten, bei denen es nicht um Echtzeit-Kommunikation geht. WhatsApp und Facebook sind also zwei verschiedene Anwendungsfälle und wir werden nun in beide investieren."
    Irrwitzer Kaufpreis
    Facebook-Gründer Mark Zuckerberg
    Facebook-Gründer Mark Zuckerberg (picture alliance / dpa)
    Facebook setzt damit das eindeutige Signal, dass sie sich beim Thema Kommunikation im Netz von niemandem die Butter vom Brot nehmen lassen. Apple mag die schicksten Smartphones bauen, Google hat in Sachen Suche und Werbung die Nase vorn, aber wer das Internet nutzt, um Kontakt mit Freunden aufzunehmen, soll um Facebook nicht herumkommen. Trotzdem klinge der Kaufpreis von 16 Milliarden Dollar erst einmal irrwitzig, sagt Technik-Journalist David Kirkpatrick beim Fernsehsender Bloomberg:
    "Aber dann habe ich mir die Daten angeschaut: Twitter ist an der Börse 20 Milliarden Dollar wert und unendlich kleiner. WhatsApp gewinnt jeden Tag eine Million Kunden und ist sehr stark in den Entwicklungsländern. Zuckerberg erwartet für WhatsApp in den nächsten Jahren eine Milliarde Nutzer. Es gibt eine sehr begrenzte Zahl von Firmen, die in dieser Liga spielen."
    Probleme mit dem Datenschutz bei WhatsApp
    Was für WhatsApp zum Problem werden könnte, ist das fehlende Vertrauen der Kunden: Die Firma wurde in der Vergangenheit mehrmals von Datenschützern kritisiert: Am Anfang waren die Nachrichten unverschlüsselt. Wer das nötige technische Wissen hatte, konnte einfach mitlesen. Und zumindest theoretisch kann die App auch Telefongespräche mitschneiden.
    In den vergangenen Tagen hatten sich viele Nutzer darüber beschwert und angedroht, zu anderen Diensten zu wechseln. Wie viele das wirklich machen, ist fraglich. Klar ist: Auch WhatsApp kann in Zukunft schnell Konkurrenz bekommen. Nur das jetzt eben Facebook im Hintergrund steht und notfalls einfach mal wieder den reich gefüllten Geldbeutel öffnet.