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Internetkriminalität
Bürger fürchten staatliche Überwachung

Die Zahl von Straftaten im Internet ist laut Bundeskriminalamt seit 2009 stark angestiegen. Manche Übeltäter verschlüsseln die privaten Daten der Nutzer und fordern ein "Lösegeld", andere fangen Tans für das Onlinebanking ab. Die größte Angst der Bürger im Internet ist jedoch eine andere - die vor staatlicher Überwachung.

27.08.2014
    Internetkriminalität hat zugenommen.
    Internetkriminalität hat zugenommen. (dpa / picture-alliance / Karl-Josef Hildenbrand)
    Nur auf den ersten Blick seien die Zahlen zur Onlinekriminalität erfreulich, erklärte der Präsident des Bundeskriminalamtes Jörg Ziercke: "Im Vergleich zum Vorjahr ist die Internetkriminalität laut der polizeilichen Kriminalstatistik in Deutschland mit 64.400 Straftaten zwar statistisch nur um ein Prozent angestiegen. Im Fünfjahresvergleich registrieren wir aber seit 2009 eine Zunahme um 22 Prozent."
    Art der Straftaten hat sich verändert
    Doch tatsächlich sei die Rate wesentlich höher, elf Mal so viele, schätzt der BKA-Präsident, würden überhaupt nicht bei den Behörden aktenkundig. Auch die Aufklärungsquote sei nach wie vor gering: "75 Prozent der Cyber-Straftaten konnten nicht aufgeklärt werden."
    Verändert hat sich im Laufe der Jahre die Art der Straftaten. Deutlich zugenommen hat laut dem BKA-Präsidenten in den vergangenen Monaten zum Beispiel das Phänomen "Ransomware", eine Art digitale Erpressung, bei der Festplatteninhalte durch einen Virus verschlüsselt werden und die Nutzer aufgefordert werden, relativ kleine Geldsummen zu bezahlen, um ihre Daten aus der digitalen Geiselhaft zu befreien. Viele Nutzer hofften, das Problem durch Zahlung des Festplattenlösegeldes schnell aus der Welt zu schaffen. Doch wer zahlt, bekommt häufig genug ebenfalls seine Daten nicht zurück.
    Tans für Onlinebanking im Visier der Straftäter
    Auch beim sogenannten Phishing, ein Begriff, mit dem vor allem das Ausspähen und Missbrauchen von Onlinebankingzugängen und Transaktionsnummern bezeichnet werden, sind die Kriminellen laut Ziercke höchst aktiv, greifen vermehrt auch Mobiltelefone an.
    Ein Ziel sei unter anderem um das sogenannte mTan-Verfahren, bei dem die Transaktionsnummern an ein Telefon geschickt werden, ein Verfahren das bis zur Einführung der Smartphones als relativ sicher galt. Ebenfalls zugenommen haben laut BKA sogenannte Identitätsdiebstähle.
    Größte Angst bei den Nutzern vor staatlicher Überwachung
    Doch die Nutzer haben vor etwas anderem Angst, wie der Präsident des Bundesverbandes IT-und Telekommunikationswirtschaft BITKOM, Dieter Kempf erläuterte: "Wovor hat man den Angst? Wo fühlen sich Menschen bedroht, wenn sie im Internet unterwegs sind? Und die häufigstgenannte Antwort überlasse ich ihrer eigenen Einschätzung, die häufigstgenanntee Antwort ist nämlich: 'Vor Abhöraktionen staatlicher Geheimdienste.'"
    Davor haben, so eine aktuelle Umfrage im Auftrag des BITKOM, 81 Prozent der Deutschen Angst, gefolgt von 68 Prozent, die sich vor Computerviren fürchten.
    Vollständige Sicherheit nicht zu erwarten
    BKA-Präsident Jörg Ziercke und BITKOM-Präsident Dieter Kempf warnten davor, bei der Informationstechnologie einhundertprozentige Sicherheit zu erwarten. Im Digitalen wie im Analogen sei das eine reine Illusion, auch wenn von allen Beteiligten, Nutzern, Herstellern, Anbietern und Polizei, mehr getan werden müsse.
    Ziercke unterstützte daher zum Beispiel das Vorhaben seines Chefs, des Innenministers Thomas de Maizière, ein IT-Sicherheitsgesetz auf den Weg zu bringen, das Anbieter zu IT-Sicherheitsstandards verpflichten soll und auch, teilweise anonyme, Meldepflichten für Anbieter vorsieht, die von Kriminellen angegriffen werden. Dies könnte laut Ziercke auch helfen, das Dunkelfeld der Onlinekriminalität zu verkleinern.