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Investieren in Betongold

Immobilien sind derzeit bei den Deutschen als Geldanlage heiß begehrt. Sie zählen zu den wichtigsten Bestandteilen der Altersvorsorge, fast jeder Zweite nutze dafür eine Eigentumswohnung oder ein Haus, sagt Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes.

Von Brigitte Scholtes | 22.11.2012
    "Bei der selbst genutzten Immobilie fällt auf, dass sie schon in den letzten Jahren auf dem vorderen Platz lag. Von 2011 auf 2012 hat sie allerdings nochmals einen Sprung um glatte sieben Prozentpunkte nach vorne gemacht."

    Bei so viel Nachfrage steigen die Preise, und das schon seit einiger Zeit. Im dritten Quartal kletterten sie nach Berechnung des Verbands deutscher Pfandbriefbanken für Eigentumswohnungen um 4,1 Prozent gegenüber dem Herbst 2011, während der Preisanstieg bei den Eigenheimen im Jahresvergleich mit 2,3 Prozent noch etwas gemäßigter ausfiel. Dass vor allem Eigentumswohnungen teurer werden, zeige das Interesse der Käufer an städtischen Immobilien, meinen die Pfandbriefbanken. Diesen Eindruck bestätigt auch der IVD, der Immobilienverband Deutschland. Dessen Vizepräsident Jürgen Michael Schick meint:

    "Es gibt tatsächlich das Zurück in die Stadt aufgrund der Infrastrukturorientierung, also Schule, öffentliche Verkehrsmittel, Arbeitsplatznähe. Die Infrastruktur wird einfach wichtiger, das Lagethema. Und deswegen ist die Reurbanisierungsdiskussion mittlerweile völlig angekommen, und deswegen haben Sie ja auch die im Verhältnis größten Preissteigerungsraten in den Großstädten und eben nicht in den Umlandgemeinden."

    So sind vor allem in Großstädten wie Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und München 2011 die Preise für neue Wohnimmobilien um neun Prozent gestiegen, im laufenden Jahr erwartet die Deutsche Bundesbank in den sieben größten deutschen Städten sogar einen Preisanstieg um elf Prozent. Deshalb warnt Bundesbankvorstand Andreas Dombret:

    "Preisübertreibungen in einzelnen regionalen Teilmärkten können wir nicht mehr ausschließen."

    Der Quadratmeterpreis für eine Dreizimmerwohnung von 70 qm mit mittlerem Wohnwert liegt in Deutschland zur Zeit bei 998 Euro. Doch das ist eben nur statistisches Mittel. Am teuersten ist es immer noch in München, hat der IVD ermittelt. Hier muss man beim Kauf einer Eigentumswohnung im Schnitt 2350 Euro je Quadratmeter zahlen, und damit das 2,9-fache des Bundesdurchschnitts. In Stuttgart sind es 1950 Euro, in Hamburg 1620 Euro. Anders als die Deutsche Bundesbank oder auch der Versicherungskonzern Allianz sieht der Immobilienverband Deutschland jedoch keine Anzeichen einer Preisblase. So meint dessen Vizepräsident Schick:

    "Wir sehen die Fundamentaldaten im deutschen Immobilienmarkt als völlig gesund an, weil wir von einer steigenden Wohnungsnachfrage berichten können. Wir haben über die Bevölkerungsentwicklung hinaus eine überproportionale Entwicklung der Haushaltszahlen, das heißt also, auf der Nachfrageseite gibt's ein starkes Wachstum, und auf der Angebotsseite ist es so, dass der Wohnungsneubau unterhalb des Bedarfs liegt. Und in dieser Schere liegt sozusagen die Stabilität des deutschen Wohnimmobilienmarktes."

    Außerdem sei ein Aufholprozess zu beobachten, denn das Preisniveau sei immer noch deutlich niedriger als vor 20 Jahren und auch niedriger als im westeuropäischen Ausland. Es gebe auch noch sehr preisstabile Segmente im Immobilienmarkt, sagt Schick:

    "Die Städtegröße zwischen 250- und 500.000 Einwohnern, das ist die klassische Mittelstadt, das ist eigentlich die stabilste, die wir in Deutschland haben, wo die Preisrückgänge in der Vergangenheit am geringsten waren, aber auch das Preiswachstum nicht sehr ausgeprägt ist. Die Volatilität ist auf der Preiswachstumsseite in den Großstädten deutlich stärker ausgeprägt, und beim Preisrückgang in den kleineren Städten. Und das, was wir als Mittelstadt bezeichnen, ist eigentlich der Hort der Stabilität."

    In München zahlt man für ein Einfamilienhaus mit mittlerem Wohnwert 645.000 Euro, für ein Reihenhaus 490.000 Euro. Das ist dreimal so viel wie im Bundesdurchschnitt. Nur in Brandenburg und dem Saarland sind die Hauspreise gesunken. Insgesamt aber haben sich auch im ländlichen Raum die Preise erstmals seit Jahren stabilisiert.