Was haben Football-Star Tom Brady, Schauspieler Ryan Reynolds und Rapper Drake gemeinsam? Sie alle sind in den vergangenen Jahren in die Fußball-Branche eingestiegen und können sich inzwischen Klubbesitzer nennen.
Besonders Reynolds' Engagement beim walisischen Verein Wrexham AFC hat in den vergangenen Jahren für Aufsehen gesorgt. Der Aufstieg Wrexhams von der fünften in die dritthöchste Spielklasse wurde medial ausführlich begleitet. Und Ryan Reynolds, der eigentlich im US-Bundesstaat New York lebt, ist zusammen mit Mitbesitzer und Schauspielkollege Rob McElhenney regelmäßig vor Ort, um die Fortschritte zu begutachten.
"Eine Investition in soziale Anerkennung"
"Ryan Reynolds betrachtete Wrexham als Chance. Es handelte sich um einen Non-League-Club und der Klub ist ein Vehikel für ihn, um audiovisuellen Content rund um seine Eigentümerschaft zu produzieren. Und er hat auch eine sehr, sehr erfolgreiche Dokumentarserie zum Aufstieg von Wrexham produziert", sagt James Corbett von der Sportbusinesspublikation "Off The Pitch".
"Ich denke, es handelt sich generell um ein gutes Investment, denn er stieg für einen niedrigen Preis ein und es ist nicht ausgeschlossen, dass der Klub in zwei Jahren in der Championship, der zweithöchsten englischen Liga spielen wird. Damit würde sich der Wert dieses Investments steigern."
Allerdings ist der Fußball weiterhin eine volatile Industrie, weil Erfolge nicht planbar sind und selbst vormals erfolgreiche Klubs durch ein paar Fehlentscheidungen schnell abrutschen können.
Das hohe Risiko des Investments sieht auch Christoph Breuer von der Deutschen Sporthochschule Köln. "Das klassische und häufig vermutete Motiv ist natürlich, dass man ökonomisches oder finanzielles Gewinnstreben hat. Viel häufiger finden wir tatsächlich im Fußball vor, dass es eine Investition in soziale Anerkennung ist. Und je nachdem, wie man das Investment tätigt, geht es eben auch primär darum, diese Aufmerksamkeitsplattform Profifußball einfach bespielen zu können und ein Teil dieser zu sein."
"Gute Story auf einer Cocktailparty, dass man Teilbesitzer eines Fußballteams ist"
John Mullins von der London Business School sieht eine ähnliche Motivation, besonders für die Superreichen. Er sagt: "Zunächst einmal ist es eine gute Story auf einer Cocktailparty, dass man Teilbesitzer eines Fußballteams ist. Das ist ein Teil. Die andere Story ist, dass diese Leute so viel Geld besitzen, dass sie nicht wissen, wohin damit. Was stellen sie mit all dem Geld nun an? Da könnten sie es auch in etwas Cooles investieren, etwas Interessantes, über das die Menschen sprechen."
Viele der Großverdiener aus der Musikbranche, aus Hollywood oder auch aus dem Profisport suchen mittlerweile nach neuen Geschäftsfeldern. Der kanadische Rapper Drake zum Beispiel investiert in eine Modelinie mit Nike und NOCTA. Eben diese Modelinie wird künftig den italienischen Erstligisten Venezia FC ausstatten.
Dort ist Drake seit kurzem über seine Beteiligung an der Investmentfirma APEX Teileigentümer. Eine Geldspritze von 40 Millionen Euro bewahrte den Traditionsklub vor dem finanziellen Aus. Und: Obwohl Venezia eine sportliche Fahrstuhlmannschaft ist, hat der Verein in den vergangenen Jahren einen gewissen Kultstatus erreicht – vor allem aufgrund der modischen goldfarbenen Trikots, die auch fernab von Venedig und Italien getragen werden.
Christoph Breuer dazu: "Es werden immer mehr Trikots weltweit getragen und das nicht nur zur Sportart oder zu Fananlässen, sondern einige Trikots haben es tatsächlich in den Fashionbereich reingebracht. Und wer da mitspielen will, muss dann auch Teil dieses Business sein. Man muss auch sagen, wenn man sich den Sportartikelmarkt anschaut, dann ist eben aufgrund der großen Anzahl an aktiven Fußballspielern und -spielerinnen das für die Sportartikelbranche nach Outdoor und Running nach wie vor ein sehr großer Teilmarkt, wo eigentlich jeder große Hersteller da mitwirken muss."
Selten EInfluss auf das operative Geschäft
Auf sportliche Entscheidungen wie Spielertransfers oder Startaufstellungen wirken die prominenten Investoren aber selten ein. Generell halten einige Prominente – anders als Ryan Reynolds – deutliche Distanz zu ihren Klubs.
Für John Mullins von der London Business School ist das auch die beste Lösung. "Oftmals sind diese Promi-Eigentümer Teil eines Konsortiums. Sie besitzen nicht den gesamten Klub, ihnen gehört nur ein kleiner Teil. Und sie kooperieren mit jemanden, der weiß, was er tut, der vielleicht vorher schon im Sporteigentümergeschäft in den USA aktiv war, oder anderweitig Geld gemacht hat. Man denke an Jim Ratcliffe in Großbritannien, der als Geschäftsmann sehr viel Geld verdient hat und nun im Fußball aktiv ist."
Ein weiterer Vorteil, dass beispielsweise Drake nur als Teil von APEX am Venezia FC beteiligt ist, liegt wohl darin, dass selbst, wenn der Promi einmal das Interesse am Luxusobjekt verlieren sollte, nicht sofort alles in sich zusammenbricht.