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Irak
Isis nimmt Grenzposten zu Syrien ein

Kämpfer der radikal-islamischen Miliz Isis haben nach Medienberichten einen Grenzübergang zwischen dem Irak und Syrien eingenommen. Dadurch können die Dschihadisten jetzt ungehindert Waffen zwischen Irak und Syrien hin- und hertransportieren.

21.06.2014
    Der von der sunnitischen Terrorgruppe "Islamischer Staat im Irak und in Syrien" (Isis) eingenommene Kontrollpunkt befindet sich im Nordwesten des Irak in der Nähe der Stadt Kaim. Zunächst soll es in der Stadt Gefechte zwischen Isis und der irakischen Armee gegeben haben. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur AP töteten die Islamisten dabei viele irakische Soldaten. Als die Grenztruppen vom Fall der Stadt erfahren hätten, seien sie geflüchtet und die Isis-Kämpfer hätten ihre Stellung eingenommen, meldet Reuters.
    Die Eroberung des Grenzübergangs ist für die Isis von besonderer strategischer Bedeutung. Die Dschihadisten können nun schwere Waffen besser zwischen Syrien und dem Irak verschieben, weil sie die Gebiete auf beiden Seiten der Grenze kontrollieren. Zudem bringt die Einnahme Isis ihrem Vorhaben der Errichtung eines grenzüberschreitenden Gottesstaats auf syrischem und irakischem Gebiet einen Schritt näher. Die Isis-Kämpfer haben sich bereits in einigen Regionen Syriens festgesetzt und gehen im syrischen Bürgerkrieg gegen die Regierungstruppen sowie gegen andere Islamistengruppen. Seit einigen Tagen führen sie auch eine Offensive im Nordirak und sind dabei bereits bis kurz vor Bagdad vorgestoßen. Die Dschihdisten verbreiten Angst und Schrecken in der Region und stellten Bilder von Massenexekutionen ins Internet. Am Samstag kamen bei Kämpfen rund um Tikrit kamen Dutzende Menschen um, darunter viele Angehörige von Armee und Polizei, wie die Nachrichtenagentur dpa meldet.
    Keine Einigkeit innerhalb sunnitischer Fraktion im Irak
    ARD-Korrespondent Björn Blaschke weist allerdings daraufhin, dass es mittlerweile auch Kämpfe innerhalb der sunnitisch-arabischen Fraktion im Irak gebe. Einige Stämme hätten sich bereits gegen Isis gewandt. Aus Kirkuk werden Zusammenstöße mit mehreren Toten gemeldet. Dort sollen sich Isis-Kämpfer und Aufständische der Dschaisch al-Tarika al-Nakschbandia (JRTN) bekämpfen.
    Amerikanische Bevölkerung lehnt Eingreifen im Irak ab
    In Bagdad werden indes die ersten der rund 300 Militärberater erwartet, die US-Präsident Barack Obama in den Irak entsenden will. Die USA wollen die irakische Regierung im Kampf gegen Isis unterstützen - allerdings nicht mit Bodentruppen. Während Obamas demokratische Parteifreunde sich sorgen, dass es am Ende doch mehr Spezialkräfte werden könnten als geplant, kritisieren die Republikaner den Präsidenten für den Komplettabzug der US-Truppen aus dem Irak vor zweieinhalb Jahren, berichtet US-Korrespondent Martin Ganslmeier. Der Abzug der US-Soldaten habe die Stabilität des Irak leichtfertig aufs Spiel gesetzt, sein Nicht-Eingreifen in Syrien die Isis überhaupt erst stark gemacht.
    In Umfragen lehnen drei von vier US-Bürgern den Einsatz bewaffneter Soldaten im Irak allerdings ab. Deshalb ist Obama zurückhaltend, wenn es um militärische Maßnahmen im Irak geht. Priorität hat für ihn eine politische Entschärfung der Krise, möglichst durch die Bildung einer neuen Regierung der nationalen Einheit.
    Rückhalt für Iraks Premier Maliki bröckelt
    Dazu hat auch das Oberhaupt der Schiiten im Irak, Großayatollah Ali al-Sistani, Iraks Premierminister Nuri al-Maliki bereits aufgerufen. "Iraker aller Glaubensrichtungen" müssten die Isis-Rebellen vertreiben. Dem Schiiten Maliki wird vorgeworfen, durch eine Diskriminierung der sunnitischen und der kurdischen Minderheit die Spaltung des Landes vorangetrieben zu haben.
    (nin/jan)