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IS-Miliz
Irak startet Gegenoffensive

Der Irak hat mit einer Offensive für die Rückeroberung der Wüstenprovinz Anbar von der Extremistenmiliz Islamischer Staat begonnen. Neben der Armee sind offenbar auch Freiwillige und Vertreter bewaffneter Stämme an dem Einsatz beteiligt. Kurz zuvor hatten die USA den Irakern mangelnden Kampfeswillen vorgeworfen.

26.05.2015
    Sunnitische Kämpfer im Irak kämpfen mit Regierungstruppen nahe einer Ölraffinerie etwa 200 Kilometer nördlich von Bagdad.
    Sunnitische Kämpfer im Irak kämpfen mit Regierungstruppen nahe einer Ölraffinerie etwa 200 Kilometer nördlich von Bagdad. (AFP / Ahmad Al-Rubaye)
    "Die Operation zur Befreiung Anbars von den IS-Banden beginnt", schrieb Verteidigungsminister Chalid al-Obeidi auf seiner Facebook-Seite. Schiitische Freiwillige, die in den sogenannten Haschd-Milizen organisiert sind, und sunnitische Stammeskämpfer würden die Regierungstruppen verstärken. Einheiten des irakischen Militärs hätten Ramadi, die Hauptstadt der Provinz Anbar, von drei Seiten eingekreist, sagte ein Sprecher des Polizeikommandos von Anbar.
    Der IS eroberte vor gut einer Woche Ramadi und wenige Tage später in Syrien auch die strategisch wichtige Stadt Palmyra. Die Extremisten feierten damit zwei ihrer größten Erfolge. Vor den Kämpfen in Ramadi sind nach UN-Angaben mindestens 25.000 Menschen geflüchtet.
    Luftangriffe gegen den IS
    Auch die syrische Luftwaffe ging gegen Stellungen des Islamischen Staates vor. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana wurden bei dem Angriff auf einen von IS kontrollierten Luftwaffenstützpunkt in der Provinz Rakka mehr als 140 Extremisten getötet. Eine unabhängige Bestätigung der Angaben gibt es nicht.
    Bereits gestern bombardierte Syrien nach Angaben der in London ansässigen syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte Ziele im Umland von Palmyra. Es gab Berichte, nach denen die Islamisten dort Hunderte Menschen, darunter viele Kinder, töten ließen. Auch die USA und ihre Verbündeten griffen Ziele des IS aus der Luft an.
    Nach Kritik aus Washington hatte es zuletzt auch eine Diskussion über den Zustand der irakischen Armee gegeben. So warf US-Verteidigungsminister Ashton Carter den Irakern mangelnden Kampfeswillen vor. Vizepräsident Joe Biden bemühte sich mit einem Lob über die "enormen Opfer" und die Tapferkeit der Soldaten um Schadensbegrenzung. Schließlich kündigte der irakische Regierungschef Haidar al-Abadi die Rückeroberung Ramadis "innerhalb von Tagen" an.
    Die Menschen fliehen aus Ramadi vor der Terrormiliz IS
    Ministerpräsident Abadi geht davon aus, dass Ramadi rasch zurückerobert werden kann. (AFP / Sabah Arar)
    Der Nahost-Experte Guido Steinberg teilt die Kritik an der mangelnden Motivation irakischer Soldaten - und kann die Gründe dafür auch nachvollziehen. "Die Soldaten sind nicht motiviert, für eine Regierung, für eine politische Elite zu kämpfen, die ausgesprochen korrupt ist", sagte er im DLF. Er glaube, dass es mit dieser Regierung tatsächlich sehr schwierig werde, den Islamischen Staat effektiv zu bekämpfen.
    (hba/ach)