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Is was?! Aufreger der Woche
Beten und Bangen in Bayern

Am 21. Juni war der 100. Tag der Großen Koalition und der längste und hellste Tag des Jahres. Doch bald könnte sich der Himmel über der Hauptstadt verdunkeln: Aus Bayern ziehen grau getürmte Wolken nach Berlin. Am Ende des Horizonts bahnt sich eine Merkel-Dämmerung an.

Von Stefan Reusch | 22.06.2018
    20.06.2018, Berlin: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Horst Seehofer (CSU), Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat, nehmen an der Veranstaltung zum Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung im Deutschen Historischen Museum teil. Seit 2015 wird jährlich am 20. Juni an die Opfer von Flucht und Vertreibung weltweit sowie insbesondere an die deutschen Vertriebenen erinnert.
    Graue Wolken zwischen zwei politischen Giganten: Angela Merkel und Horst Seehofer (dpa)
    Gestern war der 100. Tag der Großen Koalition, und: Gestern war der längste Tag des Jahres. Aber, oh nein, es war nicht der sonnigste, grau türmten Wolkenmauern sich, Sturmböen zerrten an eh schon gerupftem Geäst - und aus Bayern erschallt ...
    Schuldigung - das ist Metaphernsalat, aber das ist die Sprache, die derzeit den Blätterwald durchweht. Seehofer, CSU, Problemregion Bayern.
    Die CSU ist eine ganz normale Regionalpartei, so wie der Südschleswigsche Wählerverband, und wie dieser nicht vertreten in 15 von 16 Bundesländern.
    Noch nicht so richtig angekommen
    Die CSU ist beschränkt auf den Freistaat Bayern. Die Bayern wollten ursprünglich gar nicht in die Bundesrepublik mit rein. Letztlich, um des lieben Geldes willen, zwangen sie sich unter das Joch des Föderalismus. Das ist fast 70 Jahre her. Und? Es ist wahr, leider: Bayern ist in Deutschland noch nicht so richtig angekommen. Das macht ein Stück weit ratlos. Denn der Rest Deutschlands unterstützt Bayern.
    No-go-Area für Menschen mit Lederhosenintoleranz
    Weil: Sie gehören zu uns. Man mag ihre Kultur belächeln, das verzweifelte "Mia san mia" - ja. Sie haben aber nicht viel mehr: wenig Steinkohleabbau, so gut wie keine Krabbenfischerei und Bayern ist eine No-go-Area für Menschen mit Lederhosenintoleranz. Nicht genug: Man darf die Bayern auch undankbar finden und provinziell und soweiter, aber man sollte sie zuvörderst bitte doch wahrnehmen als Menschen, die uns bereichern, (die sonst ja auch niemanden hätten zum Bereichern,) Menschen, die auf sich allein gestellt wären, verloren, im Schatten hoher Berge, die auch am längsten Tag kein Fünkchen Licht, kurz gesagt: Integration mag mühsam sein, aber: Wir schaffen das, liebe Bayern.
    Und ihr dürft auch weiter mitregieren. Und auch weiter mit Fußballspielen - erst mal.