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Is was?! Aufreger der Woche
Die FPÖ und das Ibiza-Video: Einmal mit Experten!

Die Affäre um die FPÖ-Allstars HC Strache und Johann Gudenus erschüttert nicht nur die Politik, sondern auch die Charts. In Deutschland wird dagegen die CDU von einem blauhaarigen YouTuber erschüttert. Doch beide machen keine gute Figur.

Von Philipp Walulis | 24.05.2019
Die vier Mitglieder der Vengaboys in schrillen Kostümen auf der Bühne bei einem Konzert in Gelsenkirchen, März 2019
Gehören zu den wenigen Profiteuren der Österreich-Krise: die Vengaboys (Friso Gentsch / dpa)
Österreich in Aufruhr! Seit dem Wochenende bestimmt in unserem Nachbarland nur ein Thema die Diskussion und dominiert die Berichterstattung des ORF:
"Wir schicken ein Dosenbier und ein Flaschenbier ins Rennen. Schmeckt die Jury den Unterschied: Dose oder Flasche?"
Entschuldigung, falscher Clip. Eigentlich ging es darum: Die FPÖ-Allstars HC Strache und Johann Gudenus heimlich gefilmt bei einer Korruptions-Konspiration:
"Das war ein gezieltes, politisches Attentat" (Hans Christian Strache)
Wahnsinn, einfach Wahnsinn
Meint HC Strache das als Opfer? Oder ist das ein Eigenlob?! Jetzt ist auch noch rausgekommen, dass in der Ibiza-Villa die Schnaps-Gläser in Hakenkreuz-Form drapiert waren. Entsetzlich, oder? Gut, ist nicht wahr. Aber angesichts des Wahnsinns der Geschichte durchaus vorstellbar.
Leider wahr: Der Skandal hat dieses zwanzig Jahre alte musikalische Machwerk der Vengaboys an die Spitze der österreichischen iTunes-Charts befördert:
"We’re going to Ibiza. Düdüdüdüdü"
Jetzt sind alle FPÖ-Minister zurückgetreten, Neuwahlen angekündigt und von Kanzler Kurz übergangsweise eine Expertenregierung eingesetzt. Den Zauber dieser Lösung erkennt man schon an folgendem Satz: ‘Möchten Sie, dass Ihr Problem ein Experte löst oder…’ Alles, was nach Experte kommt kann nur verlieren! Denn generell finde ich es sehr begrüßenswert, wenn etwas von einem Experten gemacht wird und nicht von - Beispielsweise - einem Papagei mit Mozart-Perücke.
Jubel bei den Jungwählern
Und dann ist diese Woche auch noch Rezo aufgetaucht. Rezo mit einem Z, der junge Blauschopf aus dem Internet, hat in einem einstündigen Video ordentlich Stimmung gemacht. Unterlegt von pathetischer Musik beschwört er seine
"...demokratische Pflicht, Euch zu bitten: Wählt bitte nicht die SPD. Wählt bitte nicht die CDU. Wählt bitte nicht die CSU."
Ergebnis: Jubel bei vielen Jungen, die seit dem Artikel 13 - Debakel die CDU als nerviges, nicht wegzuklickendes PopUp sehen, dass ihnen den Internet-Genuss verdirbt. Auf der anderen Seite ellenlange Artikel in den Zeitungen dieses Landes, was Rezo denn alles falsch interpretiert und polemisch verkürzt hat. Dazu eine Antwort der CDU, die so elegant war wie Helmut Kohl mit einem Hexenschuss im Porzellanladen. Aber immerhin weiß Rezo, wie man ne Show schmeißt und für Aufmerksamkeit sorgt. Da brauchts dann auch keine Expertise.