Donnerstag, 25. April 2024

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Is was?! Aufreger der Woche
"Einfach mal 'n bisschen träumen"

Ein Wahlprogramm zum Träumen, zwei chinesische Sonderbotschafter im Berliner Zoo und der Gipfel aller Selbstdarsteller - Hauptsache Symbolik und Inszenierung stimmen, dann ist der Inhalt leicht verzichtbar. Die Aufreger der Woche.

Von Sigrid Fischer | 07.07.2017
    Die Polizei setzt Wasserwerfer gegen Demonstranten ein, welche die Schröderstiftstraße in Hamburg blockieren (Bild: imago stock&people)
    Während in Berlin Pandas besucht wurden, war es in Hamburg weniger flauschig. (imago stock&people)
    Merkel: "Hier können Sie einfach noch mal 'n bisschen träumen."
    Merkel: "Wohlstand und Sicherheit für alle" / Seehofer: "Wohlstand und Sicherheit für alle" / Merkel: "Vollbeschäftigung" / Seehofer: "Das blinde Vertrauen gegenüber der Kanzlerin" / Merkel: "Einfach noch mal 'n bisschen träumen" / Seehofer: "Ich hab mich auf jeden Termin gefreut" / Merkel: "Das war 'ne Zusammenarbeit, die hat Freude gemacht" / Seehofer: "Die Freude unterstreich ich" / Merkel: "In völligem Vertrauen miteinander" / Seehofer: "Nicht den Hauch einer Differenz"
    Hallo! Aufwachen! Das war nur das Showprogramm zum Schunkeln, aber nicht die Wirklichkeit! In Wirklichkeit steht im CDU/CSU-Harmonie- und Kuschelprogramm: Ach, ist doch egal, was wir reinschreiben, wir regieren sowieso weiter nach September. Hihihi.
    Drei Minijobs? Selber Schuld.
    Merkel: "Wir haben Lust auf Zukunft."
    Oder so, ist noch ein bisschen unkonkreter. Generalsekretär Tauber brauchte nur 78 Zeichen, um seine völlige Distanz und Ahnungslosigkeit gegenüber den Belangen seiner Wähler zu demonstrieren. Und der grassierenden Politikverachtung noch mehr Zucker zu geben. Drei Minijobs? Selber Schuld, hättest ja was Ordentliches lernen können, meint sein Tweet der Woche. Na klar doch, Herr Tauber. Erwerbsarmut steigt extrem, sagt eine Hans-Böckler-Studie und eine aktuelle Oxfordstudie ergänzt, in 700 Berufsfeldern werden die Tätigkeiten drastisch einbrechen, weil von Maschinen übernommen. Die Tätigkeit des CDU-Generalsekretärs sollte unbedingt dabei sein.
    Pandapolitik
    Merkel: "Einfach mal 'n bisschen träumen"
    Arroganz, Ignoranz herrschen auch gegenüber den Gipfelgegnern in Hamburg. Nimmt man sie ernst? Stellt sich mal jemand ihrer Diskussion, ihren Sorgen und Bedenken, ihren Alternativen? Nee, man verschanzt sich lieber und geht in den Zoo, macht einlullende Pandapolitik.
    So schöne Fotos von der Kanzlerin, mit Träumchen und Schätzchen, wie sie Bambusstangen knabbern und deutsch-chinesische Freundschaft simulieren - diese Fotos toppen doch jedes leere Wahlversprechen.
    Der Gipfel der Inszenierungskunst
    Seehofer/Merkel: "Wohlstand und Sicherheit für alle"
    Symbolik statt Inhalt - darauf stehen sie alle. Der Eine reitet halbnackt durch die Steppe, der Andere spielt "Journalisten verprügeln". Der Nächste hält Hof im Schloss Versailles und seilt sich stunthaft vom Heli ins Atom-U-Boot ab. Nur einer kommt direkt zur Sache: Auch die türkische Amnesty-Führung sitzt jetzt im Knast. Na und? Küsschen hier, Küsschen da. Willkommen bei G20, dem Gipfel der Inszenierungskunst. The show has begun.