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Is was?! Aufreger der Woche
Raus aus der Realität

Vor einem Jahr wurde Donald Trump gewählt - Twitter bedankt sich mit erhöhter Zeichenzahl. Horst Seehofers Tage sind gezählt. Die Jamaikasondierungen verdichten sich, während die Kanzlerin einen Blick auf Menschen werfen will, die in den Paradise Papers nicht vorkommen.

Von Sigrid Fischer | 10.11.2017
    Der Schauspieler Kevin Spacey
    Schwerer Schlag für Kevin Spacey: Nach dem Sex-Skandal wird er nun aus dem Film "Alles Geld der Welt" herausgeschnitten (AFP / Nicholas Kamm)
    Ach wär's doch nur ein Film, dann könnte man den Hauptdarsteller einfach rausschneiden und durch einen anderen ersetzen - so wie Ridley Scott das jetzt mit Kevin Spacey macht. Aber es ist leider Reality pur, in 3D. Ein Jahr Donaldismus, und nein, wir wurden nicht enttäuscht. US-Aktivist Andy von den Yes Men hat's im Corsogespräch diese Woche präzisiert:
    "This asshole in the White House"
    Twitter gratulierte exakt am Jahrestag, Mittwoch, 8.11., und verdoppelte die Zeichenzahl für die präsidentiellen Müllbotschaften. Ich fürchte, soweit reicht sein Sprachschatz gar nicht.
    Trump: "Cofeve."
    Sehr viel klarer klingt das, was die Jamaikasondierer gerade von sich geben, allerdings auch nicht.
    Grosse-Brömer: "Die zwölf Papiere sind verdichtet worden."
    Beer: "Die Punkte verdichten."
    Scheuer : "Die wurden gestern verdichtet."
    Nicht ganz dicht? Aber darin sind sie sich offenbar schon mal einig. Nächste Woche soll Schluss sein, basta, die Kanzlerin will es, sie muss sich ja noch um den Teil der Bevölkerung kümmern, der - ja, wie soll man es formulieren?
    Angela Merkel: "Wo die Menschen aus ihrer sozialen Perspektive heraus Erwartungen an den Staat haben."
    Ok, sie meint die eine Million nerviger Querulanten, die bei der Bundestagwahl einfach zur AFD abgewandert sind. Zwölf Jahre hat sie schön dran vorbei regiert, aber das gehe jetzt nicht mehr, erklärte sie den Wirtschaftsweisen. Die haben der Interims-Kanzlerin ihr Wachstumsmantra dieses Mal auf 458 Seiten überreicht. Steuern senken wollen sie. Äh, also unter Null dann? Oder hab ich da was falsch verstanden?
    Peter Altmaier: "In den Paradise Papers geht es um die gesetzliche Gestaltung von Steuerumgehung."
    Hübsch formuliert vom Finanzminister - Joker Altmaier. Also: Steuern sparen kann schon jeder alleine, dazu braucht keiner den Staat. Umweltweise wären viel notwendiger. Was da gerade in Bonn rumhockt könnte einen Weisheitsschub gebrauchen. Wenn sich schon die Grünen gerade rückstandslos abbaubar machen mit ihrem Jamaika-Kuschelkurs.
    Markus Söder: "Ein reines 'Weiter so' darf es nicht geben!"
    Richtig, Königsmörder Söder, aber der meint was anderes. Kaum gehen kann er vor eingebildeter Wichtigkeit. Den Thron so nah vor Augen. Dass sich nichts ändern wird, wenn man im Freistaat das alte gegen das neue Ministerpräsidentenmodell austauscht, darauf kann man jetzt schon wetten.
    Seehofer: "Dass ein 'Weiter so'"
    Söder: " ... ein reines 'Weiter so'"
    Seehofer: " ... nicht möglich ist."
    Söder: "... darf es nicht geben."
    Beide im Chor: "Wir haben verstanden."