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Is was?! Aufreger der Woche
Versprochen und wieder gebrochen

Ein ehrenwerter Brexit-Streit, ein Spendenmarathon, bei dem man den guten Zweck noch suchen muss, und große Aufbruchstimmung bei den GroKo-Parteien. Vieles wurde versprochen diese Woche - mit mehr oder weniger kurzer Halbwertzeit.

Von Sigrid Fischer | 16.11.2018
    SPD-Chefin Andrea Nahles spricht auf dem Debattencamp in Berlin.
    SPD-Chefin Andrea Nahles frischt auf dem Debattencamp in Berlin ihre Englischkenntnisse auf. (dpa / Jörg Carstensen)
    Claus Kleber: "Beginnen wir mit Horst Seehofer, mal wieder."
    Lieber nicht, sonst muss dieses Is was am Ende, also in zwei Minuten, wieder komplett umgetextet werden, weil nichts mehr stimmt. Bei den anderen Themen der Woche hat man dafür noch etwas mehr Zeit.
    Andrea Nahles: "Wir werden Hartz IV hinter uns lassen."
    Runderneuerung aus dem Englischlexikon
    Auch die alte SPD verspricht sich von sich selbst gerade mehr, als sie halten kann. Außer Rand und Band sind die Genossen, und lassen im Eifer der Neuerfindung mal so richtig den Coolnessfaktor raus. "DC" - DebattenCamp in Berlin-Ost, ohne Dolmetscher kamen die Reporter vor Ort gar nicht klar.
    Frank Capellan: "#spddc, es gibt sessions, stages, speaker, catwalk, meetups, eine chillout area."
    Das geht auf einmal echt fix: 15 Jahre Rumgewürge, und dann zack, Runderneuerung aus dem Englischlexikon. Die Nachhaltigkeit der Veranstaltung – also "sustainability" – die wäre dann noch zu überprüfen, ich meine natürlich zu checken. Der Grokopartner erfindet sich dagegen ganz stinklangweilig neu - auf "Regionalkonferenzen", also quasi Kaffeefahrten, wo den Leuten statt Heizdecken Himmelblau in Tüten angedreht wird.
    Friedrich Merz: "Und dann traue ich mir zu, die AfD mit ihren Wählerinnen und Wählern zu halbieren."
    Anonyme Gönnerherzen
    Das wird gar nicht nötig sein, die AfD zerlegt sich vorher von alleine - im halbseidenen Spendenmarathon. Den guten Zweck der Aktion kennen wohl nur die anonymen Gönnerherzen. Vielleicht gebührt ihnen am Ende sogar großer Dank für das Zerstörungswerk. Aber den zermürbenden Zersetzungsprozess vorher, mit gegenseitigen Schuldzuweisungen und Rücktrittsforderungen, den sollte man möglichst stilvoll gestalten. Die Briten machen es gerade vor: im Unterhaus erst total freundlich tun
    Jacob Rees-Mogg: "My right honourable friend / Theresa May: My honourable friend."
    Very honourable, und dann der ehrenwerten Freundin einen Misstrauens-antrag reindrücken. Das ist die feine englische Art, davon könnten auch die Bayern noch was lernen. A propos, jetzt wären noch 2 Sekunden Zeit für eine flauschige Horst Seehofer Ankündigung. Und?
    Horst Seehofer: "Ich werde, äh..."
    Danke, das reicht auch schon.