Donnerstag, 28. März 2024

Archiv

Is was?!
Aufreger der Woche

Nachdem Bundeskanzlerin Merkel ihren "Schabowski-Moment" wenig genossen haben dürfte bei der Abstimmung über die Ehe für alle, steht nun ein ziemlich bewegtes und bewegendes Wochenende bevor: mit Tour de France ab Düsseldorf und Dreistädte-Tour de Kohl.

Von Philipp Walulis | 30.06.2017
    Bundeskanzler Helmut Kohl äußert sich zu den Ergebnissen des EG-Gipfels am 09.12.1989 in Straßburg
    Bald auf Tour durch Europa: Helmut Kohl (picture-alliance/dpa/Rolf Haid)
    Ausnahmezustand in Düsseldorf: Die Tour de France startet. Anwohner klagen über Behinderungen, Straßensperren und G20-Gipfel-eskes Chaos. Ja, es ist nervig. Aber ist es nicht auch schön, dass eine Tour, die in Deutschland startet und in Frankreich endet, zur Abwechslung mal NICHT den halben Kontinent in Schutt und Asche legt? Dass diesmal unsere europäischen Schwestern und Brüder in Frankreich NUR über gesperrte Straßen und blockierte Innenstädte klagen und wir Deutsche ihnen auch noch einen Teil dieser Bürde abnehmen? So als gelebte europäische Solidarität! Und billiger als ne Griechenland-Rettung ist es allemal.
    Die Tour de Kohl
    Neben der Tour de France wurde diese Woche auch die Tour de Kohl bekannt gegeben. Wie einst bei europäischen Monarchen soll auch sein Leichnam durch die Lande touren. Zuerst im Europaparlament in Straßburg ausgestellt, dann per Hubschrauber nach Ludwigshafen und von dort nach Speyer. Kohls Leistungen für ein friedliches und vereintes Europa unbenommen. Aber ist eine derart eventreiche Leichentour nicht etwas übertrieben? Man könnte ja beinah glauben, dieses Spektakel hätten sich nicht übereifrige Kohl-Verehrer ausgedacht sondern Gunther von Hagens!
    Unverhofft und unverzüglich
    Nicht mehr erleben musste Kohl allerdings zum Glück, was Angela Merkel Anfang dieser Woche auslöste: Sie brachte das "Nein" zur Ehe für alle ins Wanken. Beiläufig auf einer Veranstaltung der Frauenzeitschrift Brigitte in Berlin. Allein das schon auf vielen Ebenen verstörend. Und ihr Wunsch, dass es eher in Richtung Gewissensentscheidung gehen möge, löste eine Kettenreaktion aus: Die Opposition nutzte das salopp Dahingesagte sofort, um der übermächtigen Merkel eins auszuwischen. Abstimmung im Bundestag. Tja. Große Dinge kommen eben nicht mit Ansage, sondern passieren einfach. Kurz vor der Wahl. Die CDU/CSU-Fraktion überrascht und verwirrt. Auf die Frage, ab wann denn der Fraktionszwang aufgehoben und es eine Gewissensentscheidung sei, antwortete deshalb Regierungssprecher Seibert auch.
    "Das tritt nach meiner Kenntnis… ist das sofort… also unverzüglich."