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Is was?!
Der satirische Wochenrückblick

CETA und Mordio! Nach den Wallonen stellen sich jetzt auch die Mallorquiner gegen die EU: Sie fordern mehr Sonnenstunden und weigern sich, am Samstag die Uhren umzustellen. "Lady Brexit" dagegen passt sich der Gunst der Stunde an und reagiert politisch sehr flexibel.

Von Sigrid Fischer | 28.10.2016
    Das Böse in der Gestalt des Clowns "Pennywise" (Tim Curry) terrorisiert in Stephen Kings "Es" eine Kleinstadt.
    Das Böse in der Gestalt des Clowns "Pennywise" (Tim Curry) terrorisiert in Stephen Kings "Es" eine Kleinstadt. (imago/United Archives)
    Was erlaube Magnette? "Bei uns geht alles durchs Parlament", sagt der wallonische Ministerpräsident ganz frech. Will der etwa andeuten, auch in Europa sollten demokratische Standards eingehalten werden? Sollten in Wirtschafts- und Handelsangelegenheiten Bürgerrechte berücksichtigt werden?
    Ja wo kommen wir denn da hin? Damit blamieren wir uns, damit versagen wir, damit werden wir unglaubwürdig. So der offizielle EU-Sprech. Martin Schulz und so. Aber Maddin, in Europa sind es gar nicht nur 3,5 Millionen unbeugsame Wallonen, denen das Ergebnis eurer geheimen Wurschteleien mit Kanada Bauchschmerzen bereiten. Und die mit den Amerikanern natürlich auch. Das sind ne Menge mehr, wenn du sie mal fragen würdest, könntest du sie ganz genau durchzählen.
    Die wackeren Wallonen schreiten nur voran, und sprechen auch weiterhin aus, was für das Europäische Parlament selbstverständlich sein sollte. Deshalb sind sie auch gestern nicht eingeknickt mit der belgischen Einigung. Wenn es nämlich in der dritten Ratifizierungsphase wieder um die gleichen Ärgernisse geht, zack, dann sagen sie wieder: Stop. Ranziges Frittenöl wird ja nach mit der Zeit auch nicht bekömmlicher. Die unbeugsamen Wallonen haben sich einfach ein paar mehr Gedanken zu CETA gemacht als der Rest der europäischen Staaten, und die Knackpunkte übrigens schon vor eineinhalb Jahren benannt. Wahrscheinlich auch den, da weist das Satireportal "Postillon" gestern drauf hin, dass die Kanadier ja Rauschmittel wie Marihuana total freigeben wollen. Na? Vielleicht wird man ihnen am Ende also noch danken: Merci Wallonie.
    Flüchtlinge wegräumen
    Wär nicht schlimm EU, man kann sich irren, Theresa May hat auch noch im Mai heftig gegen den EU-Austritt ihrer Briten angeredet, wie ein geleakter Mitschnitt einer Rede vor einer Bankerrunde jetzt zu Tage beförderte. Und jetzt ist sie eben DIE eiserne Lady Brexit. Was soll's. Hauptsache die EU hält ihr die Ausländer vom Leib. Und das macht sie ja: Flüchtlinge wegräumen vor den nächsten Wahlen. Dieses beliebte Spiel hat Frankreich diese Woche gespielt. Nach Idomeni ist der nächste in Sichtweite gelegene Schandfleck weg, das Wartezimmer vor Großbritannien geräumt. Seit 1999 geht das jetzt so in Calais - Flüchtlingscamp aufgelöst, neues Camp entstanden, immer so weiter. 17 Jahre. Und die EU schaut zu.
    Gruselmasken
    Haben Sie übrigens gemerkt? Bis hierhin ist das ein "Is was?!" komplett ohne US-Wahlkandidaten. Bleibt auch so, kann ich schon versprechen. Weil dieses Jahr andere Gruselmasken an Halloween der Renner sind. Clownsfratzen. Bei uns allerdings kaum noch zu kriegen, die großen Kaufhäuser haben sie aus dem Sortiment genommen. Weil damit Leute erschreckt werden. Äh, geht es darum nicht an Halloween?
    Wettbewerbsverzerrender Sonnenvorteil
    Kurz davor übrigens proben auch die Mallorquiner den Aufstand gegen die EU, sie wollen die Zeitumstellung morgen boykottieren und für immer in der Sommerzeit bleiben. Das heißt sie wollen sich einen wettbewerbsverzerrenden Sonnenvorteil verschaffen. Also gegen diese schreiende Ungerechtigkeit ist CETA ja wohl ein billiger Witz. Apropos, kennen Sie den? Heute ist Weltspartag.