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ISS-Privatisierung
Parteiübergreifender Widerstand gegen Trumps NASA-Pläne

In dieser Woche haben Astronauten außen an der internationalen Raumstation gearbeitet, um sie fit zu machen für die nächste Generation von Raumtransportern. Wenn es nach der Trump-Regierung geht, könnte die Station nur noch wenige Jahre im Dienst sein. Dagegen regt sich breiter Widerstand.

Von Jan Bösche | 18.05.2018
    Die internationale Raumstation ISS, aufgenommen am 23.05.2010 vom STS-132 Space Shuttle Atlantis aus.
    Die internationale Raumstation ISS. (picture alliance/dpa - NASA)
    Der Mond, der Mars - die Trump-Regierung hat große Ziele für die NASA. Bezahlen soll dafür die Internationale Raumstation. Die Regierung will den Betrieb nur noch bis zum Jahr 2025 finanzieren. Dann sollen private Unternehmen für Stationen im erdnahen Weltraum sorgen. Der zuständige NASA-Direktor William Gerstenmaier sagte, die NASA wolle sich aus diesem Gebiet nicht zurückziehen - sie wolle die nötigen Kapazitäten mieten:
    "Wir sehen ein Interesse von Unternehmen am erdnahen Weltraum. Es gibt eine Ahnung, dass man dort Geld verdienen kann. Wir müssen herausfinden, wie wir das ermöglichen können. Wir müssen den richtigen Zeitpunkt finden, wann die Regierungs-Station herunter gefahren wird und private Stationen ihre Arbeit beginnen."
    Das sich private Unternehmen um den erdnahen Weltraum kümmern, ist keine neue Idee. Schon jetzt fliegen Unternehmen für die NASA Fracht zur Internationalen Raumstation. Bald sollen SpaceX und Boeing auch Astronauten dorthin bringen - bislang müssen die Amerikaner für viel Geld Plätze bei den Russen mieten. Der Betrieb einer Raumstation ist aber eine ganz andere Hausnummer. Die NASA lässt sich das zurzeit drei bis vier Milliarden Dollar im Jahr kosten - und sie teilt sich den Betrieb der ISS mit anderen Ländern.
    Zweifel an Alternativen
    Darum gibt es viele Zweifel, ob private Unternehmen die Raumstation wirklich übernehmen könnten oder bis 2025 eine Alternative ins All schießen könnten. NASA-Aufseher Paul Martin senkte schon den Daumen. Er bezweifelt, dass es ein Geschäftsmodell gibt, das ohne Staatsgelder auskommt:
    "So ein Geschäftsmodell braucht eine robuste Nachfrage von Privatunternehmen. Offen gesagt, bisher haben private Unternehmen nur wenig Interesse an der ISS gezeigt, das gibt uns zu denken."
    Es sei Wunschdenken, dass die NASA ab 2025 ihre ISS-Betriebskosten für andere Dinge ausgeben könnte. Erschwerend: Es gebe mehrere Forschungs-Projekte auf der ISS, die bis 2025 noch nicht abgeschlossen seien. Die ISS hat viele Anhänger in der Raumfahrt, aber auch in der Politik. Das wurde jetzt bei einer Anhörung im Senat deutlich. Der Demokrat Bill Nelson sagte, wenn die NASA die Raumstation aufgeben müsse, werde Expertise verloren gehen:
    "Dieses unglaubliche Weltraumlabor aufzugeben, wenn wir am Scheitelpunkt für eine neue Ära der Weltraum-Erforschung sind, ist unverantwortlich und desaströs."
    Nicht aus wissenschaftlichen sondern aus politischen Gründen
    Auch bei Trumps Republikanern gibt es Widerstand gegen die Pläne, die ISS so schnell aufzugeben. Senator Ted Cruz sagte, die Entscheidung sei nicht aus wissenschaftlichen Gründen gefallen, sondern aus politischen:
    "Wir haben so etwas schon zu häufig in unserem Raumfahrt-Programm gesehen, wir müssen daraus lernen: Wenn man ein Programm aus politischen Gründen vorzeitig beendet, kostet das Jobs und verschwendet Milliarden an Dollar."
    Der Widerstand gegen die Trump-Pläne für die Internationale Raumstation ist also parteiübergreifend. Wenn es ums Geld geht, hat der Kongress das letzte Wort. Wenn die Senatoren die Finanzen für die ISS sichern, bleibt aber die Frage, wie die USA für die ganzen anderen ambitionierten Pläne bezahlen wollen, für die Flüge zum Mond und zum Mars.