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Jahresbilanz von Thyssenkrupp
ThyssenKrupp streicht Jobs und Dividende

Der Essener Stahlkonzern ThyssenKrupp hat eine schlechte Jahresbilanz vorgestellt: Hunderte Millionen Euro Verlust führten dazu, dass das Unternehmen die Dividende für die Aktionäre strich. Nun könnten Tausende Jobs wegfallen. Ob die Kürzungen den Konzern aus der Krise ziehen, ist fraglich.

Von Günter Hetzke | 21.11.2019
Ein Hochöfner bei der Arbeit - mit Schutzanzug inmitten von glühendem Stahl.
ThyssenKrupp hat nach hohen Verlusten die Dividende kassiert. Der Konzern rechnet im laufenden Geschäftsjahr unter dem Strich mit noch schlechteren Zahlen. (picture alliance / dpa / Rolf Vennenbernd)
Auch die neue Thyssenkrupp-Chefin bekommt die Krise in ihrem Konzern wohl erst mal nicht in den Griff. Die eingeleiteten Schritte zur Verbesserung der Entwicklung würden im laufenden Geschäftsjahr noch nicht voll durchschlagen, sagte Martina Merz bei der Vorlage der Bilanz 2018/19. Es war der erste große Auftritt der neuen Chefin bei Thyssenkrupp ist. Seit dem 1. Oktober steht mit Martina Merz beim Stahl- und Industriekonzern erstmals eine Frau an der Spitze.
Merz ist Maschinenbau-Ingenieurin, hat viele Jahre bei Bosch gearbeitet, und sitzt u.a. im Aufsichtsrat der Lufthansa. Erst im Dezember 2018 war sie Mitglied im Aufsichtsrat von ThyssenKrupp geworden. Im Februar rückte sie an die Spitze des Aufsichtsrats.
Merz nur Interims-Chefin
Weil der Konzern in der Krise steckt, wurde Vorstandschef Guido Kerkhoff Ende September vom Aufsichtsrat abserviert - und Merz übernahm zunächst das Ruder. Merz ist damit nur Interims-Chefin und ihre Amtszeit als Vorstandsvorsitzende ist auf ein Jahr beschränkt. Die nächste Jahresbilanz wird dann wohl von einer neuen Vorstandsspitze vorgelegt werden.
Eine Fahne mit dem Firmenlogo von Thyssenkrupp weht im Wind.
Thyssenkrupp im Umbruch - Zwischen Firmentradition und Aktionärsinteresse
Der ThyssenKrupp-Konzern mit seinen rund 160.000 Mitarbeitern und Geschäften von Aufzügen bis hin zu U-Booten steckt in der Krise. Zwei Bosse hatten das Handtuch geworfen. Schlüsselrollen in dem Ruhrgebiets-Drama spielen der Großaktionär Cevian und die Chefin der Krupp-Stiftung.
Dividende gestrichen
Im vergangenen Geschäftsjahr fuhr der Konzern nach eigenen Angaben einen Nettoverlust von 304 Millionen Euro ein, nach einem Fehlbetrag von 62 Millionen Euro im Vorjahr. Deshalb strich das Unternehmen die Dividende.
6.000 der 160.000 Arbeitsplätze im Konzern sollen wegfallen, darunter 4.000 in Deutschland. Die Frage ist, ob die Kürzungen ausreichen. Das Geschäft von ThyssenKrupp gliedert sich in viele Geschäftsbereiche, darunter auch Aufzüge. Damit wird das meiste Geld im Konzern verdient. Es gibt Überlegungen bei Thyssenkrupp den Bereich zu verkaufen. Doch hier sind extrem viele Fragen offen.
Ein Grund, warum der Konzern momentan so stark in der Krise ist, sind die gescheiterte Stahlwerkprojekte* in Brasilien und den USA, wo der Konzern Milliarden versenkt hat. Eine Fehlentscheidung, die ThyssenKrupp bis heute nicht wegstecken konnte, nachdem dort schon Anfang 2017 der letzte Schlussstrich wurde.

* Anmerkung der Redaktion: An dieser Stelle wurde ein falscher Begriff korrigiert.