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Jan van Paradijs
Der Astronom mit der großen Energie

Man muss im Leben Prioritäten setzen, sagte der Niederländer Jan van Paradijs immer – und so interessierten ihn vor allem die extremen Objekte im Kosmos, kompakte Sternleichen oder Ausbrüche von Röntgen- und Gammastrahlung. Er hat die Hochenergie-Astrophysik geprägt wie kaum ein anderer.

Von Dirk Lorenzen | 02.11.2019
Jan van Paradijs (1946-1999) im Jahr 1993 bei Beobachtungen mit dem NASA-Compton-Observatorium
Jan van Paradijs (1946-1999) im Jahr 1993 bei Beobachtungen mit dem NASA-Compton-Observatorium (NASA)
In den 1970er-Jahren hat er als erster die Masse eines Pulsars bestimmt. Pulsare enthalten etwa so viel Masse wie die Sonne, haben aber kaum 20 Kilometer Durchmesser. Wie Jan van Paradijs zudem erkannte, sind Pulsare in Doppelsternsystemen Quellen von Röntgenstrahlenausbrüchen.
1997 hat er mit seinem Team entdeckt, dass die mysteriösen Gammastrahlenblitze die energiereichsten Explosionen im Kosmos sind.
Jan van Paradijs war ein brillanter Wissenschaftler und Lehrer, der eine ganze Forschergeneration in Holland und den USA geprägt hat. Freunde und Kollegen schwärmen von seinem Humor und seiner menschlichen Wärme.
Der Gammastrahlenausbruch vom 28. Februar 1997, beobachtet vom niederländisch-italienischen Satelliten BeppoSAX
Der Gammastrahlenausbruch vom 28. Februar 1997, beobachtet vom niederländisch-italienischen Satelliten BeppoSAX (SRON/ASI)
Besucher aus Deutschland verblüffte er mit ausgiebigen Zitaten aus Franz Kafkas "Prozess" oder Berichten, wie gern er als Student an den Straßenschlachten in Amsterdam gegen die Hochzeit der Kronprinzessin Beatrix mit dem Deutschen Claus von Amsberg teilgenommen habe.
Allerdings fügte er lachend hinzu, die Nationalität des Prinzgemahls sei ihm seinerzeit völlig egal gewesen – ihm sei es nur um den Spaß am Krawall gegangen.
Auch sein Leben führte Jan van Paradijs mit extremer Energie. Heute vor 20 Jahren ist er gestorben. Der große Astrophysiker wurde nur 53 Jahre alt.