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Jauch und Varoufakis
"Das ist der eigentliche Skandal"

Eine Woche nach Yanis Varoufakis' Stinkefinger geht Günther Jauch wieder auf Sendung. Eigentlich müsste er sich entschuldigen, sagte der Journalist Jens Bergmann im DLF. Erst Jan Böhmermann habe mit seiner Satire die aufklärende Rolle des Journalismus übernommen.

Jens Bergmann im Gespräch mit Burkhard Müller-Ullrich | 22.03.2015
    Verwirrung über den Stinkefinger von Yanis Varoufakis in der ARD-Sendung "Günther Jauch".
    Verwirrung über den Stinkefinger von Yanis Varoufakis in der ARD-Sendung "Günther Jauch". (dpa / picture alliance / I&U TV Produktion GmbH & Co. KG)
    TV-Entertainer Jan Böhmermann und sein Team hätten mit "Varoufake" ein "großes Stück Aufklärung" geschafft, sagte der geschäftsführende Redakteur des Wirtschaftsmagazins "brand eins" und Co-Autor der Bücher "Skandal! Die Macht öffentlicher Empörung" sowie "Medienmenschen: Wie man Wirklichkeit inszeniert". Die vermeintliche seriöse Sendung Günther Jauch dagegen habe bewusst versucht, "zu skandalisieren und den griechischen Minister schlecht dastehen zu lassen".
    Jauch sei sich "nicht zu schade" gewesen, die Stinkefinger-Geste aus dem Zusammenhang zu reißen und habe so suggeriert: Die Griechen verhöhnen uns. "Das ist der eigentliche Skandal, dass man das versucht hat." Vor dem Hintergrund einer "Bild"-Kampagne gegen Griechenland, so Bergmann, sei der Stinkefinger der Jauch-Redaktion wohl als das "Sahnehäubchen" erschienen – doch habe man dabei die Tatsache, dass Varoufakis zum Zeitpunkt der Aufzeichnung noch nicht Minister war und er die Geste in einem anderen Kontext machte, ignoriert.
    Mit Blick auf die USA, wo Aufklärung inzwischen in satirischen Sendungen stattfinde, sagte der Pubilzist: "Wenn in Deutschland die Entwicklung auch in diese Richtung ginge, wäre das traurig."
    Bis zum 22. August können Sie das Gespräch nachhören.