Donnerstag, 25. April 2024

Archiv


Jeder im Business weiß darüber Bescheid

Im mexikanischen Badeort Acapulco ging die Sitzungen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) zu Ende. Die Korruptionsskandale in der FIFA und der UEFA, die seit zehn Tagen weltweit Schlagzeilen machen, waren in Acapulco kein Thema. Das IOC sieht sich auf der sicheren Seite.

Von Jens Weinreich | 26.10.2010
    Weder auf der Vollversammlung aller 205 nationalen Olympiakomitees noch im IOC-Exekutivkomitee gab es einen Tagesordnungspunkt "Korruptionsbekämpfung”. IOC-Präsident Jacques Rogge betonte mehrfach, er begrüße die ersten Maßnahmen der FIFA. Grundlegende Schritte, etwa die Gründung einer Welt-Anti-Korruptions-Agentur analog zur Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), hält er nicht für erforderlich. Die größte Gefahr für den Sport macht Rogge im organisierten Wettbetrug aus. Im Vorfeld der Sommerspiele 2012 in London soll die Zusammenarbeit mit Interpol, anderen Kriminal-Institutionen, Regierungen und das sportinterne Radar-System ausgebaut werden.

    Beim Thema Korruption unter Funktionären verweisen IOC-Offizielle kollektiv auf die angebliche Wirksamkeit so genannter Ethik-Kommissionen - so wie Vizepräsident Thomas Bach:

    "”Man sollte jetzt nicht mittelbar die Integrität der Ethikkommission der FIFA in Frage stellen. Das sind unabhängige, gestandene Persönlichkeiten, die hier ihre Arbeit tun. Und deren Ergebnisse sollte man jetzt abwarten und dann auswerten, ob weitere Schritte erforderlich sind, sei es im Hinblick auf Regeländerungen, sei es auch im Hinblick auf die Struktur von Ethikkkommissionen.""

    Auch Bach hält es nicht für nötig, eine übergeordnete Institution zur Korruptionsbekämpfung aufzubauen. Er verweist darauf, dass das IOC 1999 im Salt-Lake-City-Bestechungsskandal gehandelt habe und zuletzt 2004 einige Stimmenhändler und Lobbyisten suspendiert hat.

    "”Ich will hier und kann nicht mangels Kenntnisse der FIFA vorgreifen. Aber ich bin sicher, dass die FIFA-Ethikkommission durchaus auch das anschaut, was wir damals zusammen in unserer Kommission mit Dick Pound, Jacques Rogge, Keba Mbaye und mir getan haben, und das wir ähnliche Schritte auch von dort erwarten können.”"

    Das IOC hat aber nur wenige der olympischen Agenten verbannt. Jean-Marie Weber etwa, der im ISL-Bestechungsskandal mindestens 138 Millionen Schweizer Franken Schmiergeld an IOC-Mitglieder, FIFA-Offizielle und andere Funktionäre verteilt hat, ist weiterhin im Olympia-Business tätig. Er arbeitet als Berater für mindestens drei IOC-Mitglieder: Issa Hayatou (Kamerun), Scheich Al-Sabah (Kuweit) und Lamine Diack (Senegal).

    Und jeder im Business weiß darüber Bescheid.