Freitag, 29. März 2024

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Jochen Missfeldt und Theresia Enzensberger
Zwei brave Bücher vor historischer Kulisse

Historische Romane haben Konjunktur. Hubert Winkels spricht mit den beiden Berliner Kritikern Tobias Lehmkuhl und Katharina Teutsch über Jochen Missfeldts "Sturm und Stille" und Theresia Enzensbergers "Blaupause".

Katharina Teutsch und Tobias Lehmkuhl im Gespräch mit Hubert Winkels | 14.11.2017
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    Historische Stoffe haben Konjunktur: Die Autorin Theresia Enzensberger (Bild) erzählt die Geschichte einer jungen Frau im Nationalsozialismus, Jochen Missfeldt schreibt aus der Sicht von Theodor Storms Geliebter Doris Jensen (Rosanna Graf)
    Jochen Missfeldt: "Sturm und Stille"
    Rowohlt, Reinbek 2017. 352 Seiten, 22 Euro
    Jochen Missfeldt ist durch und durch Norddeutscher. Nach "Solsbüll" und "Der gespiegelte Himmel" bewies er das auch kürzlich mit seiner Biografie über Theodor Storm. In seinem neuen Roman nun nimmt er die Perspektive von Storms lebenslanger Geliebter Doris Jensen ein, die, weil Storm eine andere heiratete, das Herzogtum für viele Jahre verlassen musste. Die große Aufgabe des Autors bestand darin, nah an den historischen Umständen zu bleiben und gleichwohl nicht kitschig zu werden. Die Kritiker am Mikrofon sind sich nicht ganz einig, hätten sich aber auf jeden Fall eine "emanzipiertere" literarische Darstellungsweise gewünscht.
    Theresia Enzensberger: "Blaupause"
    Hanser, Berlin 2017. 256 Seiten, 22 Euro
    Ebenfalls Einwände dieser Art machten sie gegen Theresia Enzensbergers Roman "Blaupause" geltend, in dem ein junges Mädchen versucht, sich am Bauhaus in Weimar erst, dann in Dessau unter vorwiegend männlichen Künstlern und Handwerksmeistern zu behaupten. Auch hier bliebe der historische Bezug (der Nationalsozialismus) blass und die Leidenschaften der Heldin doch eher zurückgenommen.
    Urteil der Kritiker
    Beide Bücher seien gut lesbar, aber eben doch zu brav.