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Johann Christoph Friedrich Bach
Tastenvirtuose mit empfindsamem Stil

Er ging als der "Bückeburger Bach" in die Geschichte ein: Johann Christoph Friedrich Bach, der zweitjüngste Sohn des berühmten Johann Sebastian Bach, wirkte rund 45 Jahre am Hof der Grafen von Schaumburg-Lippe in Bückeburg. Es war kein sorgenfreies Leben und auch musikalisch musste er Rücksicht nehmen.

Von Helga Heyder-Späth | 26.01.2020
    Porträt von Johann Christoph Friedrich Bach
    Johann Christoph Friedrich Bach deckte musikalisch bis auf die Oper die ganze musikalische Bandbreite seiner Zeit ab (picture alliance / akg-images)
    Geboren 1732 in Leipzig, trat er dort schon im Alter von 17 Jahren seinen Dienst als Hofmusiker an. Den Kontakt hatte vermutlich der ältere Bruder Carl Philipp Emanuel hergestellt. Johann Christoph Friedrich machte eine solide, wenn auch nicht sorgenfreie Karriere.
    "Er hat am Hof ein regelrechtes Leben von einem Untertanen geführt. Da sind viele Belege vorhanden, daran sieht man, dass er auch sehr knapp gehalten wurde, was das Gehalt betraf. Immer wieder gab es Schwierigkeiten, wie er die Familie überhaupt über Wasser gehalten hat", so der Musikwissenschaftler Martin Geck.
    1759 hatte Johann Christoph Friedrich Bach als Konzertmeister die Leitung der Hofkapelle übernommen. Außerdem bewährte er sich – laut einem Zeitgenossen – als zuverlässiger Beamter.
    "Bachs Charakter verdient eine Ehrensäule. Rechtschaffenheit und Seelengüte machen seine Hauptbestandtheile aus. Hiermit verband sich eine Dienstfertigkeit und Gefälligkeit, die ihres Gleichen unter den Künstlern seiner Art selten findet."
    "In seinen Kompositionen wird er auf den Geschmack seines Fürsten immer wieder Rücksicht genommen haben, aber es ist trotzdem sehr erstaunlich, wie er in der Zeit, was die Musik angeht, zuhause ist. Man soll ihn da durchaus nicht unterschätzen."
    Große musikalische Bandbreite
    Für Wilhelm zu Schaumburg-Lippe schrieb Bach zunächst vor allem Instrumentalmusik im konzertanten italienischen Stil. Den würzte er mit dem stürmisch-drängenden Gestus, der Mitte des 18. Jahrhunderts in Mode kam. Seit den 1760er-Jahren komponierte er auch empfindsame Vokalwerke und vertonte dabei gelegentlich Texte des Bückeburger Hofpredigers Johann Gottfried Herder. Seine Leidenschaft aber galt den Tasteninstrumenten.
    "Er soll unter den Brüdern der stärkste Spieler gewesen seyn, und seines Vaters Claviercompositionen am fertigsten vorgetragen haben."
    Das schrieb 1802 der erste Bach-Biograph Nikolaus Forkel und berief sich dabei auf den ältesten Bach-Sohn Wilhelm Friedemann. Johann Christoph Friedrichs Tasten-Virtuosität schätzte auch die Bückeburger Gräfin Juliane, seine prominenteste Schülerin. Ihr brachte er am Klavier jenen empfindsam-frühklassischen Stil nahe, den er vor allem auf seiner einzigen längeren Reise näher kennengelernt hatte. Diese Reise hatte ihn 1778 zunächst nach Hamburg zu Bruder Carl Philipp Emanuel geführt, dann nach London, wo der jüngste Bach-Sohn Johann Christian seine Erfolge feierte.
    Abgesehen von der Oper deckte Johann Christoph Friedrich Bach die ganze musikalische Bandbreite seiner Zeit ab.
    "Die größten Stärken liegen für mich in der Kammermusik, weil er da sein schönes Gefühl für die Individualität der Instrumente zeigen kann, auch der Blasinstrumente, und weil er da auch sehr feine Arbeit zeigt, was etwa den Kontrapunkt betrifft."
    In den 1790er-Jahren ließ Bachs Interesse an neuen musikalischen Entwicklungen nach. Am Bückeburger Hof stellte man ihm einen jüngeren Kollegen an die Seite. Den so entstehenden Zwistigkeiten konnte er nicht lange standhalten. Am 26. Januar 1795 erlag Johann Christoph Friedrich Bach einem "hitzigen Brustfieber". Seine ungleich berühmteren Brüder hatte er um Jahre überlebt. Auch das war ihm zuletzt zur Bürde geworden …
    "… ist doch von meinem seligen Vater männlichen Geschlechts Niemand mehr über, als ich und mein Sohn."