Mittwoch, 24. April 2024

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Johann Gottfried Müthel / Johann Sebastian Bach

Beim Label Harmonia mundi france erschien eine weitere CD mit der Akademie für Alte Musik Berlin, dem noch zu DDR-Zeiten gegründeten selbständigen Orchester, das sich historischen Instrumenten und entsprechender Aufführungspraxis verschrieben hat und meist ohne Dirigent spielt. Auf dem Cover verspricht die CD vor allem das Tripelkonzert Werkverzeichnis 1044 von Johann Sebastian Bach, bei genauem Hinschauen entdeckt man darüber hinaus dann aber auch noch Bachs Cembalokonzert d-moll und - das längste Stück der CD - ein Klavierkonzert von Johann Gottfried Müthel, einem 1728 geborenen Musiker, der 1750 noch wenige Monate beim alten Thomaskantor seine Fertigkeiten im Tonsatz perfektionieren konnte. Nach Bachs Tod hielt der junge Müthel dessen Stil zunächst hoch in Ehren, entwickelte dann jedoch ein eigenständiges künstlerisches Profil, so dass auch sein Klavierkonzert B-Dur viel eher nach Frühklassik als nach Spätbarock klingt: Die Melodie hat auf Kosten der Polyphonie ihren Siegeszug angetreten, es gehr mehr um empfindsamen Ausdruck als um gelehrte Konstruktion. Solistin der neuen Aufnahme ist Christine Schornsheim; sie spielt auf einem Pianoforte, einem Silbermann-Nachbau, doch leider hat die Aufnahmetechnik ihr nach meinem Eindruck einen wenig präsenten, allzu diffusen Klang verpaßt, so dass sich ihr Solopart kaum gegen die dominanten Streicher durchzusetzen vermag. Diesen unbefriedigenden Klangeindruck hinterläßt übrigens auch das Bach'sche Tripelkonzert, auch hier scheint das Pianoforte weiter weg von den Mikrofonen gestanden zu haben als die beiden anderen Solisten oder das Orchester. Doch hören Sie selbst: Hier ist der letzte Satz des Klavierkonzertes B-Dur von Johann Gottfried Müthel. * Musikbeispiel: Johann Gottfried Müthel - Allegro aus: Konzert für Klavier B-Dur Christine Schornsheim und die Akademie für Alte Musik Berlin spielten den dritten Satz aus dem Klavierkonzert B-Dur von Johann Gottfried Müthel. Die Firma Harmonia mundi france veröffentlichte dieses selten zu hörende Werk jetzt zusammen mit zwei Werken Bachs auf CD.

Ludwig Rink | 03.02.2002