Donnerstag, 18. April 2024


Johanna Darmstadt aus Hamburg, geboren am 23.07.1990

Ich bin im Juli 1990 in NRW geboren und habe den größten Teil meiner Kindheit und Jugend in Hamburg - also im ehemaligen "Westen" - verbracht.

06.09.2010
    Das Thema DDR war in meiner Familie nie großes Gesprächsthema, meine Eltern, die beide in der BRD lebten, erzählten mir dafür sehr eindrücklich vom Tag des Mauerfalls. Insofern war mein Bild von Deutschland ein Bild der Einheit, auch im Alltag machte ich bis vor zwei Jahren keine dem entgegengesetzten Erfahrungen. Die Worte "Ossi" und "Wessi" hatte man zwar schon mal gehört, aber in Gebrauch waren sie nie.

    Geprägt wurde meine Vorstellung von der ehemaligen DDR vor allem durch eine Deutschlehrerin, die mit uns das Buch "Sonnenallee" las und viel von ihren Erfahrungen aus der DDR berichtete. Auch der Film "Das Leben der Anderen" trug sehr zu meinem Bild der DDR bei. Dabei bezogen sich die Informationen über Land und Leute meist auf die Politik, es wurde eigentlich immer der Konflikt der Überwachung und Planwirtschaft thematisiert. Somit erschien mir das Thema zwar interessant, aber für mein eigenes Leben, das im Hier und Jetzt abspielte, absolut irrelevant.

    Dies änderte sich mit meinem Umzug nach Rostock vor zwei Jahren. Seitdem ich im "Osten" lebe, begegnet mir das Thema DDR deutlich öfter und ist viel lebendiger und wichtiger geworden. Im Prinzip ist das Thema Ost-West latent Gesprächsthema, mal direkt, mal nur unterschwellig. Es geht weniger um Überwachung und Planwirtschaft, stattdessen werden die guten Seiten des DDR-Lebens betont und unter etwas Älteren Kindheitserinnerungen ausgetauscht.

    Oft heißt es in diesem Zusammenhang auch "bei uns ...", was auf eine immer noch große Identifikation mit der DDR schließen lässt und das immer noch herrschende Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen aus der DDR stammenden Menschen verdeutlicht. Doch dies trifft eher auf etwas ältere Jahrgänge zu, in meiner Generation nimmt diese Tendenz deutlich ab.

    Insgesamt würde ich sagen, dass das Thema DDR in meiner Generation zwar noch existiert, aber eine immer unwichtigere Rolle spielt. Die Freundeskreise sind bunt gemischt und insofern ist es egal, wer woher kommt.