Johannes Itten (1888-1967) war Anhänger der pseudoreligiösen Bewegung "Mazdanan", zu der auch eine eigene Rassenlehre gehört. Für sie warb der Künstler auch noch, nachdem er 1919 als Lehrer ans Staatliche Bauhaus in Weimar berufen wurde. Überliefert sind Texte, in denen Itten beispielsweise eine Atemtechnik propagiert, die "Schlüssel zur weitern Evolutionierung der weißen, arischen Rasse" sei.
"Da gibt es im Umfeld der esoterischen Strömungen, für die Itten sich stark eingesetzt hat, gruseligstes rassistisches Gedankengut, was er mit verarbeitet und in Vorträgen am Bauhaus vorgetragen hat", erklärt Nina Zimmer, Direktorin des Kunstmuseums Bern, im DLF.
Problematische Strömungen am Bauhaus
Genau das werde in der Ausstellung in ihrem Haus thematisiert:
"So gern man immer nur das progressive und das avantgardistische und das internationale Bauhaus hätte, sind es auch sehr rückwärtsgewandte und problematische Strömungen, die dort auch zeitweilig vorherrschten. (…) Wir haben gerade in dem Jubel ‚100 Jahre Bauhaus-Jahr‘ uns vielleicht zu viel auf die sauberen, progressiven Elemente des Bauhauses gestürzt. Interessant ist es ja genau da, wo es Grauzonen gibt."
Mit dem Fall Nolde sei Itten trotzdem nicht unmittelbar zu vergleichen, so Nina Zimmer in "Kultur heute":
"Itten ist sicherlich sehr weit weg von dem, was später nationalsozialistische Rassentheorie wird. Aber es gibt einen Humus von gesamteuropäischen esoterischen Gedanken – da gehört auch Rudolf Steiner, sehr wichtig, dazu –, wo man sich bemüht, die verschiedenen kulturgeschichtlichen Epochen (…) in eine Hierarchie zu stellen und die europäische Kunst an die Spitze dieser Kunstentwicklung zu stellen und die ‚weiße Rasse‘ – ich benutze die Terminologie, die damals von Einigen, unter anderem von Itten, genauso benutzt worden ist – an den Gipfel dieser Entwicklung zu stellen. Da müssen wir heute genau hinschauen."