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John Jacob Astor IV.
Ein Hotel machte ihn unsterblich

Zeitweise gehörten ihm in New York ganze Straßenzüge: John Jacob Astor IV. war einer der reichsten Männer der Welt. Als erfolgreicher Geschäftsmann, Immobilienhändler und Mitbegründer des Luxushotels Waldorf-Astoria stand er im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Beim Untergang der Titanic kam er ums Leben. Heute vor 150 Jahren wurde Astor in New York geboren.

Von Irene Meichsner | 13.07.2014
    Schiffe auf dem Hudson vor der Skyline von Manhattan
    "Colonel Astor hat mehr Hotels und Wolken­kratzer gebaut und besessen als jeder andere New Yorker", schrieb die New York Times. (dpa / picture alliance / Andreas Engelhard)
    "No. 124 - männlich - schätzungsweise 50 Jahre alt - Helles Haar und Schnurrbart. Blauer Anzug, blaues Taschentuch. ... Gürtel mit goldener Schnalle, braune Stiefel mit roten Gummisohlen, braunes Flanell-Hemd, am Kragen die Buchstaben J.J.A."
    Anhand seiner Initialen hat man ihn identifiziert: John Jacob Astor IV. kam im April 1912 beim Untergang der Titanic ums Leben. Er war einer der reichsten Männer der Welt.
    "Colonel Astor hat mehr Hotels und Wolkenkratzer gebaut und besessen als jeder andere New Yorker",
    schrieb die New York Times unmittelbar nach dem Unglück.
    "Zeitweise war er Direktor von zwanzig oder mehr großen Unternehmen, darunter auch Eisenbahnen. Sein Vermögen ist auf hundert bis zweihundert Millionen Dollar geschätzt worden."
    Ein Lebemann, 200 Millionen Dollar schwer
    John Jacob Astor IV. kam am 13. Juli 1864 auf dem Familiensitz in Rhinebeck im US-Bundesstaat New York zur Welt. Sein Urgroßvater war der legendäre Johann Jakob Astor aus Walldorf bei Heidelberg, der nach Amerika ausgewandert war und dort als Pelz- und Immobilien-Händler den sagenhaften Reichtum der Familie Astor begründete. Das Geld ermöglichte auch John Jacob Astor IV. ein sorgenfreies Leben. Er ging zwar jeden Tag nach dem Mittagessen ins Büro, wie man in der Zeitung lesen konnte, ließ es sich ansonsten aber wohlergehen. Astor spielte Tennis, vergnügte sich im Casino, war mit seiner Luxusjacht "Nourmahal" oft wochenlang unterwegs.
    Das Waldorf-Astoria Hotel in der Park Avenue 31 in New York
    Das Waldorf-Astoria Hotel in der Park Avenue 31 in New York (AFP/John Mottern)
    1894 veröffentlichte er einen Science-Fiction-Roman, in dem er sich das Leben von Menschen auf dem Saturn und Jupiter im Jahre 2000 ausmalte. Das Buch stieß in der Presse allerdings nur auf ein ironisch-reserviertes Echo. Schließlich traf Astor eine Entscheidung, die seinen Namen unsterblich machen sollte. Nachdem sein Vetter, William Waldorf Astor, an der Fifth Avenue/Ecke 34. Straße für drei Millionen Dollar das "Waldorf"-Hotel gebaut hatte, beschloss John Jacob Astor, gleich daneben ein noch pompöseres Hotel zu setzen: das 17 Stockwerke hohe "Astoria".

    "Wenn sich die Erwartungen erfüllen, wird es das Größte, bestausgestattete und luxuriöseste Hotel der Welt sein",
    schrieb ein Reporter. Die Vettern beschlossen, beide Hotels zusammenzulegen - so entstand das berühmte „Waldorf-Astoria". Zur Eröffnung am 1. November 1897 drängelten sich die Schaulustigen an der "Peacock Alley", dem Verbindungsweg zwischen beiden Häusern, um einen Blick auf die prominenten Gäste zu erhaschen. Es gab vier Fahrstühle, die meisten Zimmer hatten eigene Bäder. Ein riesiger Ballsaal stand auch für Konzerte und Galadiners zur Verfügung.
    "Früher, war ein Hotel nur zum Übernachten da",
    erklärt Jonathan Stas, heute Marketing-Manager im New Yorker Waldorf-Astoria:
    "Die Familie Astor hat das verändert. Das Hotel wurde zum Zuhause, wo man auch seine privaten Partys feiern konnte"
    Das großartigste Hotel der Welt
    Der Hotel-Betrieb wurde dem Manager Charles Boldt überlassen. Astor investierte weiter in Immobilien und machte mehrere Erfindungen, darunter eine Fahrradbremse. Dass seine Frau die Scheidung einreichte und Astor schon bald darauf die erst 18 Jahre alte Madeleine Force heiratete, nahmen ihm viele übel. Im Herbst 1911 reiste das Paar nach Europa und Ägypten. Die Heimfahrt auf der Titanic endete dann in einer Tragödie. Bis zum Schluss habe sich Astor aber wie ein Gentleman verhalten, berichtete eine Augenzeugin:
    "Wir haben gesehen, wie Colonel Astor seine Frau in ein Rettungsboot setzte und hörten ihn sagen, dass er später folgen würde. Dann wandte er sich mit einem Lächeln an uns und sagte: "Ladys, Sie sind die Nächsten."
    Gentleman bis zum Tod
    Vier Monate nach der Katastrophe brachte Madeleine den gemeinsamen Sohn zur Welt. Und das Waldorf Astoria? Das ursprüngliche Hotel kam in die Jahre, es wurde 1929 abgerissen. Auf dem Grundstück steht heute das Empire State Building. An der Park Avenue entstand das neue Waldorf-Astoria, das später von Conrad Hilton übernommen werden sollte. Für seinen Vater sei es schon immer das Non-Plus-Ultra gewesen, erzählte sein Sohn Barron Hilton:
    "Auf seinem Schreibtisch hatte er stets eine Postkarte mit dem Foto vom Waldorf-Astoria. Und darauf stand: das großartigste Hotel der Welt. Er sagte zu sich: Eines Tages werde ich dieses Hotel erwerben. Und er tat es."