Samstag, 20. April 2024

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Journalismus und Klimawandel
"In der Art, wie die Krise beschrieben wird, liegt die Lösung"

Beim Thema Klima berichteten Medien bislang antivisionär, klickzahlgetrieben und zu neuigkeitsfixiert, kritisiert der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen. Journalisten müssten "langfristiger denken", globale Lösungsmöglichkeiten präsentieren und Nachhaltigkeit als Nachrichtenfaktor begreifen, sagte er im Dlf.

Bernhard Pörksen im Gespräch mit Brigitte Baetz | 17.08.2021
Der Medienwissenschaftler und Autor Bernhard Pörksen liest und diskutiert am 09.06.2018 in Köln auf der 6. phil.cologne.
Der Medienwissenschaftler und Autor Bernhard Pörksen erkennt in der Berichterstattung zur Klimakrise "Muster der falschen Komplexitätsreduktion" (picture alliance/dpa | Horst Galuschka)
Am Beispiel der Klimaberichterstattung zeigen sich aus Sicht von Bernhard Pörksen die generellen Probleme des politischen Journalismus: "das Ausgebranntsein, das Antivisionäre, das Klickzahlgetriebene, das Stichflammenartige".
Pörksen ist Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen und zurzeit Fellow des Thomas Mann House in Los Angeles und dort Zeuge der verheerenden Brände vor Ort. Die Art der Berichterstattung über den Klimawandel steht seiner Meinung nach im Widerspruch zu dessen Krisen- und Katastrophen-Typus. "Der verlangt nämlich das langfristige Denken, das Denken in der langen Linie, die grundsätzliche Auseinandersetzung, die programmatische Polarisierung entlang von Sachfragen und nicht entlang von Fragen der persönlichen Integrität des Charakters, wie wir es im Moment aktuell im Wahlkampf in Deutschland erleben."
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Vom "Chraraktertest-Journalismus" zum "planetarischen Journalismus"

Die derzeitige Berichterstattung bezeichnet Pörksen als "Charaktertest-Journalismus". Dieser führe "vom Programm zur Person, von der Ideologie zu Integrität und von der grundsätzlichen Weltanschauungsfrage und der Debatte über unterschiedliche Konzepte hin zur privaten Moral". Stattdessen brauche es einen "planetarischen Journalismus", der aus der Adlerperspektive Entwicklungen sortiere - "weg von einer rein zeitlich bestimmten Aktualität, weg vom Neuigkeits-Fetisch, hin zu einer Betrachtung der existenziellen Relevanz von einzelnen Themen".
Der Journalismus müsse globale Lösungsmöglichkeiten präsentieren und effektive Formen des Krisenmanagements gegenüber einer kurzatmig gewordenen Politik einklagen, denn "in der Art, wie die Krise beschrieben wird, liegt die mögliche Lösung - oder auch nicht". Hier sei Journalismus in seiner Bedeutung überhaupt nicht zu überschätzen.
Pörksen plädiert zudem dafür, "Nachhaltigkeit als Nachrichtenfaktor" zu begreifen - Journalisten dürften sich dabei aber nicht mit Aktivisten gemein machen: "Hier gilt es sehr präzise und genau zu argumentieren, denn niemand, der sich um die Qualität von Journalismus bemüht und darüber Gedanken macht, kann einen Journalismus wollen, der aktivistisch oder in falschem Sinne alarmistisch ist. Das würde genau das Problem verstärken."
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Gesendet wurde eine gekürzte Version des Interviews. Hier das gesamte Interview im Wortlaut:
Brigitte Baetz: Trotz der direkt erfahrbaren Katastrophen, wie die Überschwemmungen in Deutschland, China und Indien und den Waldbränden in Südeuropa, und trotz der Warnungen von Fachleuten, die zudem nicht einmal besonders neu sind, wirkt die Politik seltsam entschluss- und visionslos. Liegt diese Visionslosigkeit der Politik nicht vielleicht auch an der Berichterstattung der Medien, die eine solche Vision oder einen großen Wurf möglicherweise zu wenig einfordern?
Bernhard Pörksen: Ich würde sagen: definitiv ja. Also sie können natürlich am Beispiel der Klimaberichterstattung Probleme des politischen Journalismus, das Ausgebranntsein des politischen Journalismus, das Antivisionäre, das Klickzahlgetriebene, das Stichflammenartige ganz wie unter einem Brennglas studieren.
Also der Neuigkeitswert-Fetisch, die Orientierung am Hype, die Verherrlichung der Exklusivität, der Geschwindigkeitsrausch, das Interesse an banalen Machtkämpfen und die klammheimliche Verehrung, der klammheimliche Pakt mit Provokateuren ganz unterschiedlicher Couleur - all das können Sie sehen, all das trägt bei zu einer Atmosphäre der radikalen Gegenwartsfixierung, zu einer Atmosphäre des totalen Jetzt, so könnte man sagen.
Und dieses geistige Klima steht vollkommen im Widerspruch zu dem Krisen- und Katastrophen-Typus des Klimawandels. Der verlangt nämlich das langfristige Denken, das Denken in der langen Linie, die grundsätzliche Auseinandersetzung, die programmatische Polarisierung entlang von Sachfragen und nicht entlang von Fragen der persönlichen Integrität des Charakters, wie wir es im Moment aktuell im Wahlkampf in Deutschland erleben.

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"Etwas, das man Charaktertest-Journalismus nennen könnte"

Baetz: Aber gerade ein Wahlkampf wäre ja die Möglichkeit, die Politik parteiübergreifend darauf festzunageln, Visionen zu entwickeln, zu sagen, wir haben jetzt hier ein wirklich extremes Problem, vor dem wir weltweit stehen. Was sind eigentlich ihre Konzepte dagegen?
Pörksen: Ja, genau. Und nach meiner Wahrnehmung ist es ein Wahlkampf, der sich sehr im Klein-Klein, im Antivisionären, im persönlich Spektakulären verliert. Denken Sie an die Debatte, wer hat wann gelacht? Und gibt es davon ein Foto? Denken Sie an die Debatte um den aufgehübschten Lebenslauf der Grünen-Kanzlerkandidatin. Denken Sie an einen politischen Journalisten, der sich darüber erregt, dass Armin Laschet in Büroschuhen ins Katastrophengebiet einmarschiert und was das über seine Eignung für das höchste Amt aussagen mag.
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Kolumne: Warum über Laschets Lachen berichtet werden muss
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Also, all das zeigt, dass wir eigentlich einen Wechsel haben, weg von der Ideologie, weg von der Weltanschauung, hin zur Frage der persönlichen Integrität. Es bildet sich so etwas heraus, das man Charaktertest-Journalismus nennen könnte: also vom Programm zur Person, von der Ideologie zu Integrität und von der grundsätzlichen Weltanschauungsfrage und der Debatte über unterschiedliche Konzepte hin zur privaten Moral.
All das sind Muster, würde ich sagen, der falschen Komplexitätsreduktion in einer Zeit, in der man hart entlang von ganz grundsätzlichen Sachfragen in der langen Linie streiten müsste. Denn gerade jetzt ist ja die Dimension dieser Klimakrise oder der Klimakatastrophe ganz unmittelbar erlebbar.
Ich bin im Moment in den USA tätig, und hier habe ich mich gestern mit einem Technologiejournalisten im Silicon Valley verabredet. Und er sagte, ja, mal sehen, wie es im September wird. Aus Gründen der Pandemie sollten wir draußen sitzen, wir haben das Delta-Virus, aber vielleicht ist da so viel Rauch, dass wir reingehen müssen. Also die Leute kaufen sich hier längst Luftfilter für den Innenraum ihres Hauses, um die drohenden Waldbrände und den Rauch, der da entsteht, um den Gestank, der da entsteht, um das irgendwie abzufedern.
Und das sehen Sie, diese aktuelle Situation, gleichsam in anekdotischer oder in persönlich beschriebener Form, also das Zusammenkommen von ganz unterschiedlichen Krisen, die aus meiner Sicht andere Routinen der Berichterstattung erfordern würden. Also weg von einer rein zeitlich bestimmten Aktualität, weg vom Neuigkeits-Fetisch, hin zu einer Betrachtung der existenziellen Relevanz von einzelnen Themen.
DEU , DEUTSCHLAND : Demonstration von Fridays For Future in Bonn , wegen der Corona-Krise / Corona-Pandemie mit Mundschutz / Maske / Klimademo , 24.07.2020 DEU , GERMANY : Demonstration of Fridays For Future in Bonn , due to the Corona crisis / pandemic the protesters are wearing masks , 24.07.2020 *** DEU , DEUTSCHLAND Demonstration of Fridays For Future in Bonn , due to the Corona crisis Corona pandemic with face mask Klimademo , 24 07 2020 DEU , GERMANY Demonstration of Fridays For Future in Bonn , due to the Corona crisis pandemic the protesters are wearing masks , 24 07 2020
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"Nachhaltigkeit als Nachrichtenfaktor" begreifen

Baetz: Aber ist das nicht auch ein bisschen das Problem der Politik wiederum? Mir ist aufgefallen in diesem Wahlkampf geht es ja wirklich, auch von den Parteien her, nur um die Spitzenkandidaten. Es gab ja mal eine Zeit, da ist ein Wahlkampf bestritten worden mit einer ganzen Regierungsmannschaft, mit einem Schattenkabinett zum Beispiel auch. Also kann man das wirklich nur den Medien vorwerfen?
Pörksen: Nein, definitiv nicht. Sie haben völlig recht. Aus meiner Sicht ist es eine Art Beziehungsdreieck, in dem wir hier denken müssen: Auf der einen Seite ganz gewiss die Medien mit aus meiner Sicht nun überkommenen journalistischen Routinen, Auswahlprozeduren, Mustern der Realitätsbeschreibung, die man im Angesicht dieses Krisentypus überdenken muss. Dann aber auch natürlich das Publikum, fasziniert von der Spektakelpolarisierung oder der plötzlichen Stichflamme. Und schließlich die Politik, die vielleicht im Einzelnen auch Interesse hat, nicht allzu gründlich nachzudenken, nicht allzu grundsätzlich zu argumentieren.
Sie sehen ja, dass bestimmte Themen - Tempolimit, effektive Maßnahmen gegen den Klimawandel, die Auseinandersetzung mit dem Fleischkonsum -, dass die gleichsam mit einem Deutlichkeitstabu belegt sind. Und so entsteht ein Zusammenspiel, würde ich sagen, zwischen dem klassischen Journalismus, den hektisch vor sich hin vibrierenden Boulevardportalen, dem Publikum und der Politik.
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Und trotzdem muss man sagen, der Journalismus ist gerade in dieser Phase überhaupt nicht zu überschätzen in seiner Bedeutung, denn in der Art, wie die Krise beschrieben wird, liegt die mögliche Lösung - oder auch nicht.
Aus meiner Sicht bräuchte es fast jetzt – wenn ich hier einen Moment visionär oder utopisch werden darf – so etwas, was man planetarischen Journalismus nennen könnte: Ein Journalismus, der aus der Adlerperspektive Entwicklungen sortiert, der Nachhaltigkeit als Nachrichtenfaktor begreift, der globale Lösungsmöglichkeiten präsentiert, der effektive Formen des Krisenmanagements einklagt gegenüber einer kurzatmig gewordenen Politik.

"Engagierte Objektivität"

Baetz: Aber es wäre auch ein Journalismus, der sich ein Stück weit von der Herangehensweise "Er sagt dies, sie sag, das" verabschieden müsste, oder? Also der im Grunde auch schon vorgibt, wohin die Reise gehen musste.
Pörksen: Vorgibt im Sinne nicht jetzt der Gesinnungsvorgabe, um Himmels Willen, sondern im Sinne einer kämpferisch verstandenen, einer engagierten Objektivität. Denn wir wissen so viel und es geschieht so wenig. Und genau das ist ja das Dilemma. Aber sie haben völlig recht, aus meiner Sicht ist dieser "Er sagt, sie sagt"-Journalismus ein Ausdruck geistiger Faulheit, intellektueller Bequemlichkeit. Das ist ein, wenn Sie so wollen, dümmliches Neutralitätsideal, das noch nie besonders sinnvoll war, aber dass in Zeiten einer solchen Krise ganz und gar falsche wäre.
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Vielleicht noch ein ergänzender Punkt: Bei dieser Verstärkung der Klärungsenergie, bei diesem streitbaren Bemühen um Objektivität ist natürlich auch etwas nötig, was der amerikanische Ökologie-Journalist Andrew Revkin einmal "truth in labeling" genannt hat, also die wahrheitsgemäße Etikettierung von jemandem, der in den Medien vorkommt: Handelt es sich um einen unabhängigen Experten oder wird er von einem Thinktank bezahlt? Ein Riesenthema hier den USA war ein Thinktank mit faktisch dem Auftrag, das Thema Klimawandel klein zu halten, abzulenken, andere Themen zu setzen, um bloß effektive Regulierung zu verhindern.

Aktivistischer oder alarmistischer Journalismus "würde genau das Problem verstärken"

Baetz: Und es wäre auch ein Journalismus, der sich vielleicht frei machen sollte von dem, was die tägliche Arbeit auch erschwert. Also dass man sich permanent verteidigt gegen Leute, die sagen, Ihr lügt sowieso alle und Ihr habt alle eine eigene Agenda.
Pörksen: Ja, in der Tat. Also natürlich kommen sofort da ganz bestimmte Vorwürfe, klar, Lügenpresse, aber darüber muss man aus meiner Sicht gar nicht reden, denn dieser Vorwurf ist schlicht und einfach absurd.
Andere Vorwürfe sind vielleicht wirksamer, oder bedenkenswerter: der Aktivismus-Vorwurf, der Alarmismus-Vorwurf. Hier gilt es wirklich sehr präzise und genau zu argumentieren, denn niemand, der sich um die Qualität von Journalismus bemüht und darüber Gedanken macht, kann einen Journalismus wollen, der aktivistisch oder in falschem Sinne alarmistisch ist. Das würde genau das Problem verstärken.
Also es geht darum, sich zu verabschieden von dem Geschwindigkeitsrausch, der Glorifizierung von Exklusivität, der Pseudo-Neutralität des "Er sagt, sie sagt" - aber eben nicht umzukippen in einen Aktivismus des bloß Gutgemeinten. Aus meiner Sicht kann das gelingen, über eine Revitalisierung dieses Objektivitätsideals, das aus meiner Sicht sowohl im akademischen Diskurs - und ich kenne mich hier absolut schuldig - wie aber auch in der öffentlichen Debatte vorschnell verabschiedet wird.
Wir haben ja auch im Grunde genommen jetzt, wenn Sie sich anschauen, was einzelne Kolumnisten, Starkolumnisten, machen, eine Rückkehr des Gesinnungsjournalismus unter digitalen, vernetzten Bedingungen. Also der Autor, die Autorin versteht sich als Marke und liefert dann absolut berechenbares Hereindreschen auf die jeweils andere Seite. Man schreibt gewissermaßen für die Gemeinde, und auch das ist natürlich untergründig ein eine Verabschiedung von dem Objektivitätisdeal in einem sehr sinnvollen Sinne.
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Baetz: Ich überlege aber gerade, wie sich das entwickeln könnte. Wir haben ja jetzt auch nicht alle Zeit der Welt, sozusagen, um das umzusetzen. Und Hintergrundberichte gibt es ja auch durchaus. Das heißt, man müsste ab und zu auch einfach sagen: Wir lassen jetzt das eine weg und machen eben dafür mehr das andere?
Pörksen: Ja, unbedingt! Aus meiner Sicht ist der zeitlich verstandene Aktualitätsbegriff - Was ist gerade passiert? - vollkommen überschätzt. In der Regel hat oft das Bedeutung, was sich langsam vollzieht. Das sehen Sie geradezu idealtypisch am Beispiel des Klimawandels. Und es ist ein merkwürdiges Paradox, das wir gerade im Moment erleben: Je wichtiger die langfristige Perspektive ist, je wichtiger und zentraler die grundsätzliche Auseinandersetzung, desto kurzatmiger werden Teile des Journalismus.
Also der zeitlich beschriebene oder zeitlich verstandene Aktualitätsbegriff wird massiv überschätzt. Wichtiger ist ein existenziell verstandener Relevanzbegriff, ein existenziell verstandenes Relevanzkonzept.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.