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Jubiläumsalbum
Der Nino - mehr denn je - aus Wien

Bodenständiger Folk-Rock mit Wiener Idiom: Der Nino aus Wien entwickelt schon seit Jahren eine ganz eigene Sprache in seinen Liedern. Er gibt sich als Bohemien, der eng mit seiner Heimatstadt verbunden ist. Nun legt er sein zehntes Album vor - und zeigt sich darauf in seiner Eigenwilligkeit gereift.

Von Paul Lohberger | 24.10.2018
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    "Es ist schon dieser Wiener Grind, das Abgefuckte, der einen anzieht als Musikant", meint Der Nino aus Wien (Pamela Russmann)
    "Mein Slang, praktisch, kommt aus dem 22. Bezirk – Leute, die von dort kommen, wird das sofort auffallen. Den Deutschen wird's nicht auffallen, ob ich aus dem 7. oder 22. bin, wahrscheinlich", meint der Nino aus Wien. Mit verwuscheltem Haar, schmalen Jeans und Stiefeletten wirkt er etwas stylisher als sein Vorbild Bob Dylan.
    Songtext: "Alle glauben an 'bekifft', aber die Sprache, die du sprichst, ist Donaustädterisch."
    "Wir sind nicht so die Schickeria in Wien"
    Die Wiener Donaustadt: Aus dem Idiom des großen, nordöstlichen 22. Bezirkes und aus seinen eigenen Gedanken entwickelte Der Nino aus Wien die ganz eigene Sprache seiner Lieder – schon Jahre, bevor er sein erstes Album veröffentlichte, stellte er Lieder auf MySpace. Seit damals ging es kontinuierlich bergauf mit der Musikkarriere, aber in verkraftbaren Dimensionen: Der Nino aus Wien spielt sowieso lieber in großen Clubs als in kleinen Hallen.
    "Dass ich mir an eigenen Proberaum leisten kann, ist ein Luxus, wo ich vor Jahren nicht gedacht hätte, dass das geht – das ist schon ziemlich cool. Und ich wird nie so die großen Hits schreiben, ich mein, ich probiers eh – ich mach' meine Musik halt, so gut ich kann, und wenn's den Leuten taugt, ist es cool, ich bin dankbar, dass es so funktioniert wie es ist."
    Der Nino aus Wien mit den Musikern seiner Band
    Der Nino aus Wien mit Band (Pamela Russmann)
    Neben Bob Dylan inspiriert von den Beatles, aber auch von Oasis, begann Der Nino seine Lieder in kleinen Wiener Clubs zu singen und in Konzertcafes, die man in England wohl als Pubs bezeichnen würde. In Wien sagt man Beisln.
    Die Stimmung verrauchter Abende ist ein wiederkehrendes Thema in Ninos Songs und seinem Leben. Hier trifft sich die mehr oder weniger bekannte Boheme. Wenn man sich ins richtige Beisl hineintraut, kann man den Nino mit Marco, dem Sänger von Wanda, oder Voodoo Jürgens antreffen. Vielleicht trinkt die Beisl-Boheme, vielleicht singen sie zusammen …
    "Ja, es ist schon dieser Wiener Grind, das Abgefuckte, der einen anzieht als Musikant. Und es gibt viele Beisln, wo man das ausleben kann in Wien. Und ich treff mich lieber in den dreckigen Beisln, genauso wie viele andere Musikanten in Wien. Wir sind nicht so die Schickeria in Wien."
    Immer eigene Lieder geschrieben
    Die Nummer "Jukebox" ruft große Namen in Erinnerung. Bodenständiger Folk-Rock mit Wiener Idiom: Für die Musikpresse lag der Vergleich mit den Austropop-Stars der 1970er nahe, besonders mit Wolfgang Ambros und Georg Danzer, auch wenn diese für Nino kein bewusster Einfluss waren.
    Mit dem Liedgut des historischen Austropop konnte sich Nino befassen, als der österreichische Liedermacher Ernst Molden 2012 mit ihm das Album "Unser Österreich" aufnahm. Darauf coverten die beiden zum Beispiel einen frühen Song von Georg Danzer.
    "Ich hab nie davor Lieder gecovert, ich hab covern gelernt - weil ich hab' auch nie Gitarre gespielt übers Covern, ich hab' immer selber Lieder geschrieben. Viele lernen Gitarre durch Nachspielen, aber ich wollt' immer ein eigenes Lied schreiben, mit den drei Akkorden, die ich hatte."
    Der Nino aus Wien ist über die Jahre gereift in seiner Eigenwilligkeit - das zeigt Album Nummer zehn. Die Songs darauf sind immer noch verträumt-versponnen, und trotzdem wirkt der Songwriter klarer in seinem Stil: Die Schilderungen sind fokussierter, die Bilder plastisch.
    Welche Pläne gibt es da für die nächsten zehn Jahre? "Ein halbes Jahr im Süden, das wär' cool, und dort ein Album schreiben, oder einen Gedichtband?"