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Jürgen Klinsmann lädt zum U-19-Turnier
"Es gibt kein besseres Integrationsmittel als Fußball"

Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann glaubt fest daran, dass Fußball ein Mittel zur Völkerverständigung und Integration sein kann. "Es gibt einfach nichts besseres als Fußball, um Brücken zwischen Menschen und Kulturen zu bauen", sagte er bei einem Turnier für U-19-Teams in Kalifornien.

Von Kerstin Zilm | 29.07.2018
    Jürgen Klinsmann war bis November 2016 Trainer der US-Fußballnationalmannschaft der Herren.
    Jürgen Klinsmann war bis November 2016 Trainer der US-Fußballnationalmannschaft der Herren. (picture alliance / dpa / Walter Bieri)
    40 Grad. Kein Schatten. Auf dem perfekt gepflegten Rasen der Silverlakes Anlage zwischen Los Angeles und Palm Springs geben acht U-19-Mannschaften alles. Sie wollen ins Finale des internationalen Turniers kommen, zu dem Jürgen Klinsmann eingeladen hat. Drei Jugendmannschaften aus der Bundesliga sind dabei: der deutsche Meister Hertha BSC aus Berlin, Borussia Dortmund und der VfB Stuttgart. Dazu zwei Mannschaften aus Mexiko und drei aus der US-Liga MLS. Spieler und Trainer schlafen in einem Studentenwohnheim in der Nähe. Eine Woche lang werden sie nach den Spielen Kalifornien erkunden.
    "Es gibt einfach nichts besseres als Fußball, um Brücken zwischen Menschen und Kulturen zu bauen", sagt Klinsmann. "Dieser Austausch, ich glaube, der öffnet Welten. Der macht dich toleranter, offener, du lernst dein Gegenüber zu akzeptieren - wo er herstammt, wie er tickt und das macht dich lockerer."
    Wie ein Sechser im Lotto
    Etwas, wovon auf der politischen Ebene in den USA derzeit wenig zu spüren ist. Das macht manchen Sorgen auch im Hinblick auf die WM 2026, die das Land mit Mexiko und Kanada ausrichten wird. US-Präsident Trump beleidigt und provoziert weiter seine Nachbarn. In der Phase der WM-Bewerbung drohte er Ländern, die die nordamerikanische WM-Bewerbung nicht unterstützen, mit politischen Folgen. Kritiker bezeichneten das als kontraproduktiv. Zu Hause punktete Trump mit seiner Taktik. Alexi Lalas, ehemaliger US-Nationalspieler im Fernsehsender FOX: "Kuhhandel ist nichts Neues in Politik, Wirtschaft oder Sport. Eine WM-Bewerbung ist nichts für schwache Nerven. Man kriegt keine Stimmen fürs Nett-Sein. Dass der US-Präsident sich für die WM einsetzt, ist eine gute Sache."
    Die FIFA-Entscheidung für USA, Mexiko und Kanada - sagt Klinsmann - ist wie ein Sechser im Lotto für den US-Fußball. Der hat zuletzt ja einige Rückschläge erlitten: qualifizierte sich nicht für die WM 2018 in Russland, Entlassung von Klinsmann, Rücktritt von dessen Nachfolger Bruce Arena und noch immer gibt´s keinen neuen Chefcoach. Der WM-Zuschlag kommt da wie gerufen, erklärt Klinsmann:
    "Das ist von unglaublicher Bedeutung. Das ist ein Riesenglücksfall für die USA, Mexiko und Kanada. Das gibt medial dem Sport einen Riesenschub - aber auch inhaltlich, dass die Spieler ein Ziel vor Augen haben und sehen: vielleicht bin ich bei der WM dabei. Das ist fantastisch."
    Selbst wenn Donald Trump für eine zweite Amtszeit gewählt wird, ist er 2026 nicht mehr im Weißen Haus. Doch bei den Vorbereitungen muss er mit seinen Kollegen im Süden und Norden zusammenarbeiten. Nach der FIFA-Entscheidung schrieb er in einem Tweet: "Ich habe schwer daran gearbeitet. Wir scheitern nie, und es wird eine tolle Weltmeisterschaft."
    Fußball als Mittel zur Völkerverständigung
    Spieler, die jetzt auf den Fußballfeldern um die Teilnahme im Finale kämpfen, könnten bei der WM in acht Jahren dabei sein. Die Woche in Kalifornien nutzen sie, um zu lernen, wie Mannschaften in anderen Ländern trainieren, um zu erfahren, wie die anderen Spieler leben und um Kalifornien kennenzulernen. Politik spielt dabei keine Rolle, sagen BVB U-19 Kapitän Patrick Osterhage und Torwart Luca Unbehaun:
    "Man unterhält sich ja auch mit anderen Mannschaften und stellt Verbindungen her. Sport verbindet ja auch. Ich glaube, dass man da auch ein Zeichen setzt mit dem Sport gegen die Politik."
    "Viele Menschen haben Spaß am Fußball. Bei so einem Turnier mit internationalen Mannschaften kann man auch über Sachen reden, die nur den Fußball betreffen und alles andere dann mal außen vor lassen."
    Jürgen Klinsmann hofft, dass aus diesen Begegnungen Freundschaften werden. In Sachen Völkerverständigung kann aus seiner Sicht Sport viel erreichen, selbst wenn Präsidenten sich nicht einig sind und wenn Spielerentscheidungen jenseits des Feldes Kontroversen auslösen, wie derzeit im Fall von Mesut Özil:
    "Letztendlich musst du zu dem Einzelnen hingehen und ihn nehmen wie er ist. Und wenn der eine Entscheidung gegen unsere Vorstellungen trifft, dann muss man das akzeptieren und hinnehmen. Also ich denke, es gibt kein besseres Integrationsmittel als den Fußball."