Donnerstag, 25. April 2024


Juli 2013: BildSprache

Im Monat Juli beschäftigen wir uns mit Berührungspunkten von Bild und Text, von bildender Kunst und Literatur. Anregungen hierfür finden wir im Museum Brandhorst in München.

01.07.2013
    Im Zentrum unseres Leitmotivs stehen in diesem Monat ausgewählte Bilder des 2011 verstorbenen amerikanischen Künstlers Cy Twombly. Mehr als 170 seiner Werke, Gemälde, Skulpturen und Zeichnungen, sind im Münchner Museum Brandhorst zu besichtigen. Literatur und vor allem Gedichte gaben dem Künstler immer wieder wichtige Impulse für seine Arbeiten.
    Zu Twomblys sechsteiligen Rosen-Zyklus, der im Jahre 2008 in der italienischen Hafenstadt Gaeta entstanden ist, inspirierten ihn Gedichte von Rainer Maria Rilke, Emily Dickinson, T. S. Eliot, Patricia Waters und Ingeborg Bachmann.
    Indem der Künstler auf seinen riesigen Gemälden Bild- und Textfragmente kombiniert, schafft er eine sehr sensible und lyrische Verbindung von Malerei und Lyrik.

    Eine etwas andere Art der Kombination von Sprache und Bild findet sich in dem Text "Perfekt" aus dem Gedichtband "Abenteuer der deutschen Grammatik" der Lyrikerin Yoko Tawada, in dem sich die gebürtige Japanerin mit den Eigenarten der deutschen Sprache und Grammatik beschäftigt. Im Zentrum des kurzen Gedichtes "Perfekt" steht das Bild einer verwelkenden Blume als Naturschauspiel, an dem Yoko Tawada die Eigenschaften der unvollendeten Zeitform - des Perfekts - veranschaulicht.

    In diesem Monat seid ihr bei der Gestaltung eurer Texte inhaltlich sehr frei. Ihr könnt uns ein Gedicht zu einem selbstgewählten Thema senden. Wichtig ist, dass ihr euch bewusst für ein prägnantes Bild - wie die Blume in Perfekt - entscheidet. Alternativ kann sich euer Gedicht auch mit dem Zusammenspiel von Kunst und Literatur beschäftigen. Vielleicht malt oder fotografiert ihr selber? Dann könnt ihr uns auch ein Bild oder eine Bild - Text - Komposition zusenden. Wir freuen uns auf eure Texte zum Thema "BildSprache".

    Hier findet ihr unsere E-Mail Vorlage.
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    Perfekt

    Es hat geblüht.
    Und indem ich dir davon erzähle
    Blüht es immer noch
    Die Blume ist nicht die letzte Form der Knopse
    Da fehlt noch der amtliche Stempel auf dem Staubblatt
    Sie hat am Fruchtstiel geblutet
    Und sie blutet weiter, indem ich das sage
    Das Perfekt ist eine unvollendete Zeit

    (aus: Yoko Tawada, Abenteuer der deutschen Grammatik, konkursbuch Verlag 2010, Abdruck mit freundlicher Genehmigung des konkursbuch Verlags)

    Yoko Tawada wurde 1960 in Tokyo/Japan geboren. 1982 – 2006 lebte sie in Hamburg, seit März 2006 lebt sie in Berlin. Studium der Literaturwissenschaft in Tokyo (an der Universität Waseda), Hamburg und Zürich. Promotion. Sie schreibt in deutscher und japanischer Sprache Essays, Prosa, Theaterstücke, Hörspiele und Lyrik.

    Stiftung Brandhorst
    Die Udo und Anette Brandhorst Stiftung wurde 1993 gegründet. Mit dem Ertrag des Stiftungskapitals ist der kontinuier-liche Ausbau der Sammlungen zur Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts in einem Maße möglich, wie das mit öffentlichen Mitteln heute undenkbar ist. In Austausch und Absprache mit der Pinakothek der Moderne ergeben sich vielfältige Möglichkeiten, eine Sammlung der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts zu konzipieren und Zug um Zug zu verwirkli-chen. Darüber hinaus sieht die Satzung der Stiftung vor, künstlerische und wissenschaftliche Projekte zu fördern