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Juniorprofessur hat sich bewährt

Die Juniorprofessur hat sich aus Sicht der Stelleninhaber als Qualifizierungsweg bewährt. Mehr als zwei Drittel sind zufrieden mit ihrer Situation. Dies ergab eine Umfrage des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE). Die 2002 eingeführte Juniorprofessur soll die Qualifikation des wissenschaftlichen Nachwuchses verkürzen und Wissenschaftskarrieren attraktiver machen.

23.05.2007
    Kate Maleike: Sie sollten neuen Wind in die Personalstruktur der Hochschulen bringen, die Juniorprofessuren. 2002 wurden sie eingeführt - noch unter der Bundesbildungsministerin Bulmahn - und auch gefördert mit Bundesmitteln bis 2004. Im vergangenen Sommer nun waren sie Gegenstand einer Befragung, die das CHE, das Centrum für Hochschulentwicklung durchgeführt hat, und damals urteilten die Hochschulen, die in einem ersten Schritt befragt wurden, das Berufungsverfahren ist insgesamt anspruchsvoll, die Bewerberqualität ist sehr gut. Nur zeigte sich damals auch, dass die Zahl der Juniorprofessuren hinter dem gesteckten Ziel von 6000 bis zum Jahre 2010 deutlich zurück lag.

    Heute legt das CHE den zweiten Teil der Befragung vor. Diesmal waren die Junior-Professorinnen und -Professoren selbst befragt, und Gero Federkeil hat die Antworten ausgewertet. Wie viel Junior-Profs haben Sie denn insgesamt befragt?

    Gero Federkeil: Ja, wir haben fast 800 angeschrieben und 357 haben sich auch an der Befragung beteiligt.

    Maleike: Hat sich das Instrument der Junior-Professur als Qualifizierungsweg denn aus Sicht der Stelleninhaber bewährt?

    Federkeil: Ja, aus Sicht der Stelleninhaber hat es sich bewährt, das können wir, glaube ich, ganz deutlich als ein zentrales Ergebnis der Studie festhalten. Die Junior-Professoren und Junior-Professorinnen selbst sind überwiegend sehr zufrieden mit dem Instrument, sowohl was das Berufungsverfahren angeht als auch - das ist natürlich auch sehr wichtig -, was ihre Einbindung in die Hochschulen und auch in ihre wissenschaftliche Community angeht.

    Maleike: Was haben Sie sonst als Ergebnis zutage gefördert?

    Federkeil: Das ist zunächst mal der zentrale Befund, dass die Junior-Professoren selbst damit zufrieden sind. Fast drei Viertel haben gesagt, dass sie diesen Weg auch noch mal bestreiten würden, also sich noch mal für eine Junior-Professur entscheiden würden. Darüber hinaus haben wir gesehen - ich glaube, das ist auch ein wichtiger Aspekt -, dass die Frauenanteile in allen Fächergruppen bei den Junior-Professoren zum Teil deutlich über dem Frauenanteil bei den Vollprofessoren liegen und wohl auch über den Frauenanteilen bei den Habilitationen liegen, sodass das sicherlich auch ein Instrument ist, den Frauenanteil in der Wissenschaft etwas zu erhöhen.

    Maleike: Wie sieht es aus mit der Beibehaltung der Habilitation? Hierfür waren sogar einige Bundesländer bis vors Bundesverfassungsgericht gezogen und hatten 2004 auch Recht bekommen. Wie stehen die heutigen Junior-Profs dazu, streben sie parallel die Habilitation an?

    Federkeil: Eine große Zahl der Junior-Professoren strebt nach wie vor parallel noch eine Habilitation an, das zeigen unsere Daten. Etwa ein Viertel hat das feste Ziel, eine Habilitation zu machen, und ein weiteres Viertel etwa spielt zumindest mit dem Gedanken, sodass das nach wie vor quasi parallel zur Junior-Professur auch noch eine Habilitation in vielen Fächern eine große Rolle spielt. Das ist natürlich eine etwas bedenkliche Entwicklung.

    Maleike: Mit dem sogenannten Tenure Track könnten oder sollten Juniorprofessoren ja auch die Möglichkeit bekommen in einem weiteren Schritt eine entfristete Professur, ohne Ausschreibung zu erhalten. Was haben Sie dazu erfahren?

    Federkeil: Das ist ein weiterer Bereich, in dem die Ergebnisse der Studie etwas kritisch stimmen. Also ich finde es bedenklich, dass eigentlich nur wenige Hochschulen die Möglichkeiten eines Tenure Tracks, das heißt die Übertragung einer Vollprofessur nach Ablauf der Junior-Professur eingeführt haben. Insgesamt haben nur 18 Prozent der Befragten angegeben, dass diese Möglichkeit oder diese Option mit ihrer Stelle verbunden ist.

    Maleike: Wie wird denn die Vereinbarkeit von Forschung und Lehrverpflichtung bewertet?

    Federkeil: Also da bringt die Studie so ein bisschen die Ergebnisse zutage, die man bei solchen Befragungen immer kriegt. Natürlich oder erwartungsgemäß sagen alle, dass die Zeit für die Forschung ein bisschen zu kurz kommt und die Lehrverpflichtungen etwa in der Größenordnung dessen liegen, was erwartet und auch befürwortet wird.

    Maleike: Und der Verwaltungsaufwand wahrscheinlich auch zu hoch?

    Federkeil: Genau, der wird auch als zu hoch erachtet.

    Maleike: Herr Federkeil, lassen Sie uns versuchen, so was wie eine Bilanz zu ziehen. Sie haben nun zwei Befragungen durchgeführt - was würden Sie sagen: Hat sich das Modell wirklich durchgesetzt?

    Federkeil: Ich glaube, wir können sagen, die Junior-Professur ist ein Qualifizierungsweg neben anderen geworden. Was sicher nicht eingetreten ist, ist, dass es der dominante oder vorherrschende Weg geworden ist. Da sind die Zahlen nach wie vor zu gering, und auch der Ausbau ist etwas ins Stocken gekommen.

    Maleike: Und wie geht's weiter? Wird es eine etablierte Personalkategorie bleiben oder wird der Junior-Professor irgendwann verschwinden aus den deutschen Hochschulen?

    Federkeil: Im Moment deutet nichts darauf hin, dass er verschwindet. Die gegenwärtigen Ausschreibungszahlen, die lassen erkennen, dass die Zahl in etwa konstant bleiben wird, vielleicht wird es noch ein leichtes Wachstum geben, aber weder einen rasanten Ausbau noch ein Verschwinden der Junior-Professur.

    Maleike: Gero Federkeil vom Zentrum für Hochschulentwicklung. Herzlichen Dank für diese Informationen zur Stimmungslage unter deutschen Junior-Professuren.