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K-1 - Mutter aller Tonbandgeräte

Das Interesse des allgemeinen Publikums war ebenso riesig wie das der Fachleute, als die Firmen AEG und BASF am 16. August 1935 auf der Berliner Funkausstellung der Welt erstes richtiges Tonband vorstellten.

Von Mathias Schulenburg | 16.08.2010
    Das Interesse des allgemeinen Publikums war ebenso riesig wie das der Fachleute, als die Firmen AEG und BASF am 16. August 1935 auf der Berliner Funkausstellung der Welt erstes richtiges Tonband vorstellten, das K-1, in einem großen Koffer, ergänzt von weiteren Koffern und Truhen, die Hilfsgeräte wie Verstärker und Lautsprecher enthielten. Das virtuelle Tonbandmuseum im Internet schwärmt von der Präsentation der technischen Neuheit:

    "Herrliche Gloxinien mit wunderbaren roten Blüten und sattem Grün bildeten einen schönen Kontrast. An den Wänden waren riesige Transparente angebracht, die die Anwendung des Magnetophons illustrierten. Einmal wurde es propagiert für Geburtstagsfeiern, auch Hochzeiten, dann für Betriebsversammlungen. Auf anderen Transparenten wurde auf Verhöre bei der Polizei und die Aufzeichnung politischer Veranstaltungen und so weiter hingewiesen."

    Doch am dritten Tag zerstörte ein Brand von solcher Gewalt die hölzerne Ausstellungshalle "Haus der Funkindustrie" und sämtliche darin befindlichen Tonbandprototypen, dass die Scheiben des Funkturmrestaurants platzten. Dr. Eduard Schüller, der Entwickler der ersten praxistauglichen AEG-Geräte, erinnerte sich so:

    "Ja, es war eine große Katastrophe. Wir saßen an dem Abend noch über unsere Geräte gebeugt und reparierten und sahen alles durch, was am Tage defekt geworden war, denn die Geräte waren natürlich noch sehr störanfällig, und während wir da noch gerade beschäftigt waren, erschallte der Ruf 'Feuer', wir guckten raus und sahen die Flammen emporschlagen am gegenüberliegenden Messestand und es dauerte nur wenige Sekunden und dann brannte die ganze hölzerne Halle lichterloh. Wir mussten schnell sehen, dass wir fortkamen und konnten leider keines von den Geräten mit herausnehmen."

    Aber es waren genügend Ersatzteile verfügbar, auf die Schnelle neue Geräte bauen zu können, auch wurde die Funkausstellung um eine Woche verlängert.

    Mit dem sogenannten Ringkopf, einem speziellen Tonkopf, und einem Tonband aus Kunststoff hatte man Elemente geschaffen, die sich bis zur Digitalisierung halten sollten. Eines aber lag noch im Argen: Die Aufnahmen rauschten. Der "Laternentanz", 1935 mit einer Bandgeschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde aufgenommen, zeigt den Nachteil deutlich. Das Rauschen konnte erst reduziert werden, als per Zufall die sogenannte Hochfrequenzvormagnetisierung entdeckt worden war. Einer der Entdecker, Dr. von Braunmühl, damals bei der Reichsrundfunkgesellschaft in Berlin, erinnert sich im Tonbandmuseum so:

    "Ein Verstärker, der eigentlich die akustischen Schwingungen nur verstärken sollte, machte gleichzeitig sich selbstständig und fing an zu schwingen, das heißt, eine Hochfrequenz entstand, so ähnlich wie das bei einem Sender passiert, zusätzlich zu der verstärkten Niederfrequenz. Und das Ergebnis war zu unserer größten Verblüffung, dass das Störgeräusch schlagartig reduziert war, fast unhörbar geworden."

    Später kamen Rauschverminderungstechniken wie Dolby B und C dazu, die auch das dünne, rauschanfällige Magnetband der Kompaktkassetten HiFi-tauglich machten. Dann setzte die Digitalisierung ein, billige digitale Speicherchips kamen auf, machten anspruchsvolle Aufnahmen zu einem Kinderspiel und das Tonband überflüssig. Gleichwohl: Das Tonband hat aufregende Zeiten festgehalten:

    "Toor, Tooor, Toooooor! ... Dass es sich bei den Abriegelungsmaßnahmen der Zonenmachthaber um eine eklatante Bankrotterklärung handelt ... Happy Birthday, Mr. President ... one giant leap for mankind ..."