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Kabinengespräche
Ansprachen im Sportfilm

Seit den frühen Jahren des Kinos sind Sportler und sportliche Ereignisse ein beliebtes Motiv für Filmemacher. Vor allem Teamsportarten stehen im Mittelpunkt von Sportfilmen und die Rede des Trainers nimmt eine wichtige Rolle ein.

Von Klaas Reese | 03.10.2017
    Film-Szene aus "Any Given Sunday" mit Al Pacino
    Film-Szene aus "Any Given Sunday" mit Al Pacino (Warner)
    Nach der Goldmedaille streben. Die Meisterschaft gewinnen. Einen übermächtigen Gegner bezwingen. Der Sport schreibt Geschichten und aus diesen Geschichten werden Drehbücher. Und wenn sportliche Ereignisse im Mittelpunkt einer Filmhandlung stehen, dann bilden Ansprachen oft einen Höhepunkt in dieser Sportgeschichte.
    US-Schauspieler Matt Damon als Rugby-Teamkapitän Francois Pienaar im Kinofilm "Invictus"
    US-Schauspieler Matt Damon als Rugby-Teamkapitän Francois Pienaar im Kinofilm "Invictus" (Warner Bros.)
    Etwa im Film "Invictus" über den Erfolg der südafrikanischen Rugby-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft 1995. Im Finale versammelt der Teamcaptain Francois Pienaar, gespielt von Matt Damon, seine Mannschaft um sich: "Die Köpfe hoch! Schaut mir in die Augen! Hört ihr das? Lauscht eurem Land. Sieben Minuten. Sieben Minuten! Abwehr, Abwehr, Abwehr. Das ist es. Das ist unser Schicksal!"
    Unsterblich durch den Sieg im Sport
    Der Sieg als Schicksal. Der Triumph als Ziel des Lebens. Der Sport als Chance, um sich unsterblich zu machen. So auch im Film "Miracle". Der Sportfilm handelt vom Eishockeywettbewerb bei den olympischen Spielen in Lake Placid 1980. Es ist - wie "Invictus" - eine Geschichte, die wichtig für das Nationalbewusstsein ist, denn im "Kalten Krieg" hatte der Sieg gegen den Favoriten aus der Sowjetunion positive Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein der Amerikaner.
    Coach Herb Brooks, im Film von Kurt Russel dargestellt, erklärt seinen Spielern die Chance, die sie haben: "Große Momente wachsen aus großen Möglichkeiten. Und die habt ihr hier heute Abend, Jungs. Das habt Ihr euch verdient. Ein Spiel. Wir können zehnmal gegen sie spielen und sie gewinnen neunmal. Aber nicht dieses Spiel. Nicht heute. Heute Abend sind wir das beste Hockey Team der Welt."
    Wer alles gibt, macht nichts falsch
    Sportfilme sind Lehrstücke für Motivation. Vor allem dann, wenn der Coach es schafft, ein Team zusammenzubringen, es in die richtige Richtung zu bewegen, den Spielern Selbstbewusstsein zu geben und ihnen die Angst zu nehmen wie im High-School-Basketball-Film "Hoosier":
    High School-Basketballer beim Korbleger
    High School-Basketballer beim Korbleger (imago sportfotodienst)
    "Vergesst das Publikum. Denkt daran, was ihr hier habt und konzentriert Euch auf das Wichtige. Und: Verliert euch nicht in Gedanken, ob ihr dieses Spiel gewinnt oder verliert. Wenn ihr eure Anstrengung und Aufmerksamkeit darauf konzentriert, euer Potenzial abzurufen, das beste zu sein, was ihr könnt – dann ist es mir egal, was die Anzeigetafel am Ende des Spiels sagt – in meinem Notizbuch sind wir Gewinner. Ok? Gut!" Gene Hackman als Coach Norman Dale, der ein High School Team aus der Provinz zur Landesmeisterschaft führt. Er macht seinen Spielern klar, dass sie nichts falsch machen können, wenn sie alles geben. Selbst eine Niederlage ist dann zu verzeihen.
    Leidenschaft, Einsatz, Hingabe
    Dieser Topos zieht sich durch viele Ansprachen, vor allem von Jugendsportfilmen. So auch im Football-Film "Friday Night Lights". Billy Bob Thornton spielt den perfektionistischen Coach Gary Gaines, der seinen Spielern in der Halbzeit des letzten Spiels des Jahres klarmacht, was es wirklich heißt perfekt zu sein: "Für mich hat Perfektion nichts mit der Anzeigetafel zu tun. Es geht nicht ums Gewinnen. Es geht um Euch und euer Verhältnis zu Euch selbst, eurer Familie und euren Freunden. Perfekt zu sein dreht sich darum, euren Freunden in die Augen zu sehen und zu wissen, dass ihr sie nicht habt hängen lassen – weil ihr ihnen die Wahrheit gesagt habt. Und die Wahrheit ist: Ihr habt getan, was ihr konntet, ihr hättet keinen Funken mehr geben können." Leidenschaft für das Spiel, ganzer Einsatz, volle Hingabe, das ist es, was die Trainer von ihren Spielern erwarten, damit sie sich für ihre harte Arbeit im Training selbst belohnen.
    Ansprache der Wendepunkt im Plot
    Sportfilme zeigen natürlich alle mehr oder weniger die Action auf dem Spielfeld, aber weil es neben der Spannung des Wettkampfes auch wichtige Botschaften zu präsentieren gilt, bilden Ansprachen oft einen Wendepunkt des Plots. Das Paradebeispiel einer solchen inspirierenden Kabinenansprache bietet der Film "Any Given Sunday", in dem Football-Coach Tony D'Amato, gespielt von Al Pacino, es schafft, zunächst sein Team auf den einen Moment, das Spiel, zu fokussieren: "Die Mannschaft ist am Boden. Doch Coach D'Amato weiß, wie man herauskommt aus diesem Tief: "Dieser Weg aus der Hölle ist möglich, wenn man sich Stück für Stück, Inch by Inch, nach oben arbeitet.
    Mit dieser Philosophie des "Every Inch Counts" packt der Coach sein Profiteam: "In diesem Team kämpfen wir um jeden Inch. In diesem Team zerreißen wir uns und jeden um uns herum für diesen Inch. Wir kratzen mit unseren Fingernägeln um diesen Inch, weil wir wissen: Wenn wir jeden dieser Inches zusammennehmen, dann macht das den verdammten Unterschied zwischen Gewinnen und Verlieren. Zwischen Leben und Sterben. Ich sage euch: In jedem Kampf ist der, der dafür sterben würde, der, der diesen Inch gewinnen wird."
    "Every Inch Counts"
    Der Sport als Kampf um Leben und Tod. Football als Teamsport, bei dem es auf jeden Zentimeter ankommt und man nur bestehen kann, wenn jeder sich für das Team, für den anderen opfert. "Jeder Zoll zählt." Das gilt auf dem Footballfeld. Genauso wie im Leben. Und so endet Coach D'Amatos Ansprache mit einer Beschwörung des Teamgedankens und einer rhetorischen Frage: "Ich kann euch nicht zwingen, das zu tun. Schaut euch den Typen neben euch an, schaut ihm in die Augen. Ich denke, ihr werdet einen Menschen sehen, der bereit ist, diesen Inch mit Euch zu gehen. Ihr werdet einen Typen sehen, der sich aufopfern wird für sein Team, weil er weiß: Wenn es darauf ankommt, würdet ihr das gleiche für ihn tun. Das ist ein Team, Gentlemen. Und: Entweder wir rehabilitieren uns jetzt gemeinsam als Team oder wir sterben alleine. Das ist Football, Männer – also, was werdet ihr tun?!"