Vor 200 Jahren wurde Jacques Offenbach geboren

Über Nacht zum "Mozart der Champs-Élysées"

Eine Porträtzeichnung von Jacques Offenbach
Jacques Offenbach hatte mit seinem eigenen Theater auf den Champs-Élysées in Paris von Beginn an großen Erfolg. © imago / Artokoloro
Von Michael Stegemann · 20.06.2019
Schon als Kind tritt Jacques Offenbach mit seinen Geschwistern in Gasthäusern auf und zeigt sein musikalisches Talent. Von dort führt der Weg steil nach oben. In Paris komponiert er einige der berühmtesten Melodien der Musikgeschichte.
Der "Höllengalopp" aus Jacques Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt" – eines der berühmtesten Musikstücke aller Zeiten. Aber auch das ist Jacques Offenbach: Musik für die große Synagoge von Köln, in deren Schatten Jakob Offenbach am 20. Juni 1819 geboren wird, als siebtes von zehn Kindern des Kantors Isaac Offenbach.
Der kleine "Köbes", wie er gerufen wird, lernt Geige und Cello spielen, tritt schon als Kind mit zwei Geschwistern in Gasthäusern auf und zeigt so viel musikalisches Talent, dass ihn der Vater 1833 nach Paris bringt. Jacques, wie er sich jetzt nennt, wird Cellist an der Opéra-Comique, studiert Komposition bei Fromental Halévy und gilt bald als ein Ausnahmevirtuose auf seinem Instrument, den man mit Paganini und Liszt vergleicht. Mit seinem langen Haar, der hageren Gestalt und dem stechenden Blick hinter dem Kneifer wirkt er wie eine Figur von E. T. A. Hoffmann und macht vor allem in den Pariser Salons Furore – auch mit eigenen Piècen.

Eigenes Theater in Paris gegründet

1844 konvertiert Offenbach zum Katholizismus und heiratet die Spanierin Herminie d’Alcain, deren Vater, ein Konzertagent, seine Karriere fördert. Doch trotz aller Erfolge als Cellist zieht es ihn zur Bühne, und als Paris sich 1855 – drei Jahre nach dem Staatsstreich Napoléons III. – zu seiner ersten Weltausstellung rüstet, riskiert Offenbach alles: Er gründet an den Champs-Élysées sein eigenes Theater – die "Bouffes-Parisiens" – und startet mit gleich vier Einaktern an einem Abend.
Jaques Offenbachs als Steinfigurine an einer historischen Steinfassade in einer Reihe anderer historischer Figuren
Mitten in der Stadt verewigt: Jaques Offenbachs Abbild am historischen Rathaus in Köln© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0
Der Erfolg ist gewaltig. Über Nacht wird Offenbach zum König der Opéra-Bouffe – zum "Mozart der Champs-Élysées", wie ihn Rossini später nennt. Bis zum Jahresende folgen sieben weitere Werke – am Ende werden es mehr als 100 Opéras-Bouffes und Operetten sein, die Offenbachs Œuvre umfasst. Sie alle "funktionieren" nach demselben Muster: champagner-leichte Couplets stehen neben sentimentalen Romanzen, zündende Tanz- und Ensembleszenen reißen das Publikum mit; Handlung und Libretti persiflieren voller Esprit den Kaiserhof des "Second Empire" und das saturierte Bürgertum, wie etwa 1864 in "Die schöne Helena".

Nach Napoleon II. nimmt Popularität ab

"Pariser Leben", "Die Großherzogin von Gerolstein, La Périchole", "Die Banditen" – Offenbach feiert einen Triumph nach dem anderen, bis mit dem Sturz Napoléons III. auch sein Stern sinkt. Die meisten späten Werke Offenbachs bleiben weit hinter den alten Erfolgen zurück, auch die beiden Zusammenarbeiten mit dem Romancier Jules Verne in "Die Reise zum Mond und Doktor Ox".
Auf der Rückreise von einer großen USA-Tournee, auf der er noch einmal gefeiert wurde, beginnt Offenbach 1876 mit der Arbeit an seinem letzten, diesmal ernsten Bühnenwerk – der Oper "Hoffmanns Erzählungen". Er ist bereits todkrank.
"Beeilen Sie sich, mein Stück herauszubringen; mir bleibt nicht mehr viel Zeit, und ich möchte unbedingt noch die Premiere sehen."
Ein Wunsch, der sich nicht erfüllt. Jacques Offenbach stirbt am 5. Oktober 1880 mit 61 Jahren. Die Uraufführung von "Hoffmanns Erzählungen" findet erst posthum am 10. Februar 1881 an der Pariser Opéra-Comique statt.
Mehr zum Thema