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Kalter Krieg im Museum?

Der vor 125 Jahren im sächsischen Bautzen geborene Will Grohmann war einer der einflussreichsten deutschen Kunstkritiker des 20. Jahrhunderts. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ehren Grohmann gerade mit einer Sonderausstellung unter dem Titel "Im Netzwerk der Moderne".

Eckhart Gillen im Gespräch mit Carsten Probst | 30.09.2012
    Vor allem für die Expressionisten und die abstrakten Maler bis hin zum Bauhaus setzte er sich ein, und nach dem Zweiten Weltkrieg für die von den Nazis als "entartet" gebrandmarkten Künstler wie Kandinsky, Klee und Kirchner.

    Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ehren Grohmann gerade mit einer Sonderausstellung unter dem Titel "Im Netzwerk der Moderne".

    Doch gerade wegen seines großen Einflusses war und ist Grohmann umstritten. Seine Gegner werfen ihm bis heute vor, die Abstraktion einseitig gefördert, die Kunst der DDR dagegen in ihrer Vielfalt nie erkannt und sich nicht einmal für sie interessiert zu haben. Stattdessen habe er Westdeutschland dazu verholfen, sich über den Weg der modernen Kunst aller Welt als geläutertes "Gutmenschen-Deutschland" zu präsentieren.

    Der Berliner Kunsthistoriker und Ausstellungsmacher Eckhart Gillen erforscht und beschreibt seit Langem die Kunst aus der Zeit des Kalten Krieges. Bekannt wurde er unter anderem mit der Ausstellung "Kunst und Kalter Krieg", die 2009/2010 in den USA und Deutschland gezeigt wurde. Mit Eckhart Gillen sprach Carsten Probst über Will Grohmann und dessen Wirkung auf das deutsch-deutsche Kunstverständnis.