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Kammermusik
Heimweh-Klänge

Wie klingt die Provence? Die Oboe fand Eugène Bozza passend, das Instrument der Schäfer und Naturgötter. Bohuslav Martinů setzte sie hingegen als sehnsuchtsvoll klagende Stimme ein. Ein Ruf nach der böhmischen Heimat aus dem Exil.

Von Uwe Friedrich | 28.01.2018
    Chateau d´Aiguines über dem Lac de Sainte-Croix, Provence, Département Var.
    Chateau d´Aiguines über dem Lac de Sainte-Croix, Provence, Département Var (imago / imagebroker)
    Mit seinem Oboenquartett schaut der tschechische Komponist Bohuslav Martinů aus dem amerikanischen Exil wehmütig zurück in sein Heimatland, in das er auch nach dem Krieg nicht mehr zurückkehren sollte. Musikalisch blieb er der folkloristischen Musiktradition Böhmens jedoch verwurzelt, wo er einst beim Dorfschneider seinen ersten Geigenunterricht erhielt.
    Befreit in Paris
    Mit dem akademischen Musikleben Prags tat Martinů sich schwer und fand erst in Paris ein freieres Leben, das sich im Klaviertrio "Bergerettes" spiegelt. Während im Oboenquartett Trauer und Wehmut vorherrschen, sind die "Bergerettes" von einer Heiterkeit bestimmt, wie sie auch in den helleren Sätzen seiner Symphonien zu finden ist.
    Andere Herkunft, gleicher Heimatklang?
    Die Oboe als Instrument der Schäfer und Naturgötter inspirierte auch den französischen Komponisten Eugène Bozza, der gerade in seiner Kammermusik immer wieder die Schönheit der Provence zu schildern versuchte. Seine Fantaisie pastorale entstand etwa in der Zeit, in der für Martinů die Heimat bereits in unerreichbare Ferne gerückt war.
    Musiker des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin spielen Werke von Martinů und Bozza in der Villa Elisabeth, dem ehemaligen Pfarrhaus der Elisabethgemeinde, das zusammen mit der wiederaufgebauten Kirche Karl Friedrich Schinkels ein Zentrum für musikalische Experimente bildet.
    Bohuslav Martinů
    Klaviertrio "Bergerettes"
    Eugène Bozza
    Fantaisie pastorale für Oboe und Klavier
    Bohuslav Martinů
    Quartett für Oboe, Violine, Violoncello und Klavier
    Martin Kögel, Oboe
    Eva-Christina Schönweiß, Violine
    Thomas Rößeler, Violoncello
    Nikolaus Resa, Klavier
    Mitschnitt vom 19.01.2018 aus der Villa Elisabeth Berlin