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Kampagne “30 Days, 30 Songs”
Pop gegen Trump

Mit der Kampagne "30 Days, 30 Songs" wollen amerikanische Popstars wie Aimee Mann, Death Cab For Cutie und R.E.M. verhindern, dass Donald Trump ins Weiße Haus einzieht. In 30 Tagen sollen 30 Songs Stimmung gegen den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner machen. Und gleich der erste deckt eine Trump-Lüge auf.

Von Klaus Walter | 17.10.2016
    Benjamin Gibbard, Frontmann der Band Death Cab For Cutie
    Benjamin Gibbard, Frontmann von "Death Cab For Cutie". Die Band beteiligt sich an der musikalischen Anti-Trump-Kampagne “30 Days, 30 Songs”. (imago/ZUMA Press)
    "Es ist das Ende der Welt und ich fühle mich gut." Als R.E.M. diesen Song 1987 rausbringen ist der Gedanke, dass Donald Trump mal Präsident der USA werden könnte, ungefähr so weit weg wie das Ende der Welt. 2015 eröffnet der Republikaner seine Wahlkampfshow mit genau diesem Song. Und beweist Sinn für Ironie. Schließlich gilt: Je mehr Leute Donald Trumps Kandidatur für das Ende der Welt halten, desto besser fühlt sich Donald Trump. Weniger gut fühlten sich die Musiker von R.E.M. Sie untersagten Trump die Verwendung ihres Songs. Von A wie Adele und Aerosmith bis Y wie Young, also Neil Young, die Liste der Popstars, deren Songs Donald Trump bei seinen Auftritten einsetzt, ist lang. Und praktisch alle wehren sich gegen diese Vereinnahmung. Dabei sind die Inhalte der Songs völlig egal. Für Populisten wie Trump gilt: Kampagnenfähig ist, was populär ist und mitgrölbar.
    Popstars distanzieren sich vom "Icky Trump"
    "Seven Nation Army" von den White Stripes, ein Mitgrölhit in jedem Stadion zwischen Texas und Alaska und damit prädestiniert für Donald Trump. Der kennt sich ja bekanntlich auch in den Umkleidekabinen aus und weiß, wie die Sportsmänner da so reden, von wegen "Pussy grabben". Vor ein paar Tagen tauchte "Seven Nation Army" in einem Fan-Video für Trump auf - der Konter der White Stripes kommt prompt: Sie distanzieren sich und bringen ein T-Shirt auf den Markt mit der Aufschrift "Icky Trump", ekliger Trump. Und verdienen viele Dollars mit dem ekligen Trump.
    "Kleine Geldspritze" zum Karrierestart
    Apropos Dollars: Anruf beim Vater genügt und schon leiht er dir eine Million Dollar. "Call your father on the phone, And get that million dollar loan", das ist der Refrain, den in diesen Tagen viele Gegner von Donald Trump mitsingen. Er stammt von der Band Death Cab For Cutie. Der Immobilien-Mogul behauptet ja gerne, dass ihm sein Vater zum Karrierestart mit einer kleinen Geldspritze geholfen habe.
    Nun stellt sich raus, dass Vater Fred Trump seinem Sohn Donald mit nicht weniger als einer knappen Million Dollar unter die Arme gegriffen hat. Mit diesem Vorschuss baut Trump Junior 1978 das Grand Hyatt Hotel in New York, den Grundstein zum Immobilien-Imperium des US-Präsidenten in spe.
    Die Überzeugten bleiben überzeugt
    Mit ihrem Song "Million Dollar Loan" starten Death Cab For Cutie die Kampagne "30 Days, 30 Songs”. In 30 Tagen sollen 30 bis dato unveröffentlichte Songs verhindern, dass Trump ins Weiße Haus einzieht. Mit dabei sind verdiente Protagonisten des sogenannten Alternative Rock-Milieus, Aimee Mann, My Morning Jacket, selbst die guten alten R.E.M. spendieren einen Song aus dem Nachlass. So verschaffen sich die Beteiligten ein gutes Gewissen, die Musik tut keinem weh, ein klassischer Fall von: Preaching to the converted – zu denen predigen, die sowieso schon überzeugt sind. Für potentielle Wähler von Trump ist das Wasser auf die Mühlen: Das Establishment schlägt zurück, mal wieder. Vielleicht kommt dann im November doch das Ende der Welt, wie wir sie kannten.