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Kampagne gegen Adblocker

Aufpoppende Fenster mit Sonderangeboten oder blinkende Werbebanner sind im Internet allgegenwärtig. Viele Nutzer installieren inzwischen Adblocker, mit denen sich die Werbung fast komplett ausblenden lässt. Gegen diese Werbeblocker haben Nachrichtenportale eine Kampagne gestartet.

Von Stefan Römermann | 15.05.2013
    Für Internet-Nutzer wie Florian, einen jungen, Software-Entwickler aus Dresden, ist der Werbe-Blocker eine Art Notwehr. Ihn haben besonders die sogenannten Layer-Werbungen gestört, die vor ein paar Jahren in Mode gekommen sind, erzählt Florian.

    "Das waren so Fenster, quasi, die sich über die eigentliche Webseite gelegt haben. Und dann musste man entweder den Wegklick-Button finden – oder einfach ein paar Sekunden warten, bis es automatisch wieder verschwunden ist. Und das hat mich einfach so genervt, dass ich angefangen hab so einen Adblocker zu verwenden."

    Adblocker oder Werbeblocker sind kleine Zusatzprogramme im Internet-Browser – die sich im dort Einstellungsmenü über die Punkte Plug-Ins, Erweiterungen oder Add-ons installieren lassen. Hier tippt man Begriffe wie Adblocker oder Werbeblocker ein – und nach ein paar Mausklicks ist der Schutzschild gegen die Online-Werbung aktiv. Die Adblocker filtern danach beim Laden einer Internet-Seite automatisch die allermeisten Werbebanner heraus, erklärt Internet-Expertin Marianne Winter vom Onlinemagazin teltarif.de.

    "Zum einen geht es nach dem Dateiformat. Manche erkenne einfach bestimmte Formate, in denen die Werbeeinblendungen sind. Manche erkennen auch bestimmte Adressen, wo die herkommen."

    Denn tatsächlich ist die Werbung nur selten auf dem gleichen Computer gespeichert wie eigentliche Internet-Seite, sondern kommt meist aus den Rechenzentren sogenannter Werbevermarkter, die oft auf Hunderten oder gar Tausenden Webseiten gleichzeitig Anzeigen schalten.

    "Und das erkennen die Programme, und sagen: Oh, was von der Adresse kommt, das ist bestimmt Werbung, das wollen wir nicht. Und dann sieht man keine Werbung mehr."

    Die Filter funktionieren tatsächlich verblüffend gut. Viele Webseiten wirken mit aktiviertem Werbeblocker erheblich übersichtlicher – und laden sogar schneller. Denn die Werbeanzeigen verursachen oft mehr Datenverkehr als die eigentliche Internetseite.

    Doch so praktisch die Werbeblocker für die Nutzer sein mögen: Für die Betreiber von kommerziellen Nachrichtenportalen werden sie zunehmend zum Problem. Schließlich finanzieren sie sich in der Regel fast ausschließlich über die Werbeeinnahmen. Das Geld gibt es aber nur, wenn die Anzeigen auch tatsächlich auf dem Bildschirm erscheinen und nicht herausgefiltert werden. Inzwischen haben aber rund ein Viertel der Internet-Nutzer in Deutschland einen Adblocker installiert. Besonders stark betroffen sind Webseiten zu Technik- und Computer-Themen. Beim IT-Nachrichtenportal Golem.de blockieren inzwischen fast die Hälfte der Nutzer die Werbung, klagt Golem-Geschäftsführer Jens Ihlenfeld.

    "Wenn der Adblock-Anteil weiter zunimmt, kommen wir in eine Situation, dass die Mehrheit der Nutzer weder Werbung sieht, noch für die Inhalte direkt bezahlt. Und für die Portale wie unseres heißt das letztendlich: Das Geld bleibt aus und gegebenenfalls müssen wir Leute entlassen und das Angebot an Inhalten wird kleiner."

    Zusammen mit mehreren großen Nachrichtenportalen wie Spiegel Online, Süddeutsche.de, FAZ.net und Zeit Online hat Golem.de deshalb jetzt eine Kampagne gestartet, um die Nutzung von Adblockern zurückzudrängen. Surft ein Nutzer mit aktiviertem Werbeblocker eine der beteiligten Seiten an, bekommt er auf dem Bildschirm einen deutlichen Hinweis angezeigt, erklärt Ihlenfeld.

    "Letztendlich schauen die Seiten, ob sie Ihre Werbung ausliefern können. Wenn sie das nicht können, zeigen wir im Moment einen Hinweis darauf an, dass man doch bitte seinen Adblocker ausschalten kann. Diesen Hinweis bekommt also nur mit, wer heute einen Adblocker benutzt."

    Dabei wird auch genau erklärt, wie man beispielsweise eine Ausnahme-Regel im Adblocker erstellen kann – um den Filter zumindest für die jeweilige Webseite zu deaktivieren. Ob die Botschaft wirklich ankommt, wird sich zeigen. Der Anbieter des bekanntesten Werbeblockers Adblock Plus hat jedenfalls erklärt, die Nachfrage nach dem eigenen Filterprogramm habe sich seit Beginn der Kampagne und den ersten Medienberichten darüber mehr als verdoppelt.