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Kampf gegen die Opioid-Krise
Trump ruft nationalen Gesundheitsnotstand aus

Durchschnittlich 91 Menschen sterben in den USA pro Tag durch Drogenkonsum, Tendenz steigend. Neben Heroin spielen seit Anfang der 1990er-Jahre sogenannte opioide Schmerzmittel eine große Rolle. Mit seinem Antidrogenprogramm will US-Präsident Donald Trump das Suchtproblem lösen.

Von Thilo Kößler | 27.10.2017
    US-Präsident Donald Trump mit dem Dekret zur Ausrufung des nationalen Gesundheitsnotstandes. Jeden Tag sterben in den USA mehr als 100 Menschen durch Drogen.
    "Die schlimmste Drogenkrise in der amerikanischen Geschichte": US-Präsident Donald Trump hat den nationalen Gesundheitsnotstand ausgerufen. (AFP/Brendan Smialowski)
    Die Analyse des Präsidenten war ebenso schlicht wie zutreffend: Die Vereinigten Staaten von Amerika befinden sich in der schlimmsten Drogenkrise ihrer Geschichte, sagte Donald Trump
    Die Gesundheitsbehörden schlagen seit Jahren Alarm – nun will Donald Trump der Opioid-Epidemie mit jährlich Tausenden von Opfern den Kampf ansagen. 52.000 Drogentote gab es allein im Jahr 2015 – 2016 und 2017 steigt nach vorläufigen Zahlen die Opferkurve weiter steil an. Im Schnitt gibt es heute 91 Tote am Tag – unter ihnen nicht nur Süchtige, die an der Heroin-Nadel hängen, sondern unzählige Abhängige, die über verschreibungspflichtige Schmerzmittel mit Opioiden in die Sucht abgeglitten sind. So, wie dieser Patient, der sich bei einem Autounfall eine Wirbelverletzung zuzog, Schmerzmittel verschrieben bekam und dann die Kontrolle über sein Leben verlor: Einer Reporterin des Deutschlandfunks berichtete er unlängst von einem Leben im völligen Chaos.
    Kein nationaler Notstand ausgerufen
    Donald Trump rief vor dem Hintergrund dieser Krise, die längst keine sozialen Barrieren mehr kennt und weite Teile der amerikanischen Gesellschaft auch auf dem Land erfasst hat, den nationalen Gesundheitsnotstand aus.
    Damit blieb Trump allerdings hinter seiner Ankündigung zurück, den nationalen Notstand auszurufen – das hätte bedeutet, dass der Präsident wie in Katastrophenfällen per Erlass großzügige Bundesmittel hätte freimachen können. Bei Verhängung eines Gesundheitsnotstands fließt jedoch kein zusätzliches Geld – es sollen lediglich Mittel umgeschichtet und die Einzelstaaten ermächtigt werden, vorhandene Mittel nach eigenem Gutdünken einzusetzen. Kritiker merkten bereits an, dass eine Notstandsverordnung ohne Zusage weiterer Gelder zum Scheitern verurteilt sei. Ferner wurde daran erinnert, dass Trump in seinem gescheiterten Alternativkonzept zum Gesundheitssystem Obamacare die Versicherungen von der Pflicht entbinden wollte, weiterhin die Kosten für Suchtbehandlungen zu übernehmen. Dennoch kündigte Trump an, mit seinem Antidrogenprogramm den Suchtproblemen in den USA auf den Leib zu rücken.
    Kampfansage an den illegalen Drogenhandel
    Trump möchte die Verschreibungspraxis für suchtgefährdende Medikamente überprüfen, abhängig machende Arzneimittel aus dem Handel nehmen und die Entwicklung unbedenklicher Schmerzmittel fördern. Er versprach, dem illegalen Drogenhandel den Kampf anzusagen – sowohl in den USA selbst, wie im grenzüberschreitenden Schmuggel organisierter Kartelle. Erstaunliche 90 Prozent des gesamten Heroins in den USA kämen über die mexikanische Grenze ins Land, sagte Trump – auch deshalb werde die Mauer gebaut, kündigte er an.
    In einem seltenen Moment der persönlichen Öffnung gewährte Donald Trump auch einen kurzen Einblick in seine Familiengeschichte: Sein Bruder Fred, der im Alter von 42 Jahren an den Folgen seiner Alkoholabhängigkeit starb, habe ihn stets beschworen, keinen Tropfen Alkohol zu trinken: Damit habe ihm Fred die Richtung für sein Leben vorgegeben. Donald Trump gilt als absolut abstinent.