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Kampf um Afrin
Angespanntes Verhältnis zwischen Kurden und Türken in Deutschland

Die kurdische Stadt Afrin in Nordsyrien ist unter Kontrolle der türkischen Armee und der "Freien Syrischen Armee". Tausende Zivilisten sind auf der Flucht. Das führt dazu, dass sich das Verhältnis zwischen Kurden und Türken auch hierzulande verschlechtert.

Von Manuel Liu | 29.03.2018
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    Immer wieder demonstrieren in Deutschland lebende Kurden gegen das Vorgehen der Türkei in Afrin - so wie in Köln Ende März 2018 (Deutschlandradio/Lena Gilhaus)
    "Erdogan, Terrorist! Erdogan, Terrorist! Erdogan, Terrorist!"
    Solche Rufe hört man in Deutschland seit Anfang des Jahres immer häufiger. Täglich gehen Kurden in verschiedenen deutschen Städten auf die Straßen. Das Motto: Solidarität mit Afrin. Im Zuge dessen kommt es stellenweise zu Auseinandersetzungen mit Türken. Doch dabei bleibt es nicht. Das Bundesinnenministerium meldete dieses Jahr bereits 37 Angriffe auf türkische Kultureinrichtungen. Ermittler vermuten, dass in einigen Fällen Kurdenanhänger dahinter stecken. Adnan glaubt das jedoch nicht. Er ist kurdischer Aktivist und will nur seinen Vornamen preisgeben. In Köln organisiert er Kundgebungen als Mitglied des Vereins Mala Kurda. Er sitzt im belebten Kulturhaus des Vereins und gestikuliert mit seinen Händen. Physische Gewalt sei kontraproduktiv und es ginge den Kurden um etwas anderes.
    "Ich möchte betonen, dass ein Kampf ist gegen den türkischen Staat, nicht gegen die türkische Bevölkerung. Hier wird das so immer dargestellt, die Türken und Kurden würden sich immer bekriegen. Das ist falsch."
    Er ist eines von 250 Mitgliedern bei Mala Kurda. Der Verein wurde vor 15 Jahren gegründet, um die kurdische Kultur zu fördern. Das Kulturhaus des Vereins bietet Sprachkurse, Theatervorführungen und Gleichberechtigungsseminare an. An den Wänden hängen große Bilder von Gründern der in Deutschland verbotenen Arbeiterpartei, PKK. Mala Kurda werden Beziehungen zur PKK nachgesagt, aber Adnan bestreitet auch diesen Vorwurf. Der Sozialarbeiter war früher jahrelang als Übersetzer tätig. Er behauptet, dass ihm das Dolmetschen verboten wurde, weil er im Verein aktiv sei.
    Wichtiges Kulturgut geht verloren
    Wenn es nach ihm geht, ist das ein Beispiel dafür, weshalb sich Kurden in Deutschland ausgegrenzt fühlen. Als staatenloses Volk genieße man nicht dieselbe Achtung wie Türken. Der deutsche Staat erkenne etwa kurdische Namen nicht als kurdisch an:
    "Viele haben noch Angst hier in Deutschland, äh, kurdische Namen zu geben! Wenn sie sagen die deutschen Standesamt die sagt, ist das ‘ne kurdische Name, dann bringen Sie ein Buch hier, wo das steht ist ein kurdischer Name ist, ja. Das wird nicht anerkannt."
    Auch die kurdische Sprache sei für manche ein Problem. Nun bangt er darum, dass sie als wichtigstes Kulturgut verloren geht, weil kurdisch vor allem bei Türken auf Empörung stoße.
    "Viele haben zum Beispiel, trauen sich nicht, auch wenn es jetzt zum Beispiel ‘ne türkische Gemeinde ist, es mit auf einmal mit jemand kurdisch zu reden. Die haben Angst, weil dann die Türken dann auf einmal "Was redest du da für eine Sprache?" Und dann wird er direkt anders behandelt, ja. Sie sagen es, äh, wird diskriminiert dann von der Gruppe aus und sagt immer es ist direkt Terrorist."
    Für die wachsenden Spannungen zwischen Kurden und Türken macht er direkt die türkische Politik unter Präsident Erdogan verantwortlich. Und so lange in Afrin weiter gekämpft wird, glaubt er nicht an eine Besserung.