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Karriere auf der Bücherleiter

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat auf der Leipziger Buchmesse erstmals zu einem "Karrieretag Buch und Medien" eingeladen. Von einer Recruiting-Messe für die Buchbranche ist die Veranstaltung noch weit entfernt - dafür sind die Verlage und Ausbildungsstätten noch zu spärlich vertreten. Doch die Informations- und Diskussionsveranstaltungen sind brechend voll. Das Interesse an der Arbeit im Buchverlag ist offenbar groß.

Von Klaus Martin Höfer | 13.03.2009
    Noch müssen die Verlage keine Angst vor fehlenden Berufsnachwuchs haben. Doch viele Bewerber haben offenbar recht ungenaue Vorstellungen über ihren späteren Arbeitsplatz. Ute Kammerer ist beim Wissenschaftsverlag Springer Science and Media für Personaleinstellungen zuständig:

    "Wir haben keine Nachwuchsproblem bei er Quantität, sondern der Qualität. Die richtigen Bewerber zu bekommen, kann schon schwierig werden. Das notwendige Wissen, das Potenzial mitzubringen, das fehlt."

    Künftige Mitarbeiter in der Herstellung eines Buches haben es da einfach. Fachhochschulen in Leipzig und in Stuttgart bereiten gezielt auf die Tätigkeit vor, Quereinsteiger werden immer seltener, auch wegen der ständig steigenden Erwartungen an Technikkenntnisse, meint Carsten Schwab, Er hat in Stuttgart studiert, beim S.Fischer-Verlag das im Studiengang vorgeschriebene Praktikum gemacht und ist dort gleich übernommen worden, als er das Diplom in der Tasche hatte. Seine Empfehlung:

    "Man sollte nie vergessen, dass gute Leitungen im Studium nicht alles sind, sollte sich nicht darauf beschränken, sondern Praktika suchen und auf Tuchfühlung mit der Branche bleiben."

    Tuchfühlung mit der Branche hatte auch Anna-Luisa Stadelmann. Gleich nach dem Abitur hat sie eine Buchhändlerlehre absolviert, dann unter anderem Vergleichende Literaturwissenschaften studiert. Während des Studiums musste sie Geld verdienen, ihr erstes Praktikum machte sie nach dem Uni-Abschluss - in der Presseabteilung eines Verlages. Danach stand die Entscheidung, für den Verlag fest, jetzt arbeitet sie im Vertrieb:

    "Mir gefällt an der Arbeit eben gut, dass man Zwischenglied ist zwischen Lektorat und Buchhandel. Da gibt es viele Stellen, ich arbeite vor allem mit unseren Vertretern mit Großhändlern zusammen, mache viele Telefonate, bearbeite Anfragen von Großkunden, zum Beispiel für Werbung."

    Was das mit Literaturwissenschaft zu tun hat?

    "Momentan sehr wenig, das ist eine schwierige Sache für mich manchmal, weil Textarbeit nicht dabei ist."

    Auf ihre Aufgabe vorbereitet wurde sie bei der Arbeit im Verlag selbst, auch die Buchhändlerlehre war nützlich. Gesa Jung hatte bereits während des Studium Kontakt zu Verlagen - ursprünglich hat sie Anglistik und Germanistik studiert, jetzt ist die Lektorin beim Goldmann-Verlag. Dass sie den ganzen Tag lesen darf, das ist ein gängiges Vorurteil, dass sie ständig ausräumen muss.

    "Es wird immer mehr Projektorganisation, immer weniger Arbeit am Text. Lektorat an freie Mitarbeiter abgeben, große Programmtitel, die einem am Herzen liegen, versucht man noch selbst zu lektorieren. Und jetzt gerade E-Book: Wir können wir relativ gelassen damit umgehen, weil Lektoren immer gebraucht werden."

    Für Ute Kammerer, die Personalfachfrau, ist es wichtig, dass Verlagsmitarbeiter viel miteinander reden und Kontakte aufbauen, um sich nach anderen Arbeitsmöglichkeiten in der Branche umzusehen. Oder um auch mal vom Vertrieb in die Presseabteilung oder ins Lektorat zu wechseln.

    "Es gibt keine treppenartigen Karriere wie etwa im Bankbereich. So läuft das im Verlagsbereich nicht. Sich vernetzen ist wichtig, und möglicherweise ist die erste Stelle auch nicht die Traumstelle. Die ergibt sich dann vielleicht später."

    Ein gutes Beispiel für die Vernetzung ist das Netzwerk Junge Verlagsmenschen. Lektorin Gesa Jung hat es mit einigen Kollegen ins Leben gerufen.