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Karrierebörse
Absolventen von Auslandsschulen gesucht

Seinen Abschluss an einer deutschen Auslandsschule zu machen, kann große Vorteile bringen. Neben der deutschen Sprache ist das Wissen über das Herkunftsland für große Unternehmen interessant. Auf einer Karrierebörse in Berlin sind trotzdem nur wenige Verbände und Firmen vertreten.

Von Philip Banse | 06.06.2018
    Schüler bei der Eröffnung der Deutschen Internationalen Schule in Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate. Sie halten Schilder, auf denen Herzlich Wilkommen zu lesen ist, in den Händen.
    Absolventen von Auslandsschulen wie der Deutschen Internationalen Schule in Abu Dhabi haben gute Karrierechancen (imago / Thomas Koehler)
    "Ich bin Ahmed Tageldin, ich komme aus Ägypten und studiere jetzt seit dreieinhalb Jahren Elektrotechnik in München an der TU München."
    Ahmed Tageldin ist auf die deutsch-evangelische Oberschule in Kairo gegangen, 2014 hat er da sein Abitur gemacht.
    "Ich habe mein Deutsch aus der Schule. Seit dem Kindergarten werden wir in Deutsch unterrichtet."
    Nach dem Abi kam Ahmed Tageldin mit einem DAAD-Stipendium nach München, jetzt macht er bald seinen Master in Energietechnik. Er ist einer von 200 Alumni deutscher Auslandsschulen, die auf die Karrierebörse in den Berliner Westhafen eingeladen wurden. 10 Unternehmen und Verbände haben Stände aufgestellt und geben Workshops, mit dabei sind Industrieunternehmen wie BASF, SAP, aber auch zwei, drei Mittelständler. Der Ägypter Ahmed Tageldin:
    "Mich interessieren am meisten natürlich die Workshops für Rhetorik und Projektmanagement."
    Sprachkenntnisse und Erfahrung im Unternehmen
    "Wir suchen junge innovative, Softwareentwickler, aber auch viele andere Funktionen, denn wie jedes andere Unternehmen haben wir Mitarbeiter, die im Bereich Personal, Marketing oder Vertrieb arbeiten."
    Jenny Peter ist für den Software-Riesen SAP auf der Karriere-Börse.
    "Die Absolventen der deutschen Auslandsschulen können zum einen Sprache, das ist natürlich ein großer Vorteil. Darüber hinaus sind sie schon mit der Kultur im Land, aber auch im Unternehmen vertraut. Das bringt viele Vorteile innerhalb des Unternehmens."
    "Ich bin Ausländer. Ich bin nicht Deutscher, ich bin hier nicht aufgewachsen, ich bin hier nicht zur Schule gegangen."
    Was Ahmed Tageldin aus Ägypten sagt, klingt für viele wie ein Problem bei der Jobsuche. Ahmed Tageldin empfindet seine Herkunft aber als Vorteil:
    "Ich kann mit einbringen, dass ich Ausländer bin, ich kann belegen, dass ich mein ganzes Leben lang durch Änderungen gegangen bin, immer weiter dran gewachsen bin, mich nicht habe unterkriegen lassen. Und das sehen Arbeitgeber auch und das beeindruckt sehr, sehr viele Leute."

    "Hallo! Mein Name ist Bhavika Sharma und ich komme aus Indien und seit September 2017 bin ich hier in Berlin und mache mein Studienkolleg."
    Denn Bhavika Sharma ist zwar 14 Jahre lang auf eine deutsch-katholische Mädchenschule in Neu Dehli gegangen, aber ihr Abi wird in Deutschland nicht anerkannt. Das macht sie jetzt mit einem Stipendium des DAAD nach, und dann will sie Wirtschaftsinformatik in Mannheim studieren.
    "Warum ich mich tatsächlich auch mit Deutschland verbunden fühle, ist, dass ich versuche, als Leitbild von meinem Leben zu haben, andere Leute so anzunehmen, wie sie sind, also mit Offenheit und Toleranz. Und ich denke, das könnte für das Arbeitsleben wichtig sein, denn der erste Schritt, alle Probleme zu lösen, ist Kommunikation. Und für Kommunikation braucht man ein offenes Herz und einen offenen Kopf und dafür stehe ich."
    Mehr Werbung um die Zielgruppe nötig
    Warum sind nur zehn Verbände und Unternehmen gekommen, um solche einnehmenden und ambitionierten Menschen unter 25 zu treffen?
    "Ich gebe ihnen Recht: Wir müssen da noch stärker werben und auf diese interessante Zielgruppe noch stärker hinweisen."
    sagt Barbara Fabian, die für den deutschen Industrie- und Handelskammertag auf der Karriere-Börse ist. Kritisiert wird auch, deutsche Auslandsschulen würden lokale Eliten fördern und sozial Benachteiligte außen vorlassen. Die Eltern des Ägypters Ahmed Tageldin sind Professoren, haben 2.000 Euro pro Schuljahr bezahlt - eine Menge Geld, sagt Ahmed Tageldin. Michael Reiffenstuel vom Auswärtigen Amt sieht das Problem:
    "Aufgabe ist es aber deshalb genau, über Stipendien oder andere Förderermöglichkeiten natürlich allen Schichten der Gesellschaft Zugang zu deutschen Auslandsschulen zu geben."
    Der deutsche Staat fördert die privaten Auslandsschulen mit 50 Millionen Euro pro Jahr. Dennoch, so der Mann vom Außenministerium, vergäben die Schulen zu wenige Stipendien.