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Katalanische Kultur als Schwerpunkt der Frankfurter Buchmesse

"Einzigartig und universell" - unter diesem Motto präsentiert sich die katalanische Kultur als diesjähriges Schwerpunktthema der Frankfurter Buchmesse. Die Wahl der Organisatoren war umstritten, denn traditionell widmet sich die Messe einem ganzen Land, diesmal wird eine Sprache zum Kriterium. Eine Sprache aber, die zwischen sieben und acht Millionen Menschen sprechen und deren Literatur schon im Mittelalter ihre erste Blütezeit erlebte.

Von Margit Klingler-Clavijo | 26.09.2007
    Nanu? Ist das Schwerpunktthema nicht einem Gastland vorbehalten? Was heißt hier katalanische Kultur und wer zählt zu ihren Vertretern? In Barcelona spricht man katalanisch und spanisch und in diesen beiden Sprachen wurden die Romane geschrieben, die den literarischen Weltruhm der Hafenstadt begründen: Mercè Rodoredas "Auf der Placa del Diamant", Eduardo Mendozas "Die Stadt der Wunder", Manuel Vásquez Monte-Albáns Pepe Carvalho Krimis oder Carlos Ruiz Zafóns Bestseller "Im Schatten des Windes." Würde man sich bei der Einladung nach Frankfurt an territorialen Kriterien orientieren, müssten Carme Riera zufolge - sie schreibt auf katalanisch und unterrichtet Spanische Literatur an der Universität von Barcelona - die Schriftsteller beider Sprachen eingeladen werden.

    "Ich war eine der ersten, die gesagt hat, dass spanische und katalanische Autoren vertreten sein müssten, wenn es um die katalanische Kultur geht Allem Anschein nach wurde die Kultur eingeladen, also müssen auch die spanischsprachigen Autoren vertreten sein. Das führte zu einer heftigen Polemik. Es ist sehr schwer, dass man dich in Europa in einer so kleinen Sprache wie dem Katalanischen wahrnimmt."

    Damit sich das ändert, rückt nun nach hitzigen Debatten, die katalanische Sprache und Literatur in den Mittelpunkt. Quim Monzó, einer ihrer bekanntesten Vertreter, der die Eröffnungsrede zur Frankfurter Buchmesse halten wird und der seine Werke selbst oder in kollegialer Zusammenarbeit mit Sergi Pamiès ins Spanische übersetzt - begründet die umstrittene Entscheidung folgendermaßen:

    "Es wurden doch viele spanischsprachige Autoren wie etwa Javier Cercas eingeladen, die haben jedoch ganz freundlich abgelehnt, viele waren ja schon in Frankfurt, als Spanien Gastland der Buchmesse war. Und wenn dann Katalonien an der Reihe ist, ist es eine großzügige Geste ihrerseits, wenn sie sagen, wir waren ja schon dort, jetzt fahrt ihr mal. Außerdem geht es hier um die katalanische Literatur, und wenn heute eine Literatur nicht nationalistisch ist - ich bin kein Nationalist -, definiert man sich nur über die Sprache, in der man schreibt und das hat nichts mit Nation zu tun. Nur ein glühender Nationalist würde fordern, dass die Schriftsteller anreisen, die in all den Sprachen schreiben, die man in Katalonien spricht: Spanisch, Arabisch, etc."

    Katalanisch spricht man in Andorra, Aragonien,Valencia, in Teilen des französischen Roussillon, auf den Balearen und auf Sardinien in der Stadt Alghero (Alguer auf katalanisch) Je nach Statistik sprechen zwischen sieben und acht Millionen Menschen katalanisch, das eine eigene romanische Sprache ist und über eine eigenständige Literatur verfügt, die im Mittelalter ihre erste Blütezeit erlebte und, wie Carme Riera erläutert, einen mittelalterlichen Universalgelehrten hervorbrachte:

    "Die katalanische Kultur ist eine europäische Kultur wie jede andere auch. Sie brachte den ersten europäischen Philosophen hervor, der nicht mehr auf Latein, sondern in einer weltlichen Sprache schrieb: Ramón Llull, er schrieb auf katalanisch, doch auch auf arabisch und selbstverständlich auf Latein."

    Der 1232 in Mallorca geborene Philosoph und Mystiker Ramón Llull, verfasste ca. 280 Schriften über Philosophie, Literatur und Religion. Er bereiste Nordafrika und suchte den Dialog mit Juden und Muslimen. Seine philosophische Abhandlung "Ars Magna" wurde von Giordano Bruno und Nicolaus von Kues hoch geschätzt. Nach diesem weltoffenen Universalgelehrten wurde das Instituto Ramón Llull benannt, dessen Aufgabe die Förderung der katalanischen Sprache und Kultur ist.

    I. Die Klassiker der katalanischen Literatur und Neuerscheinungen
    Dank der großzügigen Übersetzungsförderung dieses Kulturinstituts kommen wir nun in den Genuss der bedeutsamsten Werke der katalanischen Literatur, von der Gründungszeit bis ins XXI. Jahrhundert.

    Ramón Llulls "Felix oder Das Buch der Wunder", das die zehn Pilgerfahrten des staunenden Felix beschreibt. Joanot Martorells "Der Roman vom weißen Ritter", ein 1490 in Valencia veröffentlichter Ritterroman und eins der Lieblingsbücher des Don Quijote, der, wie Cervantes schrieb "Das beste Buch der Welt" aus den Flammen des Scheiterhaufens rettete, in dem der Dorfpfarrer die Bücher verbrannte, die Don Quijote vermeintlich um den Verstand gebracht hatten. Auf diese Blütezeit der katalanischen Literatur folgten Jahrhunderte der Bedeutungslosigkeit und Dekadenz, die mit der renaixenca ein Ende fand, wie Carme Riera erklärt:

    "Rubío de Llobregat schrieb Verse auf katalanisch und meinte in einem Vorwort: "Wir sind ein kleines Land, wir haben kein Heer, können offensichtlich kein Staat sein, verfügen jedoch über eine bedeutende Sprache und Kultur, die wir bewahren müssen. Genau da setzt die Bewegung der renaixenca, ein, das Wiederaufleben der katalanischen Literatur. Von daher rührt auch das Bestreben am Ende des XIX. Jahrhunderts nicht nur eine Region mit einer Sprache, sondern sogar eine Nation zu sein. Vielleicht haben Sie in Katalonien bemerkt, dass man in Katalonien nicht von Spanien, sondern vom spanischen Staat redet und das sagen die, die Katalonien als ihre Nation betrachten und nicht Spanien. Spanien ist der Staat, der verbindet."

    Das Streben nach Unabhängigkeit, der Drang aus dem Windschatten der spanischen Kultur herauszutreten, der Stolz auf die eigene Sprache prägen die katalanische Literatur des XX. Jahrhunderts, ganz gleich ob Prosa oder Lyrik. Wiederzufinden ist diese Haltung in der Lyrik von Salvador Espriu, dessen dreibändige "Poésias" - Dichtungen nun vorliegen sowie in Pere Gimferrers Gedichtbänden: "Der Spiegel/Der öde Raum".

    Zu den Klassikern der Moderne zählt Josep Pla und von diesem wunderbaren Erzähler, Chronisten und Reiseschriftsteller, erscheinen gleich mehrere Werke: "Das graue Heft", eins seiner wichtigsten Tagebücher sowie mit "Der Untergang der Cala Galiota" Geschichten vom Meer und von Reisen durch ein Katalonien, wo es darum geht "ohne Uhren zu leben, keinen auf Zeit oder Ort festgelegten, und schon gar nicht von Glockengeläut oder Fabriksirenen begleiteten Verpflichtungen nachzukommen." Ebenfalls von Josep Pla: "Gaudí, die blauen Augen von Barcelona".

    Leben und Werk von Mercè Rodoreda, der großen alten Dame der katalanischen Literatur, sind vom Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) und dem II. Weltkrieg geprägt. Ihr Vater kam 1938 bei einem Bombenangriff auf Barcelona ums Leben, sie selbst floh nach der Niederlage der Republikaner nach Paris und von dort nach Bordeaux. 1962 erschien ihr weltberühmter, mittlerweile auch verfilmter Roman "Auf der Placa del Diamant", den sie in Genf schrieb. "Weil Krieg ist", ihr letzter, zu Lebzeiten erschienener Roman, ist eine Erkundung des Phänomens Krieg: Wie werden Brüder zu Feinden, fragt sie sich - Kain und Abel vor Augen und die Gräuel des Spanischen Bürgerkrieges -, die sie aus der Sicht eines fünfzehnjährigen Jungen beschreibt.

    Seit den heftigen Debatten um Javier Cercas Roman "Soldaten von Salamis" ist in Spanien der Bürgerkrieg erneut Gegenstand literarischer Auseinandersetzungen, wohlgemerkt in beiden Sprachen. Der Katalane Jaume Cabré zeigt in dem polyphonen Roman "Die Stimmen des Flusses", die Spätfolgen des Bürgerkrieges in dem Pyrenäendorf Torena. Dort findet Tina Bros bei der Restaurierung der Dorfschule Tagebuchaufzeichnungen des früheren Dorfschullehrers Oriol Fontelles, der im Bürgerkrieg heimlich für den Widerstand gearbeitet hatte. Anhand dieser Aufzeichnungen rekonstruiert Tina Bros die Geschichte des Dorfes. Ebenfalls in einem entlegenen Pyrenäendorf spielt Maria Bambals Roman "Wie ein Stein im Geröll".

    II. Sprachpolitik
    Die Franco-Diktatur (1939-1975) hat man in Katalonien in denkbar schlechter Erinnerung, war da doch Katalanisch aus dem öffentlichen Leben verbannt, was der 1931 in Barcelona geborene Juan Goytisolo, der heute in Marrakesch lebt, in seinem autobiographischen Roman "Jagdverbot" wie folgt beschreibt:

    "Unter dem starken Druck einer Zeit, in der die "Sprache des Reiches" aufgrund eines Erlasses gesprochen werden musste, überlebte das Katalanische mit Mühe im engsten Familienkreis. (...) Papa, im Nirwana seiner antikatalanistischen Phobie, gefiel sich darin, Herkunft, Vornehmheit und Wohllaut der Sprache Kastiliens - volltönender Klang seiner Ortsnamen: Madrigal de las Altas Torres, Herrera del Duque, Motilla del Palancar - mit der Derbheit und Pöbelhaftigkeit etwa Tarrasas, Mollets und Hostafrancs zu vergleichen, die er absichtlich grotesk aussprach, und er beschloss, seine sonderbare Unterrichtsstunde in vergleichender Etymologie und Phonetik mit dem obligaten Hinweis auf die geheimnisvolle Schönheit des Wortes "luciérnaga" (Johanniskäfer) gegenüber der armseligen Grobschlächtigkeit des örtlichen "cuca de llum" (Leuchtwurm)."

    Nach Francos Tod wurde katalanisch die offizielle Landessprache Kataloniens. Die umstrittene sprachliche Normalisierung - gelegentlich auch "Rekatalanisierung" genannt - ist Quim Monzó zufolge eine irreführende Bezeichnung:

    "Von wegen Rekatalanisierung! Die Straßen haben ja nur wieder die Namen, die wir Barcelonesen ihnen vorher gegeben hatten, es gibt somit keine Rekatalanisierung! Nach Francos Tod konnten wir die Straßen endlich wieder mit den Namen benennen, wie wir sie immer gekannt hatten. Barcelona erfährt derzeit eine demographische Expansion, die dazu führt, dass das Spanische immer präsenter und katalanisch weiter zurückgedrängt wird. (...) Normal ist, dass der Spanischsprachige den Katalanen auffordert, die Sprache zu wechseln, er ist der Untergebene, der sich anders verhalten muss. Das prägt das Verhältnis zwischen den beiden Sprachen."

    Juan Marsé hat sich in seinem Roman "Der zweisprachige Liebhaber" über die "Rekatalanisierung" Barcelonas mokiert, über die Straßenschilder, die nun alle auf katalanisch sein müssen, das eigenartige Zentralbüro für Linguistik, in dem die Soziolinguistin Norma Valentí arbeitet und sich bemüht, alle Anfragen bezüglich der neuen Sprachregelungen zu bearbeiten, wenngleich sie, wie bei der folgenden Anfrage, nicht weiß, was sie antworten soll.

    " Senora: Würden Sie eine Initiative des katalanischen Parlaments unterstützen, die umgehend dafür eintritt, dass der Tenor Josep Carreras im Ausland nicht als Stolz Spaniens, sondern als universaler Katalane angesehen wird?"

    Carme Riera hat in ihrem neuesten Roman "L'estiu ingles - Der englische Sommer" das Sprachproblem aus einer ganz anderen Perspektive aufgerollt: Laura Prats, eine erfolgreiche Immobilienhändlerin aus Barcelona, ist wild entschlossen, ihre sprachlichen Defizite auszugleichen - 58 Prozent der Spanier beherrschen nur eine Sprache! - und bucht einen Englischkurs - Einzelunterricht, der Karriere wegen- in einer ländlichen Gegend Englands. Carme Riera:

    "Heute lernt man in Spanien nicht Englisch, um eine andere Kultur kennen zu lernen, oder um sich dieser Kultur und Sprache anzunähern, sondern des sozialen und vor allem des wirtschaftlichen Aufstiegs wegen (...) nach dem Motto, wenn du Englisch kannst, verdienst du mehr und daher lernen die Leute Englisch. Eine Sprache verlangt auch eine Zeit des sprachlichen Beisammenseins, die Lektüre von Schriftstellern und nicht nur den Spracherwerb, um Wohnungen zu erkaufen, wie das bei der Romanheldin der Fall ist. In Katalonien versucht man zuerst, katalanisch zu sprechen, noch vor Englisch, das viele Politiker nicht beherrschen. Ich fände es wunderbar, wenn bei Ausstellungen der Titel des Bildes auf Katalanisch und Englisch wäre, das wäre eine verführerische Alternative für die auf ihre Unabhängigkeit so bedachten Katalanen."

    III. Barcelona
    Seit den Olympischen Spielen von 1992 ist Barcelona eine gigantische Touristenmetropole, die sich als Stadt der Mode, des Designs, der kühnen Architektur und neuerdings auch als die der Bestseller inszeniert. Alberto Sánchez Pinol hat 2004 mit "Im Rausch der Stille" monatelang die Bestsellerlisten angeführt; noch wissen wir nicht, ob seinem neuen Roman "Pandora im Kongo", in dem er Europas Kolonialpolitik in Afrika kritisiert, ein ähnlicher Erfolg beschieden sein wird.

    Nicht nur am 23. April, dem "día de St. Jordi", dem Namenstag ihres Schutzheiligen, den die UNESCO zum Welttag des Buches deklarierte, ist Barcelona eine Stadt der Literatur. Dort sitzen auch all die traditionsreichen Verlage wie Seix Barral, Tusquets, Anagrama, die die geistige Landschaft Spaniens, Lateinamerikas und mittlerweile auch die der USA prägen, wo Spanisch nach Englisch die zweite Sprache ist. Die Literaturagentur Carmen Balcells, die Gabriel Garcia Márquez und Mario Vargas Llosa weltberühmt machte, hat ebenfalls dort ihren Sitz.

    In diesem Herbst haben Reisebegleiter zu Barcelona und den Balearen Hochkonjunktur. Michi Strausfeld, die lang in Barcelona gelebt hat und seit Jahren im Suhrkamp Verlag die Literatur Lateinamerikas und der Iberischen Halbinsel betreut, führt in dem handlichen Insel Taschenbuch "Barcelona" auf zehn Spaziergängen an die legendären literarischen Schauplätze. der Stadt. Ulrike Fokken verquickt in "Barcelona, literarische Streifzüge" gelungene Autorenporträts mit Rundgängen durch die Stadt. "Rebellisches Barcelona" wurde von einem siebenköpfigen Autorenkollektiv verfasst, ist wie ein Reiseführer angelegt und will, wie im Vorwort steht, aufzeigen:

    "Das eine Stadt auch aus Ungehorsam und Widerstand gemacht ist, dass die Würde einer Stadt nicht von ihren Museen, ihren architektonischen Juwelen oder ihrem Lokalkolorit herrührt, sondern von der Fähigkeit, die ihre Bewohner beim Kampf gegen die Ungerechtigkeit und Willkür der Mächtigen unter Beweis gestellt haben."

    Wie in Europa sonst nur noch Paris oder Berlin ist Barcelona ein literarischer Schauplatz par excellence und die Literatur eine Art Seismograph der bewegten Stadtgeschichte.

    Eduardo Mendoza, der in dem Roman "Der Stadt der Wunder" das Barcelona des Modernisme und der Weltausstellung von 1888 porträtierte, zeigt in dem Roman "Mauricios Wahl" ein postolympisches, frustriertes Barcelona, dem es an Kampfgeist und sozialen Utopien mangelt. Zu dieser Erkenntnis kommt der Zahnarzt Mauricio, der sich im Wahlkampf der Sozialisten engagiert. Quim Monzó äußert sich ebenfalls ernüchtert über seine Heimatstadt:

    "Barcelona ist meine Stadt, dort wurde ich geboren. Meines Erachtens hat sich Barcelona verkauft und hat nichts mehr zu tun, mit dem Barcelona wie wir es gekannt haben. Die Stadt wurde zu einem Touristenpark, einer Disneyworld. Und dann kommen Scharen von Menschen an und suchen Gaudí und die Sagrada Familia, La Pedrera. Leute, denen Gaudí oder die Kunst piepegal sind, Leute in T-Shirts von Bayern-München auf dem Weg zum Picasso-Museum."

    Quim Monzó ist ein literarisches Multitalent - Comiczeichner, Kriegsreporter, Romancier, Übersetzer - eigenwillig, wandlungsfähig, einer, der hinter die Fassade blickt und sich nicht mit dem schönen Schein begnügt. In seinen "100 Geschichten" erweist er sich als Meister der literarischen Kurzform, als hellwacher und genauer Bebachter des modernen Großstadtalltags. Denkbar harmlos fangen seine Erzählungen an - witzig, spritzig, sexy - doch ehe man es sich versieht, ist Quim Monzó bei den Grundfragen der menschlichen Existenz angelangt und konfrontiert uns mit Alter, Krankheit, Tod.

    "Ich war ein harter Typ, einer dem solche Dinge nichts anhaben. Doch als es mit meinen Eltern bergab ging, verlor ich die Fassung. In meinem letzten Band mit Erzählungen - der mit den 100 Geschichten - gibt es viele über Tote, Krebs, Krankheiten. Und in dem neuen Erzählungsband, der wahrscheinlich im November auf katalanisch erscheinen wird, geht es um das Altern, um Altersheime, da erkläre ich mir schreibend meine Ängste. (...)Das Alter ist sehr hart: Altwerden, Krankheit, Verfall. Sterben ist leicht, schwer ist es, bis zum Tod zu kommen. Das überwältigt mich völlig, vielleicht, weil ich ganz naiv war. Ich hatte mich nie damit konfrontiert."

    In der experimentierfreudigen, von Hanna Grimek herausgegebenen Anthologie "Crossing Barcelona" erkunden vier junge Übersetzer und Literaturkritiker - sie schreiben auf spanisch - spielerisch den urbanen Raum und erproben neue Ausdrucksformen, wobei sie weder sich noch die Hierarchien des Literaturbetriebs allzu ernst nehmen, wenn sie verkünden:

    "Das ist eine Anthologie, ein Durchgangsort, ein möglicher Raum für Migration und Zusammenfluss: zwischen hier und dort; zwischen uns, Ein Ort, der ebenfalls nicht existiert."

    2004 hat Juan Goytisolo in Barcelona auf dem Forum der Kulturen in dem Vortrag "Metaphern der Migration" seine Überlegungen zur modernen Stadt und der Begegnung der Sprachen und Kulturen so formuliert:

    "Wir werden täglich neue Formen des Zusammenlebens erfinden, uns in Robinsone urbaner Räume verwandeln müssen, die in ständiger Bewegung sind. Das soziale Leben und die Treffpunkte der gemischten Stadtviertel erinnern uns an das Verschiedenartige, was uns mit dem Entgegengesetzten versöhnt. Man muss addieren, immerzu addieren, sagte Gaudí. Weisen wir somit die giftigen Metaphern zurück, die sich von den sprachlichen zu den ethnischen Unterschieden einschleichen und von denen zu den offen rassistischen. Das Leben des Menschen ist, selbst wenn er sich nicht bewegt, in ständiger Rotation."

    Bücherliste
    Barcelona, Ein Reisebegleiter. Von Michi Strausfeld.
    Mit farbigen Fotografien, Stadtplänen und einem
    Orginalbeitrag von Carlos Ruiz Zafón,
    Insel Verlag, Frankfurt, 2007

    Barcelona, Literarische Streifzüge
    Von Ulrike Fokken,
    Artemis&Winkler, Düsseldorf, 2007
    Crossing Barcelona, Literarische Streifzüge durch die Hauptstadt Barcelonas,
    hg. von Hanna Grzimek,
    Luchterhand, München, 2007

    Manel Aisa, Paco Madrid, Dolors Marin, Abel Rebollo, Carles Sanz, Quim Sirera,
    Miquel Vallés (Herausgeberkollektiv)
    Mit einem Vorwort von Manuel Delgado Rebellisches Barcelona,
    Edition Nautilus, Hamburg, 2007

    Eine kleine Geschichte Kataloniens,
    hg. von Walter Bernecker, Torsten Eßer,Peter A. Kraus
    suhrkamp taschenbuch, Frankfurt, 2007

    Cabré: Jaume: Die Stimmen des Flusses,
    Insel Verlag, Frankfurt, 2007
    Espriu, Salvador: Poesias, Dichtungen,
    Amman Verlag, Zürich, 2007

    Gimferrer, Pere: Die Spiegel. Der öde Raum. München,
    Hanser, 2007

    Goytisolo, Juan:Jagdverbot, Eine spanische Jugend,
    Frankfurt, Fischer Verlag, 1994

    Lacruz, Mario: Auf Abendwegen,
    Atriumverlag, Zürich, 2007

    Llull, Ramón: Das Buch der Wunder (Libre de Meravelles), Zürich, 2007

    Matorell, Joan, Das Buch vom weißen Ritter,
    Fischer Verlag, Frankfurt, 2007

    Marsé, Juan: Der zweisprachige Liebhaber,
    Wagenbach, Berlin, 2007

    Mendoza, Eduardo: Die Stadt der Wunder,
    Suhrkamp, Frankfurt, 2007

    Mendoza, Eduardo: Mauricios Wahl,
    Suhrkamp, Frankfurt, 2007

    Monzó, Quim: Barcelona und andere Erzählungen,
    Berliner Taschenbuch Verlag, 2007

    Monzó, Quim: Hundert Geschichten,
    Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt, 2007

    Pla, Josep: Das graue Heft,
    Suhrkamp, Frankfurt, 2007

    Pla, Josep: Gaudí, die blauen Augen von Barcelona,
    Berenberg Berlin, 2007

    Pla, Josep: Der Untergang der Cala Galiota und andere Geschichten vom Meer,
    Berenberg Berlin, 2007

    Riera, Carme: Der englische Sommer,
    Ullstein, Berlin, 2007

    Rodoreda, Mercè: Auf der Placa del Diamant,
    Suhrkamp, Taschenbuch, Neuauflage, Frankfurt, 2007

    Rodoreda, Mercè: Weil Krieg ist,
    Suhrkamp, Frankfurt, 2007

    Sánchez Pinol, Albert: Pandora im Kongo,
    S. Fischer, Frankfurt, 2007

    Zafón Ruiz, Carlos: Der Schatten des Windes,
    Suhrkamp, Frankfurt, 2005 und
    Insel Verlag, 2006

    Mit Carlos Ruiz Zafón durch Barcelona,
    Ein Reiseführer von Sabine Burger, Nelleke Geel und Alexander Schwarz,
    Suhrkamp, 2007