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Keimzelle der HRE-Krise

Die Hypo Real Estate (HRE) ist noch immer in den Händen des Bundes, der sie mit 60 Milliarden Euro auf dem Höhepunkt der Finanzkrise rettete. Schuld an diesem Finanzdebakel war vor allem die Depfa. Diese soll nun verkauft werden.

Von Brigitte Scholtes | 26.08.2013
    Der Bund möchte sich bis 2015 aus der HRE, der Hypo Real Estate zurückziehen. Ein erster Schritt soll nun der Verkauf der Tochter Depfa sein. Das soll nach Vorgaben der EU-Kommission bis Ende 2014 geschehen. Auch die Anteile an der zweiten Tochter Deutsche Pfandbriefbank soll der Staat bis 2015 veräußern. Während aber in der Deutschen Pfandbriefbank das weitgehend gesunde Geschäft der Hypo Real Estate gebündelt ist, liegen in der Depfa die Staats- und Immobilienfinanzierungen, die die Konzernmutter einst fast in den Abgrund gerissen hätten, wäre der Staat nicht eingesprungen. Für dieses Geschäft - immerhin noch ein Volumen von gut 60 Milliarden Euro, sollen offenbar Interessenten unter Finanzinvestoren und ausländischen Banken gefunden werden. Die könnten Interesse am Know-how für Pfandbriefgeschäfte haben, heißt es.

    Das Bundesfinanzministerium jedenfalls zeigt sich zuversichtlich, dass die HRE innerhalb des vorgegebenen Zeitplans eine tragfähige Lösung herbeiführen werde. Offiziell wollen sich Experten dazu nicht äußern. Am Markt aber ist Skepsis zu spüren. Das Geschäft mit Staatsfinanzierungen sei inzwischen nicht mehr attraktiv, sodass man die Depfa allenfalls verschenken könne. Das aber würde den Steuerzahler, der ja zig Milliarden für die Rettung der Konzernmutter hatte berappen müssen, wenig erfreuen.

    Die Depfa hatte zwar auch einen kleinen Teil ihres Geschäfts im Bereich der Finanzierung von Infrastruktur durch öffentliche und private Geldgeber. Das aber sei zu klein, als dass es für Investoren so spannend sein könnte, hört man.

    Die HRE hatte unter der Ägide ihres damaligen Vorstandschefs Georg Funke 2007 die in Irland ansässige Depfa übernommen. Damals, so zeigte sich im Nachhinein, begann die Bank schon zu wanken. Denn ihr damaliger Chef Gerhard Bruckermann hatte lange Jahre ein großes Rad gedreht: Die Bank hatte langfristige Geschäfte kurzfristig finanziert. Als die Hypo Real Estate die Depfa übernommen hatte, da ahnte man das am Finanzmarkt noch nicht, da war die Transaktion sogar begrüßt worden. Das zeigt der Kommentar eines Analysten damals:

    "Sie ergänzen sich mit ihren Geschäftsfeldern. Und in diesem Bereich Infrastruktur wollen sie ja beide wachsen. Da sind sie gemeinsam auf einem guten Weg. Und ich glaube, gemeinsam können sie dieses Feld besonders aufrollen. "

    Doch die Finanzkrise zog die Bank in den Abgrund. Und mit ihr die neue Mutter HRE: Weil sie so eng verflochten war mit den anderen Finanzinstituten, sah die Bundesregierung sich im Herbst 2008 verpflichtet, einzugreifen. Ihr damaliger Regierungssprecher Ulrich Wilhelm begründete das so:

    ""Damit schützt die Bundesregierung auch alle anderen Finanzmarktteilnehmer vor Belastungen, die ohne das Eintreten des Staates das Finanzsystem gefährdet hätten oder hätten gefährden können."

    Wegen der Schieflage der HRE wurde damals der Bankenrettungsfonds Soffin gegründet, die staatlichen Hilfen erreichten zeitweise 100 Milliarden Euro. Und Ausgangspunkt war die lange als so stabil geltende Depfa. Aber Staatsfinanzierung ist eben kein sicheres Geschäft mehr – das bleibt als schmerzhafte Lehre der letzten Jahre.