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Kein Abstand auf Tribüne
Bayern-Chef Rummenigge gibt sich reumütig

Die sportliche Leistung des FC Bayern ist nach dem 8:0-Sieg gegen den FC Schalke in den Hintergrund gerückt. Vielmehr wird über Bilder diskutiert, die die Bayern-Vorstandsriege auf der Tribüne zeigten - ohne Abstand, ohne Masken. Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses, fordert Konsequenzen.

Von Tobias Krone | 20.09.2020
FC Bayern Klubchef Karl-Heinz Rummenigge
Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München, hat versprochen, in Zukunft auf der Tribüne auf Abstand zu achten. (dpa/ picture alliance/ Jan Huebner)
Die Bilder vom Freitag – sie gingen durch die Republik und sorgen weiterhin für eine rege Debatte in den sozialen Medien. Beim Spiel gegen Schalke in der leeren Allianz-Arena sitzen die Bayern-Bosse auf der VIP-Tribüne – ohne Abstand und ohne Mund-Nasen-Schutz. Heute nun räumte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge in der Talk-Show Sky 90 ein: "Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass das Bild nicht unbedingt vorbildlich war."
Mit diesem Zitat reagiert Karl-Heinz Rummenigge auf zahlreiche Kritik. Die Deutsche Fußball Liga hatte am Samstag mitgeteilt, sie sei in dieser Angelegenheit "im direkten Gespräch mit dem FC Bayern". Heute gab es dann noch eine Rüge von Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml. Für die Bayern-Funktionäre wäre es "klüger gewesen, wenn sie nicht so eng aufeinander gesessen wären – weil auch ausreichend Platz war", sagte sie der Deutschen Presse Agentur. Am Freitagabend, unmittelbar nach dem Spiel hatte der Vorstand Oliver Kahn die Sitzordnung im ZDF-Interview noch verteidigt. Auf die Frage der Moderatorin, ob es da keine Vorgaben gebe, antwortete Kahn: "Nein, es gab keine Vorgaben, weil wir uns da an die Bayerische Verordnung gehalten haben, die genau das auch erlaubt."
Kahn liegt falsch
Doch mit dieser Aussage lag Oliver Kahn falsch. Zwar erlaubt die Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung Gruppen von bis zu 10 Personen im öffentlichen Raum – und auch das Ablegen einer Maske am Platz. Allerdings gibt es auch mehrere Einschränkungen dieser Regelung. So sei etwa "wo immer möglich" ein Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten. Indem sie keine Maske trugen, verstießen die Bayern-Bosse dann zudem gegen das Hygienekonzept der DFL, die fordert: Im Tribünenbereich müsse man immer Maske tragen. Karl Heinz Rummenigge gab sich dann heute Mittag demütig. "Ich gehe da mal von aus, dass es ein kleines Missverständnis gewesen ist der verantwortlichen Leute bei uns."
Mit Abstand und Mundschutz auf der Tribüne: Die Ersatzbank vom SC Paderborn beim Bundesligaspiel gegen Borussia Dortmund.
Lückenhafte Kontrolle von Bundesliga-Hygienekonzept
Die Politik lobt das Hygienekonzept der Deutschen Fußball Liga. Bei mindestens elf Klubs aus der 1. und 2. Liga wird die Umsetzung aber nicht von externen Stellen wie Gesundheitsämtern kontrolliert.
Über das Gespräch mit der DFL bewahrte Rumenigge Stillschweigen. Nur soviel: "Wir akzeptieren da, dass wir da ich sag mal das beim nächsten Spiel ändern müssen – werden wir ändern. Wir wollen ganz zielbewusst in diesen Zeiten Corona den vorbildlichen Gesundheitsregeln auch folgen. Beim nächsten Spiel werden wir wieder sag ich mal den notwendigen Abstand halten, wenn der gewünscht ist und das ist kein Problem."
Sportausschuss-Vorsitzende fordert Konsequenzen
Doch diese Erklärung stellt nicht alle zufrieden. So erklärte die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag Dagmar Freitag von der SPD, die DFL dürfe nicht zur Tagesordnung übergehen. Auch jenseits des Sports steht die Tagesordnung in Münchens öffentlichem Leben in den kommenden Tagen auf dem Prüfstand. Die 7-Tage-Inzidenz der nachgewiesenen Corona-Ansteckungen liegt in München seit dem Wochenende bei über 50 pro 100.000 Einwohner*innen. Damit gilt die bayerische Landeshauptstadt als "Risikogebiet". Weil die Ansteckungszahlen schon in der vergangenen Woche nach oben gingen, fand das Spiel gegen Schalke – anders als die meisten übrigen Spiele am ersten Spieltag ohne Publikum statt – mit Ausnahme der Bayern-Bosse, die sich in der Allianz-Arena künftig wohl etwas mehr verteilen müssen.