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Kein Nobelpreis für Gordon Walker und Bruce Campbell
Kanadische Exoplaneten-Tragödie

Am kommenden Dienstag werden zwei Schweizer Astronomen mit dem Physiknobelpreis geehrt, weil sie die den ersten Planeten um einen sonnenähnlichen Stern entdeckt haben. Das Feld der Exoplaneten zeigt, dass in der Wissenschaft manchmal Triumph und Tragödie dicht beieinander liegen.

Von Dirk Lorenzen | 07.12.2019
Das reichte für den Nobelpreis: Künstlerische Darstellung des Planeten bei 51 Pegasi
Das reichte für den Nobelpreis: Künstlerische Darstellung des Planeten bei 51 Pegasi (ESO)
Gordon Walker, Astronom an der Universität von British Columbia in Vancouver, und sein Student Bruce Campbell bauten in den 1980er-Jahren einen Spektrografen, mit dem sie das minimale Hin- und Herpendeln von Sternen beobachten wollten – hervorgerufen von Planeten, die um die Sterne laufen.
Viele Jahre lang haben sie alle paar Monate 26 Sterne vermessen. Schließlich zeigte sich, dass der Stern Gamma Cephei offenbar alle zweieinhalb Jahre von einem Planeten umkreist wird.
Doch die beiden stießen bei vielen Kollegen auf völlige Ablehnung. Die Suche nach Exoplaneten galt als unseriös. Besonders schlimm war dies für Bruce Campbell, der damals Anfang 40 war und dringend eine Dauerstelle brauchte. Doch ohne definitive Entdeckung gab es keinen Vertrag.
Gamma Cephei, dessen Exoplaneten schon das kanadische Team entdeckt hatte, leuchtet abends oberhalb des Polarsterns
Gamma Cephei, dessen Exoplaneten schon das kanadische Team entdeckt hatte, leuchtet abends oberhalb des Polarsterns (Stellarium)
Schließlich trieb er 125.000 Dollar Spenden für eine Exoplaneten-Professur auf. Allerdings verweigerte die Universität die übliche Verdopplung des Betrages, weil Studenten kein Geld einwerben durften.
Völlig frustriert verließ Campbell die Astronomie und wurde Steuerberater. Nachdem Jahre später der Boom der Exoplaneten seinen Anfang nahm, wurde bald auch der angefeindete Fund von Walker und Campbell bestätigt. Doch einen Nobelpreis haben sie nicht bekommen.