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Keine Revolution, aber dennoch erfolgreich

Größer, flacher, leichter - mit diesen drei Worten kann man das neue iPhone 5 von Apple umschreiben. Das Handy steht inzwischen für mehr als 50 Prozent des Umsatzes, doch was präsentiert wurde, war keine Überraschung.

Andreas Kolb im Gespräch mit Klemens Kindermann | 13.09.2012
    Klemens Kindermann: Wie immer hatte die Gerüchteküche gebrodelt, gestern Abend war es dann so weit: Apple stellte das iPhone 5 vor. Apple war ja mal als Computerkonzern gestartet, heute ist das Unternehmen vor allem ein Handyhersteller: Das iPhone steht für mehr als 50 Prozent des Umsatzes. Daher waren natürlich die Erwartungen an die gestrige Präsentation entsprechend hoch. Andreas Kolbe aus der Deutschlandfunk-Wirtschaftsredaktion ist ins Studio gekommen, hat Apple die Erwartungen denn erfüllt?

    Andreas Kolbe: Sagen wir so: Apple hat geliefert, was die Gerüchteküche vorher schon so verbreitet hat. Das neue iPhone ist etwas größer geworden, flacher, leichter ... Es unterstützt jetzt auch den schnellen Datenfunk-Standard LTE. Insofern ist es schon eine Weiterentwicklung des Kassenschlagers, eine Evolution, aber eben keine Revolution.

    Es sind keine Überraschungen präsentiert worden - nichts, dass es nicht so oder ähnlich auch schon bei der Konkurrenz gibt. In sofern ist es schon eine neue Situation: Apple ist erstmals nicht der Innovator in der Branche, der die Konkurrenz vor sich hertreibt, sondern ist selbst ein Stück weit der Getriebene. Apple musste reagieren, weil Produkte von anderen Herstellern inzwischen gefährlich nahe an das iPhone herankommen, insbesondere die Galaxy-Modelle des koreanischen Rivalen Samsung ...

    Kindermann: Was heißt das für den Zweikampf?

    Kolbe: Ja, der Zweikampf wird ja etwas ungleich geführt: Apple konzentriert sich ausschließlich auf das Premiumsegment. Das neue iPhone wird in Deutschland ohne Vertrag 680 Euro kosten. Das ist ein stolzer Preis.

    Auch Samsung ist in diesen Sphären unterwegs - mit dem Galaxy S3. Aber der Konzern hat noch viel mehr Geräte, auch deutlich günstigere Smartphones. Und deswegen ist Samsung längst an Apple vorbeigezogen, verkauft mehr als doppelt so viele Telefone. Daran wird auch das iPhone 5 nichts ändern.

    Es ist eher so, dass Apple etwas Druck raus nimmt. In der Regel bleiben iPhone-Generationen ja etwa ein Jahr unverändert, bis ein Nachfolger kommt. Das heißt, Samsung und die anderen Konkurrenten haben nun ein Jahr Zeit, um noch mehr aufzuholen, müssen diesmal keinem neuen von Apple gesetzten neuen Trend hinterherlaufen.

    Und nicht zuletzt wird das neue iPhone auch den Patentstreit zwischen den beiden Rivalen verschärfen. Apple will den Verkauf von Samsung-Geräten in den USA verbieten lassen, darüber haben wir ja schon berichtet. Im Gegenzug will Samsung nun gegen das neue iPhone klagen - weil Apple angeblich beim Datenturbo LTE Patente der Koreaner verletzt hat. Das geht also munter weiter ...

    Kindermann: Wann ist Verkaufsstart in Deutschland?

    Kolbe: Verkaufsstart ist der 21. September. Und zwar in gleich 120 Ländern. Das ist typisch für Apple, dass die Geräte sehr schnell nach der Vorstellung verfügbar sind. Das stresst die Wettbewerber: Nokia zum Beispiel, die vor wenigen Tagen ein neues Top-Modell vorgestellt haben, das aber erst irgendwann im Oktober in die Läden kommen soll.

    Keiner Wehrmutstropfen für Kunden in Deutschland: Das schnelle mobile Internet mit LTE wird hierzulande nur im Netz der Deutschen Telekom funktionieren. Die anderen Anbieter O2 und Vodafone haben zwar auch LTE-Netze, nutzen dafür in Deutschland aber Frequenzen, die vom iPhone 5 nicht unterstützt werden.