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Kennedy-Attentat
Tod eines Hoffnungsträgers

Von John F. Kennedy hat sich das Bild des jugendlich strahlenden Präsidenten eingeprägt. Nach einem denkbar knappen Wahlsieg 1961 wurde er schnell zum Hoffnungsträger für ein neues, besseres Amerika. Erfüllen konnte er diese Erwartung nie, denn am 22. November 1963, heute vor 50 Jahren, wurde er ermordet.

Von Marion Köpcke | 22.11.2013
    "I was enraptured by the appearance of the Kennedys. They just look great! They look like a first couple should look."
    Hingerissen vom Präsidentenpaar ist dieser Reporter. John F. Kennedy und seine Frau Jackie sehen einfach großartig aus, als sie am 22. November 1963 durch die Straßen von Dallas fahren.
    "The President’s car is now turning onto Elm Street and it will be only a matter of minutes, before he arrives at the destination."
    Es ist ein sonniger Tag. Schaulustige säumen die Straßen. Winkend und lächelnd sitzen die Kennedys in der offenen Limousine. Der Empfang ist herzlich, obwohl Texas nicht gerade ein Heimspiel für einen demokratischen Präsidenten bedeutet. Doch um 12:30 Uhr scheint die Welt plötzlich stehen zu bleiben.
    "Something has happened. I repeat, something has happened, something happened"
    "In Dallas, Texas, three shots were fired on President Kennedy’s motorcar"
    "President Kennedy and the Governor John Conally have been shot down in Dallas."
    Zwei Kugeln treffen John F. Kennedy kurz hintereinander. Eine durchschlägt den Hals und verletzt den vor ihm sitzenden Gouverneur von Texas gleich mit. Die zweite trifft ihn in den Kopf. Innerhalb von wenigen Minuten erreicht die Präsidenten-Limousine das nächstgelegene Krankenhaus. Doch jede Hilfe kommt zu spät. Eine gute halbe Stunde nach den Schüssen verkündet das Radio:
    "Ladies and Gentlemen, the President of the United States, John Fitzgerald Kennedy, is dead. The President is dead. Let us pray."
    Enthusiasmus und Aufbruchstimmung waren 1961 mit John F. Kennedy ins Weiße Haus gezogen.
    Kennedy: "I believe that the times re-fire imagination and courage"
    Er war jung, charmant, geistreich und versprach ein neues, ein moderneres Amerika. Die Schüsse von Dallas töteten nicht nur einen Präsidenten, sondern auch dieses Versprechen. Doch wer schoss? Polizei und Geheimdienst stürzen sich sofort in die Ermittlungsarbeit - und können nur eineinhalb Stunden nach dem Attentat einen Verdächtigen präsentieren:
    "His name is Lee Harvey Oswald, O-s-w-a-l-d."
    Der 24-jährige Lee Harvey Oswald, ehemaliger Marineinfanterist und ausgewiesener Scharfschütze, gilt als überzeugter Marxist. Er arbeitet in dem Schulbuchlager, von dessen sechstem Stock die tödlichen Schüsse abgefeuert wurden. Man findet die Waffe und Patronenhülsen. Doch Oswald leugnet und will überhaupt erst durch die Presse erfahren haben, was ihm vorgeworfen wird.
    "Nobody has said that to me yet. The first time I heard about it was when the newspaper reporters in the hall asked me that question."
    Zwei Tage nach seiner Festnahme soll Oswald vom Polizeipräsidium in ein Gefängnis überführt werden. Das Fernsehen berichtet live, als er das Gebäude verlässt, um in den Gefangenentransporter zu steigen.
    "Lee Oswald - He’s been shot!"
    Vor laufenden Kameras und vor den Augen zahlreicher Polizisten tötet ein Nachtclubbesitzer Lee Harvey Oswald mit einem Bauchschuss - aus Rache für Kennedys Tod, wie er sagt. Doch viele Amerikaner zweifeln: Musste Oswald nicht vielmehr sterben, um ein Mordkomplott gegen John F. Kennedy zu vertuschen? Genährt von Ungereimtheiten machen schon bald Verschwörungstheorien die Runde. So wollen Zeugen Männer mit Gewehren und Rauch auf einer nahen Rasenfläche gesehen haben. Warum spannte ein Mann bei wolkenlosem Himmel genau in dem Moment einen Regenschirm auf, als der Präsidentenwagen vorbeifuhr? Und war es tatsächlich möglich, dass eine Kugel sowohl den Präsidenten als auch den Gouverneur traf? Immerhin hatten einige Zeugen einen vierten Schuss gehört, der aus einer anderen Richtung kam als die übrigen.
    "It was no question in my mind: It was bang - bang - bang."
    Nur drei Schüsse, ist sich dieser Reporter sicher, habe er damals am Tatort gehört. Damit stützt er das Ergebnis, zu dem seit 1963 immer wieder die unterschiedlichsten Untersuchungskommissionen kommen: Eine Kugel verfehlte ihr Ziel, zwei trafen den Präsidenten. Einen vierten Schuss gab es nicht. Alleiniger Täter ist Lee Harvey Oswald. Noch heute wollen 80 Prozent der Amerikaner das nicht glauben. Sie sind sich sicher, dass John F. Kennedy Opfer eines Mordkomplotts wurde - ohne sich freilich auf die Hintermänner einigen zu können. Zur Wahl stehen FBI oder CIA, Kuba oder die Sowjetunion, rechtsradikale Gruppierungen oder die Mafia.