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Kennedys Kiddie Corps in der Dritten Welt

Das 'Peace Corps' soll den Menschen in der Dritten Welt helfen - und dabei ein möglichst positives Bild von den USA und seinen Bürgern zu vermitteln. Am 1. März 1961 rief US-Präsident John F. Kennedy die Freiwilligenorganisation ins Leben.

Von Wolf-Sören Treusch | 01.03.2011
    John F. Kennedy erhielt für seine Idee der Peace Corps Beifall.
    John F. Kennedy erhielt für seine Idee der Peace Corps Beifall. (AP Archiv)
    "It's wonderful", freut sich eine junge Mitarbeiterin im frisch eingerichteten Hauptquartier des "Peace Corps" in Washington. Pausenlos klingeln am 01. März 1961 die Telefone. Mehr als 5.000 Freiwillige melden sich in den ersten 24 Stunden. Gerade die akademische Jugend in den USA ist begeistert von Kennedys Idee, das "Peace Corps" zu gründen und damit freiwillige idealistische Entwicklungshelfer in die Länder der Dritten Welt zu schicken.

    J. F. Kennedy: "Es wird keine leichte Aufgabe sein. Kein Freiwilliger wird ein Gehalt beziehen, alle werden leben, arbeiten und essen wie die Menschen, zu denen sie gehen werden. Und sie werden ihre Sprache sprechen. Wir wollen vor allem junge Menschen entsenden, die sich als Lehrer, in der Landwirtschaft oder im Gesundheitsbereich einbringen können. Ich hoffe, dass man mit den Amerikanern zufrieden sein wird und dass unser Projekt ein Beitrag zum Weltfrieden ist."

    John F. Kennedy war kurz zuvor zum 35. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden. In seiner berühmten Antrittsrede hatte er an die Opferbereitschaft seiner Landsleute appelliert, hatte die Amerikaner aufgefordert, ihm zu neuen Ufern zu folgen, die Welt mit Stärke und Entschlossenheit zu führen und besser zu machen.

    "Und so, meine amerikanischen Mitbürger, fragt nicht, was Euer Land für Euch tun kann, fragt, was Ihr für Euer Land tun könnt. Und meine Mitmenschen in aller Welt, fragt nicht, was Amerika für Euch tun kann, sondern fragt, was wir gemeinsam für die Freiheit der Menschheit tun können."

    John F. Kennedy hielt die Dritte Welt für das eigentliche Schlachtfeld in der Auseinandersetzung zwischen Diktatur und Demokratie. Er wusste: Den Krieg gegen den Kommunismus konnten die USA allein mit militärischen Mitteln niemals gewinnen.

    Die Gründung des "Peace Corps" gehörte zu seinen ersten Amtshandlungen. Überall im Land erhielt er dafür patriotischen Beifall. 71 Prozent aller Amerikaner befürworteten das Programm. Tausende freiwillige Entwicklungshelfer zogen nach Afrika, Asien und Lateinamerika, die ersten im August 1961 nach Ghana. Ob als Lehrer im Armenviertel oder als Gesundheitsberater auf dem Land, ob im Bürgerkriegskonflikt oder in der AIDS-Prävention: Die jungen Amerikaner gingen dorthin, wo sie gebraucht wurden. Heute sieht man das ein oder andere Projekt durchaus kritisch, aber damals herrschte Aufbruchstimmung.

    "Eine Euphorie, man könne, wenn man sich entsprechend anstrengen würde, innerhalb relativ kurzer Zeit die Entwicklungsländer in eine wirtschaftliche, technisch-zivilisatorische Situation bringen, die ihnen gestattete, Anschluss an die Industrieländer zu finden.",

    Willi Erl, einer der späteren Geschäftsführer des Deutschen Entwicklungsdienstes. Als der DED im Juni 1963 gegründet wurde, war US-Präsident Kennedy bei der offiziellen Feier dabei. Bundespräsident Heinrich Lübke:

    "Die Vereinigten Staaten haben der Welt mit der Gründung des 'Peace Corps' ein leuchtendes Beispiel gegeben. Sie haben gezeigt, dass in der amerikanischen Jugend Pioniergeist, Hilfsbereitschaft und Vertrauen in die eigene Kraft nach wie vor wirksam sind."

    J. F. Kennedy: "West-Europa und die Vereinigten Staaten sind doch Inseln der Prosperität in einem Meer der Armut. Ich hoffe, dass die Arbeit in einem Dorf, das Tausende von Kilometern entfernt ist, die Jugendlichen zufriedener macht, als wenn sie bei uns nur einer 'normalen' Karriere nachgingen."

    Anfangs wurde das "Peace Corps" als "Kennedys Kiddie Corps" verspottet, als ein Haufen von Kids, die in Bermuda-Shorts die Welt unsicher machten. Doch im Laufe der Zeit wurden die Strukturen immer professioneller. Jeder Freiwillige erhält schon lange ein kleines Gehalt, dazu am Ende seiner zweijährigen Auslandstätigkeit eine Wiedereingliederungshilfe in Höhe von 7.500 US-Dollar. Mehr als 200.000 junge Amerikaner haben seit 1961 freiwillig in einem Land der Dritten Welt ihren Dienst getan. Das Friedenscorps hat es geschafft, sich als ernst zu nehmende Entwicklungshilfeorganisation zu profilieren.