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KFW-Bilanz
Große Nachfrage nach Baukindergeld

Das im vergangenen Jahr eingeführte Baukindergeld erfreut sich Beliebtheit. 56.000 Familien in Deutschland haben den staatlichen Zuschuss bereits in Anspruch genommen, die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) hat dafür 1,2 Milliarden Euro bewilligt. Derzeit ziehen die Anträge für Neubauten an.

Von Mischa Ehrhardt | 13.02.2019
    Eine Familie steht vor ihrem Eigenheim
    Immer mehr Familien in Deutschland beantragen Baukindergeld (imago/imagebroker)
    Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 85 zu 15. Gemeint sind die Anteile des Baukindergeldes, die in den Kauf bereits bestehender Immobilien geflossen sind anstatt in Neubauten. Dabei ist der überwiegende Teil von 85 Prozent bislang eben in den Kauf bestehender Immobilien geflossen.
    "Das ist nicht weiter verwunderlich, da die Antragsstellung erst nach Einzug möglich ist, und wer ein neues Haus erst einmal bauen muss, bevor er den Antrag stellen darf, der hängt sozusagen mit den Zahlen noch ein bisschen hinten dran", sagt KFW-Vorstandschef Günther Bräunig. Dennoch ist die Verteilung der Anträge auf Baukindergeld keine sonderlich gute Nachricht für die Regierung in Berlin, denn die wollte mit der Maßnahme mehr bezahlbaren Wohnraum fördern - also insbesondere den Neubau von Häusern und Wohnungen.
    Einkommen bis 90.000 Euro zuteilungsberechtigt
    Das Baukindergeld können Familien bis zu einem Einkommen von insgesamt 90.000 Euro beantragen, um sich die eigenen vier Wände besser leisten zu können. Möglich ist ein Zuschuss von insgesamt 12.000 Euro über den Zeitraum von zehn Jahren pro Kind. Die Nachfrage nach der Förderung jedenfalls ist groß.
    "Wir haben damit aus heutiger Sicht schon 56.000 Familien mit rund 100.000 Kindern beglücken können".
    Für dieses Glück hat die KFW also im vergangenen Jahr rund 1,2 Milliarden Euro bewilligt. Mit den Anträgen zu Jahresbeginn sind es nach Aussagen von Bundesinnenminister Horst Seehofer schon 1,3 Milliarden Euro. Dass der Anteil am Kauf bestehender Immobilien derart groß ist, liegt also auch am Antragsverfahren für die Familien-Immobilienzulage – erst bauen, dann einziehen und dann Geld beantragen. Da einige der Neubauten langsam festig gestellt sind, ziehen die Anträge auf Baukindergeld für Neubauten an.
    "Da sieht man schon eine Verschiebung, also es geht auch jetzt mehr in den Neubau. Die Verschiebung ist noch nicht dramatisch, aber die 15 haben sich auf nahe unter 20 Prozent erhöht; also ein deutlich höherer Anteil im Neubau in 2019. Ob sich das jemals auslevelt, das muss man dann beobachten. Aber der Trend geht schon dahin, dass wir mehr Neubau in 2019 beobachten können als in der Anlaufphase gegeben war", sagt Ingrid Hengster.
    Häufung in Ballungsräumen der alten Bundesländer
    Sie ist als KFW-Vorständin für die Inlandsförderung zuständig: Abgerufen wird das Baukindergeld vor allen in Ballungsräumen der alten Bundesländer: Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern und Niedersachsen führen die Statistik an. Und: Rund 63 Prozent der Förderung insgesamt fließen in Städte. Die Befürchtung von Kritikern, dass das Baukindergeld möglicherweise Familien zufließt, die es finanziell nicht wirklich nötig haben, teilt Ingrid Hengster nicht.
    "Die Einkommensgrenze ist ja festgelegt 75.000 plus 15.000 je Kind; und dass wir das Immobilien-Voreigentum ausgeschlossen haben. Damit ist ja schon eingegrenzt, wer überhaupt das Baukindergeld in Anspruch nehmen kann".
    Die KFW ist als staatliche Förderbank für die finanzielle Abwicklung solcher Förderprogramme zuständig. Trotz der Zinsflaute an den Kapitalmärkten hat die KFW im vergangenen Jahr ihren Gewinn steigern können, er werde im, Jahr 2018 also höher ausfallen als die 1,4 Milliarden des Vorjahres. Das liegt auch daran, dass die KFW weniger Geld für die Vorsorge gegen ausfallgefährdete Kredite treffen muss. Für dieses Jahr rechnet KFW-Vorstand Günther Bräunig, wie viele andere, mit einer etwas gedämpfteren Stimmung in der Wirtschaft.