Donnerstag, 18. April 2024

Archiv

Kim Jong-un in Peking
Nordkorea sucht Chinas Rückendeckung

Der Besuch von Kim Jong-un in Peking war für viele Beobachter eine Überraschung. Die chinesische Staatspropaganda stellt den Besuch als Wendepunkt in den chinesisch-nordkoreanischen Beziehungen dar. Der nordkoreanische Machthaber stellte bei dem Treffen Bedingungen für einen möglichen Atomwaffenverzicht seines Landes.

Von Steffen Wurzel | 28.03.2018
    Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un (l) und Chinas Präsident Xi Jinping sich die Hand gebend
    Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un beim Besuch in China mit Präsident Xi Jinping (dpa / Xinhua)
    Die chinesischen Online-, Radio- und Fernsehnachrichten berichten seit heute früh ausführlich über den Besuch von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un in Peking. Die Berichte halten sich streng an die Vorgaben der staatlichen Propaganda-Behörde. Das Fernsehen zeigt minutenlang weitgegend tonlose Bildteppiche vom festlichen Empfang Kim Jong-uns durch Chinas Staatschef Xi Jinping. Ab und zu sind kurze Gesprächsfetzen oder Ausschnitte der beiden Nationalhymnen zu hören.
    Xi Jinping und Kim Jong-un schreiten über rote Teppiche, beraten mit ihren Delegationen an einem großen Verhandlungstisch, halten Ansprachen - direkt zu hören sind aber weder Xi noch Kim. Stattdessen eine Sprecherin, die ellenlange offizielle Verlautbarungen vorträgt. Was die staatlichen Medien angeht tickt China an Tagen wie diesen noch sehr steinzeit-kommunistisch. Nach sieben Minuten monoton besprochenem Bildteppich kommt die Fernsehsprecherin schließlich auf den Punkt, in dem sie Nordkoreas Staatschef Kim Jong-un zitiert.
    Nordkorea wohl bereit, mit den USA zu verhandeln
    Nordkorea sei bereit für ein Gipfeltreffen mit den USA, um direkt zu verhandeln. Eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel sei möglich, falls Südkorea und die USA bereit seien, eine Atmosphäre des Friedens und der Stabilität zu schaffen.
    Was Kim damit gemeint haben dürfte: Erstens sollen die USA und Südkorea auf gemeinsame Militärmanöver verzichten. Zweitens: Er ist theoretisch bereit, seine Atomwaffen aufzugeben, wenn er im Gegenzug die Garantie bekommt, uneingeschränkt an der Macht bleiben zu können.
    Und hier kommt China ins Spiel: Um Nordkorea langsfristig und stabil wie bisher regieren zu können, braucht Kim die Rückendeckung des Nachbarlandes. Die Beziehungen zwischen den beiden Nachbarstaaten hatten sich in den vergangenen Jahren aber deutlich abgekühlt. Von der chinesischen Staatspropaganda wird der Besuch Kims in Peking nun wird als Wendepunkt in den chinesisch-nordkoreanischen Beziehungen dargestellt.
    Bilder zeigen einen Xi als Ansagen-Macher
    Entsprechend äußerte sich heute auch der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Lu Kang, in Peking. Es sei das Ziel der chinesischen Staats- und Parteiführung, gute Beziehungen mit Nordkorea zu pflegen.
    "Wir möchten die Führungsstärke der beiden Staatsspitzen ausbauen, gemeinsam mit unseren nordkoreanischen Genossen. Wir möchten die strategische Kommunikation vertiefen, die Zusammenarbeit ausbauen, eine friedliche Entwicklung vorantreiben, damit sich die chinesisch-nordkoreanischen Beziehung auf eine gesunde, langfristige und stabile Art entwickeln."
    Was heute in Peking nicht so gesagt wurde, aber durch die veröffentlichten Bilder des Treffens für alle klar sichtbar wurde: Es ist Chinas Staatschef Xi Jinping, der die Ansagen macht. Kim Jong-un hingegen hört in erster Linie zu und macht sich artig Notizen in ein kleines Büchlein.