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Kinder haften für ihre Eltern - Die Flick-Collection und die Berliner Republik

Am Dienstag der vergangenen Woche hat Bundeskanzler Gerhard Schröder in Berlin die Ausstellung der "Friedrich Christian Flick Collection" eröffnet. Zunächst sieben Jahre lang sollen dort wechselnde Werkgruppen gezeigt werden, die der Industriellenerbe aus seiner Privatkollektion als Leihgaben zur Verfügung stellt. Flick finanzierte dafür mit acht Millionen Euro den Umbau einer ehemaligen Speditionshalle neben dem Museum "Hamburger Bahnhof". Die Berliner Museen zahlen den laufenden Betrieb des Museums und den Erhalt der Bilder.

Moderation: Stefan Koldehoff | 26.09.2004
    Die qualitativ hochwertige " Friedrich Christian Flick Collection " ist politisch umstritten. Flicks Großvater Friedrich Flick war einer der größten Unterstützer und Profiteure des NS-Regimes. Sein Onkel versuchte später über Parteispenden, Einfluss auf politische Entscheidungen in Deutschland zu erkaufen. Er selbst zahlt seine Steuern in der Schweiz. Anders als seine Geschwister weigerte sich Friedrich-Christian Flick zudem in jenen Fonds einzuzahlen, aus dem ehemalige Zwangsarbeiter entschädigt werden sollen. Auf dem Einsatz von Zwangsarbeitern beruht aber auch jenes ererbte Vermögen, von dem Flick seine Kunstsammlung kaufen konnte.

    Flick und die Berliner Museen lehnten es zudem ab, in dem neu eröffneten Museum auch die Geschichte der Familie Flick zu dokumentieren. Dafür, so die gemeinsame Begründung, dürfe die Kunst nicht vereinnahmt werden. Der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Salomon Korn, sprach deshalb von "Blutgeld", das durch die Kunst weißgewaschen werden solle.

    Zu den Kritikern von Friedrich-Christian Flick zählt auch Micha Brumlik, Professor an der Frankfurter Johann-Wolfgang Goethe-Universität und Direktor des Fritz-Bauer-Instituts, das Geschichte und Wirkung des Holocausts untersucht.